Besser und günstiger: Deshalb erhöhte sich die Zahl der Übernachtungen von Schweizern in Österreich in den Wintersaisons seit dem Jahr 2000 fast ununterbrochen von 1,23 auf 2,35 Millionen. Den Anstieg befeuerte die Krise des Euro. Der starke Franken machte Ferien im Ausland für Schweizer billiger.
Der Aufwärtstrend fand ein jähes Ende, wie die Zahlen von Statistik Austria belegen. Die Logiernächte von Schweizern in Österreich gingen von November bis Februar um 37'500 Logiernächte oder 2,2 Prozent zurück. Betroffen sind vor allem Vorarlberg und Tirol.
Das schenkt ein: Schweizer sind zahlungskräftige Gäste. Während sie hierzulande 160 Franken pro Ferientag ausgeben, sind es in Österreich 173 Franken. Sechs von zehn steigen dort in 4- oder 5-Stern-Hotels ab.
Gemäss österreichischen Tourismusvertretern hat der Rückgang in erster Linie damit zu tun, dass die Weihnachts- und Neujahrsferien kürzer ausfielen, weil die Feiertage auf Wochenenden fielen. Der Februar vor einem Jahr war wegen des Schaltjahrs einen Tag länger. Obendrein fiel spät Schnee.
Schweizer Gäste hätten wegen des «verhaltenen Winterstarts» mit den Buchungen ihrer Skiferien den Februar abgewartet, sagt Florian Neuner, Sprecher von Tirol Werbung: «Dadurch kann es sein, dass dann die gewünschte Unterkunft nicht oder nur verkürzt verfügbar war.» In Tirol belief sich der Rückgang von November bis Februar auf 36'300 Logiernächte oder 3,8 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode.
Das sind alles Faktoren, die aber auch auf die Schweiz zutrafen. Hier melden Skigebiete beinahe durchs Band eine Zunahme bei den einheimischen Gästen. Dies ergab eine Umfrage der «Schweiz am Wochenende» bei elf Tourismusbüros im Berner Oberland, in Graubünden, in der Innerschweiz und im Wallis.
Das Engadin legte bis Ende Februar gar um 13,4 Prozent zu, Davos und Klosters sowie Zermatt bisher um 4 Prozent. «Die Schweizer kehren tatsächlich zurück», sagt Reto Branschi, Direktor der Destination Davos Klosters. So höre er von Schweizer Gästen, die Freundlichkeit in Österreich lasse zu wünschen übrig: «Das erstaunt uns extrem.»
Auch Pascal Jenny, Kurdirektor von Arosa Lenzerheide, sagt: «Der Lack von der übermässig gelobten Freundlichkeit bröckelt.» Österreich verliere Gäste, weil wegen der tieferen Preise der Massentourismus zugenommen habe. So beklagten sich laut Branschi Schweizer Gäste über überfüllte Pisten und Restaurants.
Die Qualität in der Schweiz sei besser als in Österreich, sagt Jenny: «Wir haben in der Krise in der Schweiz, gerade auch in Arosa Lenzerheide, sehr viel gut gemacht: richtig investiert, mehr Demut entwickelt und uns wieder näher am Kunden orientiert.»
Daher profitieren die Schweizer Skigebiete nun davon, dass die Schneesicherheit gegenüber Österreich höher ist. Unsere Berge sind halt höher. Das zahlt sich langsam aus. Markus Berger, Sprecher von Schweiz Tourismus, sagt: «Wir sehen, dass der stetige Abwärtstrend bei den Logiernächten zu Ende ist.» Es gebe «deutliche Anzeichen», dass die Talsohle erreicht sein könnte: «Wir hoffen, dass damit die Trendumkehr geschafft ist.»
In der Tat mussten von den elf von der «Nordwestschweiz» befragten Skiregionen laut bisher vorliegenden, noch provisorischen Zahlen nur die Lenzerheide, Disentis Sedrun und Gstaad nochmals Verluste bei den Logierzahlen hinnehmen. Alle anderen hielten die Vorjahresresultate oder verzeichneten eine Zunahme.
Am markantesten gelang dies dem Engadin: Dort stiegen die Übernachtungen bis Ende Februar um 6,3 Prozent. Mit den Skiweltmeisterschaften konnte die Region neue Gäste anziehen, sagt der Sprecher der Vermarktungsorganisation, Roberto Rivola: «Ungefähr die Hälfte der Besucher war zum ersten Mal im Engadin.»
In Zermatt rechnen die Touristiker nach wie vor damit, die Saison mit einem Plus von vier bis fünf Prozent abzuschliessen. Die Bergbahnen befinden sich auf Rekordkurs.
Auch in Engelberg haben die Bergbahnen laut Tourismusdirektor Frédéric Füssenich gut gearbeitet und liegen fünf Prozent über Vorjahr. Ebenfalls besser lief es den Bahnen in der Aletsch-Arena.
Insgesamt ist die Zahl der Hotelübernachtungen in der Schweiz von November bis Februar um 0,8 Prozent auf rund zehn Millionen angestiegen. Mehr Ferien in der Schweiz haben nicht nur Schweizer gemacht, sondern auch Gäste aus dem Ausland. «Der Rückgang aus Deutschland konnte abgebremst und stabilisiert werden», sagt der Sprecher der Jungfrau Region, André Wellig.
Das gilt auch für andere Skigebiete. Zwar ist der Turnaround bei europäischen Gästen nicht geschafft. Aber die Folgen des Euroschocks scheinen, zumindest im Winter, langsam abzunehmen. Zudem reisen vermehrt Gäste aus Übersee an.
Daher blicken die meisten der befragten Touristiker optimistisch in die Zukunft: Sie gehen davon aus, die Gästezahlen in der kommenden Sommer- und Wintersaison zumindest halten oder ausbauen zu können.