Es ist ein regelrechter Wirbelsturm, den die Doping-Häscher damit auslösen – und er stellt so manches Olympia-Podest der Olympischen Spiele 2008 und 2012 komplett auf den Kopf. Mindestens 75 Athleten sind bei Nachtests eingefrorener Urin-Proben als Doping-Sünder entlarvt worden darunter satte 40 Medaillen-Gewinner. Das hat die «New York Times» enthüllt.
Im Nachgang zum Bekanntwerden des russischen Staats-Doping-Systems im Sommer waren zahlreiche Urin-Proben erneut unter die Lupe genommen worden. Offenbar ein Volltreffer. Eine Mehrheit der Doping-Sünder stammt aus Russland und anderen osteuropäischen Staaten.
Mit den jüngsten Enthüllungen – die Nachtests werden in insgesamt vier Wellen durchgeführt – weitet sich die Dimension des Doping-Skandals weiter. Bereits im Sommer war bekannt geworden, dass bei der Nachkontrolle eingefrorener Proben gegen 50 Athleten überführt worden waren, davon 23 Medaillengewinner.
Die Doping-Fahnder gehen davon aus, dass die Zahl der überführten Athleten weiter in die Höhe schiessen wird. Gian-Franco Kasper, Schweizer Sportfunktionär und Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees, zeigt sich ungläubig:
Das Olympische Komitee ist bereits zur Tat geschritten: 16 Athleten wurden vergangene Woche bereits für ihre Doping-Vergehen bestraft – unklar ist, wie. 12 weitere wurden heute über den positiven Doping-Nachweis informiert. Fast alle der positiven Nachweise betrafen die beiden Steroide Stanazolol und Turinabol. Es sind jene beiden Substanzen, die auch in den staatlichen Doping-Programmen der DDR massenhaft eingesetzt worden waren.
Leichtathleten und Gewichtheber bilden die grosse Mehrheit der bisher überführten Sportler. Es ist eine gängige Praxis, dass Urin-Proben nach Grossanlässen eingefroren und Jahre später erneut untersucht werden – dank technischer Fortschritte werden so oftmals gedopte Athleten lange Jahre nach ihrem Einsatz überführt. Gian-Franco Kasper sagt:
(tat)