Falls du dich fragst, wer die bescheuertesten Briefe aller Zeiten verfasst, dann kriegst du hier die Antwort. Es ist der eidgenössisch diplomierte Meeresbiologe Günter Struchen. Er mag aber schon länger nicht mehr den Gesängen der Buckelwale lauschen. Er sitzt lieber am Schreibtisch und belästigt die Politiker, Künstler, Institutionen und Behörden unseres Landes mit seinen sonderbaren Anfragen.
Von Chris von Rohr will er wissen, warum Nilpferde so fett sind. Chris von Rohr weiss es leider nicht. Dafür hat Herr Struchen in Erfahrung gebracht, dass Furzen im Kino Aarau stillschweigend toleriert wird. Die Bereichsleitung Backoffice des Kinos empfiehlt allerdings, dafür eine besonders laute Szene abzuwarten.
Womöglich versucht Günter Struchen mit all seinen Briefen, sich über seine Halbglatze hinwegzuschreiben. Der Haarverlust von Männern mittleren Alters kann zuweilen wunderliche Blüten treiben. Aber wir wollen ihn selbst dazu befragen:
Herr Struchen. Sie sind ja als Meeresbiologe kläglich gescheitert. Wie kam es, dass Sie nun diverse Politiker, Institutionen und Behörden mit ihren merkwürdigen Briefen nerven?
Günter Struchen: Vor ein paar Jahren sass ich, weil arbeitslos, auf einer Parkbank im Dählhölzli in Bern und streute Brot-Brösmeli ins Flamingo-Gehege, als ich Zeuge davon wurde, wie ein Groseli das Nano-Gageli ihres Pudels fein säuberlich aufwischte, gerade so als sei es das Selbstverständlichste überhaupt. Irgendwie war dem Tierchen anzusehen, dass es ob dieser Bevormundung schier verzweifelte. Das arme Ding – ein Nachfahre des Wolfes notabene – war nicht nur zum Stöckli-bringenden Chrüppeli niedergezüchtet worden, sondern durfte darüber hinaus nicht einmal mehr dorthin gaglen, wo es wollte.
Das weckte den Rebellen in mir. Dergleichen Ungerechtigkeiten dürfen doch nicht widerstandslos akzeptiert werden? Seither scheue ich keinen Aufwand und schrecke vor keiner Frage zurück. Das Briefpapier ist meine Lanze, das Selbstverständliche die Windmühle am Horizont!
Es gibt doch sicher Adressaten, die wenig Verständnis für Ihre Anfragen aufbringen konnten.
Unter den Antworten auf die über 1500 Briefe, die ich im vergangenen Jahrzehnt in alle Welt versendete, waren weniger als eine Handvoll, die mir mindestens einen Bandscheibenvorfall und maximal Syphilis wünschten. Ich kann mir das nur auf drei Arten erklären.
Und die wären?
A) Entweder sind die Institutionen, Behörden und Politiker, die ich anschrieb, ihrerseits in ähnlichem Ausmass komplett-bescheuert, wie ich es bin. Oder aber B) Meine Mission hat tatsächlich ihre Berechtigung! Natürlich ist es gerade so gut auch möglich, dass weder Antwort A) noch Antwort B), sondern viel mehr Antwort E) «in den Wald scheissen» zutrifft.
Haben Sie Disu Gmünder – den Gitarristen von Patent Ochsner – mit Bachforellen oder Ähnlichem gelockt, damit er Ihren Song «Günter Struchen» produziert?
Ich musste ihn nicht locken, es war vielmehr ein Glücksfang. 2012, an einem Konzert am Gurten, war ich ob der fantastischen Musik derart in Ekstase versetzt, dass ich in einem Akt der Spontaneität meine Unterhose auf die Bühne schmiss, wo sie toute juste in der Posaune Disu Gmünders landete. Seither pflegen wir eine rege Brieffreundschaft, ja wir haben uns sogar schon einmal gegenseitig die Namen vorgetanzt.
Wenn man sich die beiden CDs angehört hat, was kann man dann damit machen?
Ach, ich glaube dieser Frage liegt eine viel grundsätzlichere zugrunde. Eine Frage, die sich jedes Wesen ab Orang Utan aufwärts wohl schon einmal gestellt hat. Nämlich:
Der Philosoph Empodokles meinte einst, man solle sich angesichts der ganzen Sinnwidrigkeit des Kosmos von solchen Sinnfragen fernhalten und sich stattdessen in jeder Handlung die ganz simple Frage stellen: «Wähle ich den Pfad der Liebe, oder jenen des Hasses?»
Und was hat das jetzt genau mit dem Hörbuch zu tun?
Um eine positive kosmische Liebesbilanz zu erreichen, können die CDs einer verflossenen Liebe, dem bornierten Chef, dem lebensmüden Grossvater oder einem anstrengenden Onkel weiterverschenkt werden. Oder aber man wählt den Pfad des Hasses und errichtet mit ihnen auf dem Marktplatz in Oberwil-Lieli ein riesiges CD-Minarett, bewirft Tierliquäler oder zerkratzt die Autos intoleranter Seckelpeter.
Sie betreiben neben dem Briefeschreiben auch ein Unterhosen-Geschäft. Die Struchn Fäschn Ungerhosi & Mode X Ce Soirs GmbH. Worauf dürfen wir uns im neuen Jahr freuen?
2017 möchten wir gerne einen Papa-Moll-Büstenhalter mit Klettverschluss auf den Markt bringen. Die Verhandlungen sind noch im Gang. Es ist kompliziert.