Das Trauerspiel geht weiter. Im vergangenen Dezember liess das Schweizer Fernsehen verlauten: «Nach aktuellem Projektplan sind erste Sendungen aus den Studioflächen im neuen News- und Sportcenter frühestens ab Mitte 2021 möglich.»
Aus den neuen Studios hätte eigentlich ab November 2019 gesendet werden sollen. So war es geplant. Wegen technischer Probleme musste der Start mehrmals verschoben werden. Nun zeigt sich: Die Schwierigkeiten sind noch immer nicht behoben. Auf Anfrage erklärt Remo Vogt, der Gesamtprojektleiter am Standort Leutschenbach in Zürich:
Der Entscheid, welche Variante den Vorzug erhält, wird im kommenden Juli getroffen.
Damit steht fest, dass die Verspätung mehr als zwei Jahre betragen wird. Mühe bereitet den Technikern zurzeit der «Master Control Room», das Herzstück der Signalverteilung von SRF – und der gesamten SRG. «Während der konkreten Erarbeitung hat sich gezeigt, dass die Umsetzung dieses komplexen Teilprojekts mehr Zeit benötigt als in ersten Schätzungen erwartet», sagt Remo Vogt.
Die Techniker des Schweizer Fernsehens sahen sich veranlasst, die Inbetriebnahme des News- und Sportcenters in 15 Teilprojekte aufzuteilen. Sie werden nicht gleichzeitig, sondern schrittweise umgesetzt. Projektleiter Vogt erklärt, sechs Teilprojekte seien realisiert, zum Beispiel die Newsrooms für Nachrichten und Sport und ein neues Schnittsystem.
Das Projekt bindet zurzeit 25 Vollzeitstellen; nach Angaben von Vogt sind ein bis zwei externe Techniker dabei. Das kostet das Schweizer Fernsehen pro Monat rund 400'000 Franken. Das ist bitter für ein öffentliches Medienunternehmen, das Mittel einsparen muss und darum Mitarbeiter entlässt. Das disfunktionale News- und Sportcenter sorgt unter den Angestellten am Leutschenbach für zahllose beissende Kommentare.
Neben dem Spott gibt es einen Vorwurf, der ernst zu nehmen ist: Das Schweizer Fernsehen sei viel zu ambitioniert gewesen, als es in den neuen Studios auf die IP-Technologie gesetzt habe – die noch kaum erprobt worden ist. Der Sender wollte sich als technologischer Vorreiter profilieren und bezahlt dafür nun einen hohen Preis. Die technischen Probleme sind viel grösser, als die Verantwortlichen beim Beschaffungsentscheid annahmen.
Es gibt am Leutschenbach Kritiker, die finden: Es wäre am besten, das Projekt abzubrechen und Studios mit erprobten technischen Anlagen einzubauen. Erst 6 der 15 Teilprojekte seien umgesetzt – noch nicht einmal die Hälfte. Die IP-Technologie sei extrem schwer in den Griff zu bekommen.
Projektleiter Vogt will davon nichts wissen. «SRF ist überzeugt, dass der Technologie-Entscheid richtig ist», sagt er. In ersten Teilprojekten komme die IP-Technologie zum Einsatz; sie laufe fehlerfrei und zuverlässig. Für die Anwender biete die Technologie eine grosse Flexibilität. (aargauerzeitung.ch)
Mir wäre es lieber sie würde mit Inhalten glänzen wollen.
Wer neues wagt, muss neue Widerstände überwinden. Abzubrechen und auf erbrobte Technik zurück zu gehen würde heissen, auf überholte Technik zu setzen. Die Investition (IP) ist in die Zukunft. Pionierarbeit darf auch kosten. Was nicht geht, ist Missmanagement von Projekten. Da muss man hinschauen.