
Serbien, in der Nähe von Belgrad, 2016: Ein Mädchen in einem Flüchtlingscamp schaut aus dem Fenster.bild: reuters, bearbeitung watson
Aufklärung ist das Einzige, was gegen Unwissen, Desinformation und Vorurteile nützt. Dazu ist jetzt die Ausstellung «Flucht» im Landesmuseum da.
02.11.2016, 20:0903.11.2016, 04:11
65 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Pro Minute werden 24 Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. 51 Prozent davon sind unter 18 Jahre alt.
Bei uns machen die Asylsuchenden, vorläufig Aufgenommenen und anerkannten Flüchtlinge ein Prozent der Gesamtbevölkerung aus.

Somalia, Mogadischu, 2015: Ein jemenitischer Junge trägt einen Kanister durchs Flüchtlingscamp.bild: reuters, bearbeitung watson
Diese Menschen sind durchschnittlich 17 Jahre lang in Bewegung. Sie fliehen, sie reisen von Land zu Land, wechseln die Lager. Eine ganze Generation Menschheit, die kein richtiges Zuhause hat. Eine ganze Generation traumatisierter Menschheit.
«Wie weit weg das Schicksal der Flüchtlinge für uns teilweise ist, zeigt sich auch an der Sprache. Wir schreiben von Migrantenströmen, die Europa heimsuchen. Wir lesen von einer Flüchtlingswelle, die über uns hereinbricht. Wir machen die Flüchtlinge zu Naturgewalten.»
Bundesrätin Simonetta Sommaruga
«Flucht» – Ausstellung im Landesmuseum
Die Ausstellung schafft einen Eindruck, was es bedeutet, auf der Flucht zu sein. Filmaufnahmen zeigen die gefährliche Reise, die Tagebücher von fünf Flüchtlingen begleiten den Besucher durch ihr rastloses Leben. Du erfährst, wer Schutz erhält und wer nicht, wie und wo die Schweiz Hilfe leistet und wie das Asylverfahren in der Schweiz funktioniert.
WO: Schweizerisches Landesmuseum
Museumstrasse 2, 8021 Zürich
WANN: 29. Oktober 2016 bis 5. März 2017.
Çeşme, Türkei, 2015: Ein Mädchen wartet in einem verlassenen Strandhaus auf das Boot, das es gemeinsam mit seiner Familie auf die griechische Insel Chios bringen soll. bild: reuters, bearbeitung watson
Malaika ist 16 Jahre alt und kommt aus dem Südsudan. Nachdem der Bürgerkrieg auch ihr Dorf erreicht hatte, musste sie fliehen. Allein. Ihre Eltern wurden von den Soldaten erschossen. Zwei ihrer Geschwister auch. Die anderen zwei wurden entführt und wahrscheinlich zu Kindersoldaten gemacht.

Aus den Flüchtlingsnotizen von Malaika.bild: landesmuseum zürich
Zu Fuss macht sie sich auf den Weg ins Flüchtlingscamp Kakuma im Norden Kenias. Mehre Wochen streift sie durchs Buschland. Und eines Abends wird sie beim Feuerholz-Sammeln überfallen und vergewaltigt.
Malaika hat keinen Ausweis, aber ihre Hautfarbe und ihre Gesichtszüge reichen aus, sie als Dinka zu identifizieren. Sie kriegt einen Schlafplatz und eine Rationskarte für Wasser und Essen.
Ein paar Wochen später bekommt sie eine zweite Rationskarte. Malaika ist schwanger von dem Mann, der sie überfallen hat. Sie muss sich jetzt gut ernähren.
Idomeni, griechisch-mazedonische Grenze, 2016: Ein jesidisches Mädchen schiebt einen Kinderwagen durch den morgendlichen Nebel des Camps.bild: epa, bearbeitung watson
In Kakuma hat sie Lesen und Schreiben gelernt und eine Ausbildung zur Schneiderin gemacht. Sie träumt nämlich davon, eines Tages einen kleinen Kleiderladen im Camp zu eröffnen.
«Ich mache mir Sorgen um meine Zukunft. Darum überlege ich mir, das Heiratsangebot von Moses anzunehmen. Er ist zwar schon 45 Jahre alt und ich liebe ihn nicht, aber er könnte mich und mein Kind unterstützen und beschützen.»
Aus Malaikas Tagebuch

Jordanien, Mashreq, 2014: Ein syrisches Kind spielt mit einem Reifen im al-Zaatari-Lager.bild: reuters, bearbeitung watson
Und jetzt rechne Malaikas Schicksal mal 65 Millionen.
«Flucht» – Ein Gemeinschaftsprojekt
Flucht ist ein Gemeinschaftsprojekt der Eidgenössischen Migrationskommission EKM, des Staatssekretariats für Migration SEM, des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen UNHCR und der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Leider haben wir es bei denen mit Profis zu tun, denen die hinterhältigste Form von Hasspropaganda nicht hinterhältig und hasserfüllt genug sein kann und man kann bei den Millionenbudgets über die diese Kreise für ihre Agitation verfügen nur hoffen, dass es nicht schon viel zu spät für vernünftige Argumente ist. :-(