International
Migration

Österreich testet Flüchtlinge auf ihre beruflichen Qualifikationen

Österreich testet Flüchtlinge auf ihre beruflichen Qualifikationen

13.01.2016, 08:2313.01.2016, 08:46

In Österreich hat ein erster, nicht repräsentativer Test von Flüchtlingen auf ihre beruflichen Qualifikationen ein uneinheitliches Ergebnis hervorgebracht: Gut ausgebildet waren Flüchtlinge aus Syrien, Irak und Iran. Ein geringes Ausbildungsniveau hatten hingegen Flüchtlinge aus Afghanistan.

Das staatliche Arbeitsmarktservice (AMS) erhob im vergangenen Herbst mit dem Pilotprojekt «Kompetenzcheck» die Ausbildung von 898 Asylberechtigten, 451 Männer und 447 Frauen. Den Rahmen dazu bildete ein fünfwöchiger Kurs.

Jeder vierte Syrer hat einen Uni-Abschluss

Die am Dienstag in Wien präsentierte Auswertung ergab unter anderem, dass bei anerkannten Flüchtlingen aus Syrien 29 Prozent eine Matura und 26 Prozent ein Studium vorweisen konnten. Im Gegensatz dazu hatten bei afghanischen Asylberechtigten 30 Prozent keine Schulbildung und 20 Prozent die Primarschule besucht.

Asylwerber in Eichgraben in Österreich.
Asylwerber in Eichgraben in Österreich.
Bild: APA
Ein Asylbewerber in Österreich.
Ein Asylbewerber in Österreich.
Bild: APA

Die Ausbildungserhebung ist nicht repräsentativ für alle anerkannten Asylberechtigten der aktuellen Flüchtlingswelle. Die Kurse mit muttersprachlichen Trainer bestanden aus Gruppen- und Einzeleinheiten mit praktischer Erprobung. Es habe keine besonderen Kriterien gegeben, wie die Personen im Herbst ausgewählt wurden, erklärte AMS-Wien-Chefin Petra Draxl bei der Präsentation der Ergebnisse.

«Herausforderungen bleiben gross»

AMS-Chef Johannes Kopf ist für die Integration von anerkannten Flüchtlingen in den österreichischen Arbeitsmarkt «vorsichtig optimistisch». Es sei aber eine «Herkulesaufgabe», sagte er. Bei Asylberechtigen aus Syrien, Irak und Iran gebe es «optimistisch stimmende Ergebnisse», bei Personen aus Afghanistan hingegen «bedrückende Ergebnisse».

Kopf warnte davor zu glauben, dass aufgrund der relativ guten Ausbildung der syrischen, iranischen und irakischen Flüchtlinge die Integration in den Arbeitsmarkt leichter sei. Die Flüchtlinge wären teilweise traumatisiert und hätten schlechte Sprachkenntnisse. «Die Herausforderungen bleiben gross», mahnte der AMS-Vorstand.

Arbeit als Grundlage für «gelungene Integration»

Noch seien die Flüchtlinge nicht am Arbeitsmarkt angekommen. Bei vielen Flüchtlingen laufe derzeit noch das Asylverfahren in Österreich und sie dürfen nur in Ausnahmefällen arbeiten. Im Jahr 2015 wurden in Österreich rund 90'000 Asylanträge gestellt.

Für Sozialminister Rudolf Hundstorfer ist es «eine grosse Herausforderung», die Asylberechtigten am angespannten Arbeitsmarkt unterzubringen. Arbeit sei der «beste Schlüssel für eine gelungene Integration» und wichtig, um «Sozialkosten zu minimieren», betonte Hundstorfer.

Migration

Beim generellen Zugang von Asylwerbern auf den Arbeitsmarkt sei er aber «weiterhin auf der Bremse», sagte der Sozialdemokrat. Das Arbeitsmarktservice und Sozialminister Hundstorfer rechnen heuer für dieses Jahr mit rund 30'000 weiteren anerkannten Flüchtlingen, die auf den österreichischen Arbeitsmarkt drängen.

(sda/apa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
«Sniper-Touristen» in Bosnien-Krieg: Rom untersucht «Wochenend-Scharfschützen»
Der Skandal um mutmassliche italienische «Kriegstouristen», die in den 1990er Jahren als Scharfschützen an der Belagerung von Sarajevo teilgenommen und dafür bezahlt haben sollen, Zivilisten zu erschiessen, sorgt in Italien für Aufregung. Der Fall könnte bald die Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni beschäftigen.
Zur Story