Neuer Super-League-Modus – so hitzig wurde nach der Premiere in Österreich diskutiert
Die Swiss Football League plant die grosse Liga-Revolution: Ab der Saison 2021/22 soll in einem komplett neuen Modus gespielt werden. Bereits am 22. November 2019 stimmen die 20 SFL-Klubs der Super- und Challenge League darüber ab. Und so sieht der neue Modus aus.
- In der Super League spielen 12 statt 10 Teams, in der Challenge League weiterhin 10 Teams.
- Nach einer Qualifikation mit 22 Runden kommen die besten sechs Teams in die Finalrunde, die anderen sechs in die Platzierungsrunde.
- Die Punkte werden nach 22 Runden halbiert. Darüber wird allerdings separat abgestimmt.
- Der Letzte der Super League steigt direkt ab, der Zweitletzte bestreitet die Barrage gegen den Zweiten der Challenge League.
- Der Sieger der Platzierungsrunde erhält in einem Europacup-Playoff die Chance, dem Dritt- oder Viertplatzierten der Finalrunde (je nach UEFA-Fünfjahreswertung) den Platz im internationalen Wettbewerb streitig zu machen.
- In der Übergangssaison 2020/21 gibt es zwei direkte Aufsteiger aus der Challenge League in die Super League. Der letzte Platz in der neuen 12er-Liga wird in einer Barrage zwischen dem Letzten der Super League und dem Dritten der Challenge League ausgespielt.
Es ist der gleiche Modus, der im letzten Jahr auch in Österreich eingeführt worden ist. Folgende Vorteile erhofft man sich dadurch: Es soll deutlich mehr Spannung und mehr Entscheidungen geben: Zunächst wird am Strich um die Teilnahme an der Finalrunde gekämpft, danach um Meistertitel, Europacup-Plätze, Barrage und Abstieg. Ausserdem soll die Liga dank dem neuen Modus wieder qualitativ besser werden. Aber ist das wirklich so?
Wagen wir doch einen Blick nach Österreich. Dort zogen die 12 Erstliga-Klubs Mitte Juni ein erstes Fazit über die vor einem Jahr eingeführte Liga-Reform. Das Resultat: Die 12 Bundesligisten entschieden einstimmig, am neuen Modus festzuhalten.
Ganz ohne kritische Stimmen lief die Modus-Beibehaltung in Österreich aber dennoch nicht ab. Sturm Graz forderte die Liga beispielsweise dazu auf, die schon während der Saison heftig diskutierte Punktehalbierung doch noch einmal zu überdenken. Zwar wurde die Liga dadurch spannender, auf der anderen Seite bleibt das Prozedere sportlich fragwürdig.
Auch viele Trainer kritisierten den neuen Modus. Sie beklagten sich über weniger Fairness wegen der Punkteteilung, ein zu dichtes Programm am Saisonende und die Einführung einer Zweiklassen-Gesellschaft. Ausserdem komme es früh in der Saison zu grossem Druck, der sich negativ auf die Dauer der Trainer-Engagements sowie das Spielniveau auswirke.
«Ich bin kein grosser Freund vom Playoff-System und noch weniger von der Punkteteilung», sagte Sturm-Graz-Trainer Nestor El Maestro stellvertretend für viele seiner Kollegen. «Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass wenn auf der Welt schon etwas Erfolgreiches und Geiles existiert, dann sollte man sich daran orientieren und nicht etwas neu erfinden. Da, wo wir alle gerne hinschielen, in die ganz grossen Ligen, da gibt es keine Playoffs und keine Punkteteilung. Wo haben wir das Playoff-System? In kleinen, unerfolgreichen Ligen.»
Bundesliga-Boss höchst zufrieden
Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer zog dagegen ein durchwegs positives Fazit aus der Premieren-Saison mit dem neuen Modus. «Unsere Erwartungen sind übertroffen worden», erklärte er bereits Anfang Juni. Die Zuschauerzahlen sowie die Qualität der Spiele seien leicht gestiegen – gemäss Daten von Statistikanbieter Opta insbesondere nach der Punkteteilung. «Man kann sehen, dass wir sportlich massiv nach vorne gekommen sind.»
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Die Kritik an der Punkteteilung wiegelte Ebenbauer ab. «Wir haben das Hauptziel erreicht, nämlich Spannung pur von Anfang bis Ende. Durch die Punkteteilung ist einfach viel mehr Storytelling dahinter.» Die Medien könnten mehr Geschichten erzählen, dadurch werde das Interesse der Fans gefestigt. Dass die Intensität gestiegen ist, das bestreite niemand. «Aber das war ja eben das Ziel, dass man mehr Spannung macht.» Dass diese auf Kosten der 100-prozentigen Fairness geht, nimmt man in Österreich wohl oder übel in Kauf.
Vor- und Nachteile werden in der Schweiz dieselben sein. Die 20 Super- und Challenge-League-Klubs müssen genau abwägen, wie sie am 22. November entscheiden werden. Bei der SFL gibt man sich zuversichtlich. «Ich gehe davon aus, dass der neue Modus durchkommen wird», erklärte CEO Claudius Schäfer gegenüber dem SRF.
