International
USA

Impeachment-Zeuge Vindman zieht sich nach Trump-«Mobbing» zurück

Impeachment-Zeuge Vindman quittiert nach Trump-«Mobbing» seinen Militärdienst

09.07.2020, 07:20
Mehr «International»

Ein Schlüsselzeuge beim Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump, Oberstleutnant Alexander Vindman, zieht sich nach scharfen Angriffen des US-Präsidenten aus dem Militärdienst zurück.

«Durch eine Kampagne von Mobbing, Einschüchterung und Vergeltung zwang der Präsident der Vereinigten Staaten Oberstleutnant Vindman zu einer Entscheidung: zwischen der Einhaltung des Gesetzes oder der Zufriedenheit eines Präsidenten», teilten seine Anwälte am Mittwoch mit.

epa07957912 US Army Lieutenant Colonel Alexander Vindman, the top Ukraine expert on the National Security Council, arrives for a closed session before the House Intelligence, Foreign Affairs and Ov?er ...
Zieht sich zurück: Alexander Vindman.Bild: EPA

Deshalb quittiere der 45-Jährige nach 21 Jahren bei den Streitkräften seinen Dienst – es sei klar geworden dass Vindmans Zukunft beim Militär für immer eingeschränkt wäre.

Der Offizier hatte im November als Zeuge bei den Anhörungen im Zuge der Ermittlungen für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump Kritik an den Aussagen des Präsidenten bei einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj geäussert.

Das Telefonat hatte die Ermittlungen der Demokraten ins Rollen gebracht und zur Formulierung der zentralen Vorwürfe geführt: dass Trump seinen ukrainischen Kollegen zu Ermittlungen gegen seinen politischen Rivalen Joe Biden ermuntert hatte, um die Präsidentenwahl 2020 zu seinen Gunsten zu beeinflussen.

Vindman war unter Strafandrohung zur Aussage vorgeladen worden und sagte im Kongress: «Es war unangebracht, es war unangemessen vom Präsidenten, eine Untersuchung zu einem politischen Gegner zu erbitten, einzufordern.» Vindman hatte das Gespräch mitgehört.

Zwei Tage, nachdem Trump im Februar von der republikanischen Mehrheit im Senat von den Anklagepunkten freigesprochen worden war, wurde Vindmann von seinem Posten als Ukraine-Experte des Nationalen Sicherheitsrats im Weissen Haus entlassen. Die Vorsitzende der Parlamentskammer, die Demokratin Nancy Pelosi, bezeichnete Vindmann als einen «amerikanischen Helden» und verurteilte seinen Rauswurf als «beschämend».

Trump dagegen, der auch andere Schlüsselzeugen im Nachhinein entliess, war bei Twitter über Vindman hergezogen: Dieser habe von seinem Vorgesetzten eine «schreckliche Bewertung» bekommen. Vindman habe «Probleme beim Urteilsvermögen, bei der Einhaltung der Befehlskette und dem Leaken von Informationen» gehabt - «Mit anderen Worten: ‹RAUS›», schrieb Trump.

Der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus, der Demokrat Adam Schiff, würdigte Vindmans Dienst für die USA am Mittwoch (Ortszeit) in einem Brief. «Sie sind Ihrer patriotischen und rechtlichen Pflicht gefolgt», schrieb Schiff. Vindman, als Sohn eines sowjetischen Auswanderers, habe mit seinem Glauben an die Gerechtigkeit in den USA eine unauslöschliche Spur im Bewusstsein der Nation hinterlassen. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Trump und Bolton - eine Feindschaft in Bildern
1 / 17
Trump und Bolton - eine Feindschaft in Bildern
Aussenpolitik nach Bauchgefühl, gefährliches Unwissen und ein unbändiger Wunsch nach einer zweiten Amtszeit - so beschreibt der frühere nationale Sicherheitsberater John Bolton den Regierungsstil von US-Präsident Donald Trump.
quelle: ap/ap / pablo martinez monsivais
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Die verrücktesten Momente aus Trumps Corona-Pressekonferenzen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
18 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
bruuslii
09.07.2020 08:14registriert April 2019
wenn schon jemand «schreckliche bewertung» bekommt und «probleme beim urteilsvermögen» hat, dann ist das trump himself.

«mit anderen worten: ‹RAUS›», sage ich da zu trump!

es ist schon erschreckend (wobei man bei trump schon abgestumpft wird), wie trump redliche menschen diffamiert und nur noch speichelleckende jasager um sich schert.

verständlich bei den beleidigungen und einschränkungen zwar, aber trtzdem schade, dass vindman den bettel wirft. er hätte ein aktives vorbild für jüngeren armeeangehörige sein können und zeigen können, dass man sich so nicht unterkriegen lassen darf.
14418
Melden
Zum Kommentar
avatar
Linus Luchs
09.07.2020 10:01registriert Juli 2014
Vindman hat seinen Job verloren, aber seine Würde behalten. Einen guten Job wird er wieder bekommen. Trump hat keine Ahnung, was Würde ist, wird seinen Job bald verlieren und eventuell hinter Gitter landen. Längerfristig ist Vindman klar im Vorteil.
13513
Melden
Zum Kommentar
avatar
DieFeuerlilie
09.07.2020 08:04registriert März 2017
Also wenn das so einfach ist, dann müsste Trump auf der Stelle zurücktreten.
Denn er hat zweifelsohne:

“Probleme beim Urteilsvermögen, beim Verstehen von Fakten und beim Erkennen der richtigen Prioritäten»

Und drum: ‹RAUS!»

Vindman hingegen tut mir von Herzen Leid! Er hat an Gerechtigkeit, Mut und das amerikanisches Rechtssystem geglaubt, und muss nun einen hohen Preis für sein Vertrauen zahlen.
8912
Melden
Zum Kommentar
18
All diese Nobelpreisträger stellen sich gegen Putin und äussern eine dringliche Warnung
In einem offenen Brief rufen hunderte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, darunter 40 Nobelpreisträger, zu mehr westlicher Unterstützung der Ukraine auf. Und sie warnen vor zu laschem Vorgehen gegen Putin.

«Als Mitglieder der internationalen akademischen Gemeinschaft sind wir zutiefst besorgt», heisst es in einem offenen Brief, in dem sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ein entschlosseneres Vorgehen gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin einsetzen.

Zur Story