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Nach 20 Jahren treffen sich Becker, Ivanisevic, Chang und Edberg nicht mehr als Spieler, sondern als Trainer in den Halbfinals wieder 

Die Teilnehmer der ATP Weltmeisterschaft 1994. Stehend v.l.n.r.: Stich (Ersatzkandidat), Edberg, Sampras, Agassi. Sitzend v.l.n. r.: Berasategui, Chang, Becker, Ivanisevic, Bruguera 
Die Teilnehmer der ATP Weltmeisterschaft 1994. Stehend v.l.n.r.: Stich (Ersatzkandidat), Edberg, Sampras, Agassi. Sitzend v.l.n. r.: Berasategui, Chang, Becker, Ivanisevic, Bruguera Screenshot: plazbovo.free.fr
Klassentreffen beim US Open 

Nach 20 Jahren treffen sich Becker, Ivanisevic, Chang und Edberg nicht mehr als Spieler, sondern als Trainer in den Halbfinals wieder 

Alle Trainer der vier Halbfinalisten am US Open waren früher selbst grosse Nummern im Tenniszirkus. Welcher Altmeister kann sich beim Klassentreffen durchsetzen?
05.09.2014, 20:17
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Rückblende: In Frankfurt findet im November 1994 die ATP-Weltmeisterschaft statt. Es ist der Vorgänger des Masters: Die acht besten Spieler der Tennis-Weltrangliste bestreiten im letzten Turnier des Jahres das Saisonfinale.

Als Teilnehmer haben sich folgende Spieler qualifiziert: Pete Sampras, Andre Agassi, Boris Becker, Sergi Bruguera, Goran Ivanisevic, Michael Chang, Stefan Edberg sowie Alberto Berasategui. Pete Sampras gewinnt das Turnier mit einem Final-Sieg über Boris Becker. 

Weltrangliste Ende 1994

Die Teilnehmer kommen aus den USA (3), Spanien (2) sowie Deutschland (1), Kroatien (1) und Schweden (1). 
Die Teilnehmer kommen aus den USA (3), Spanien (2) sowie Deutschland (1), Kroatien (1) und Schweden (1). Screenshot: wikipedia.de

Altmeister als neuer Trend

Knapp zwanzig Jahre später, beim US Open 2014, steht der Deutsche als Trainer im Halbfinal. Becker coacht die aktuelle Weltnummer 1, den Serben Novak Djokovic. Und dort trifft er gleich auf drei altbekannte Gesichter von 1994.

Gute Stimmung bei Novak Djokovic und Boris Becker.
Gute Stimmung bei Novak Djokovic und Boris Becker.Bild: GETTY IMAGES NORTH AMERICA

Beckers Schützling «Nole» spielt im Halbfinale gegen Kei Nishikori. Der Japaner, der Stanislas Wawrinka in fünf Sätzen niederrang, wird seit Beginn dieses Jahres von Michael Chang gecoacht. Der Chinese, French Open Sieger von 1989, beschreibt die Vorteile der Tennis-Altmeister in der New York Times so: «Was ehemalige Champions im Gegensatz zu vielen anderen Trainer haben, ist Erfahrung auf den grossen Courts im Tennis. Wir waren dort und wir wissen, was es braucht – was funktioniert und was nicht.» 

«Kei ist an einem ähnlichen Punkt angelangt wie ich bei meiner Karriere», meint Chang zu seinem Schützling.
«Kei ist an einem ähnlichen Punkt angelangt wie ich bei meiner Karriere», meint Chang zu seinem Schützling.Bild: GETTY IMAGES NORTH AMERICA

Es war den speziellen geographischen Umständen auf der Tour geschuldet, dass Nishikori und Chang zueinander fanden: «Es gibt einfach sehr wenige erfolgreiche Asiaten im Tennis bisher.»

«Wenn die Anstellung eines frühren Champions einem Spieler hilft, auf das nächste Level zu kommen, wieso nicht den Vorteil nutzen?»
Michael Chang.

Im anderen Halbfinale steht seit gestern Nacht auch Roger Federer. Dem Basler gelang es in extremis, die Partie gegen den Franzosen Gael Monfils zu kehren. Auf den Schweizer, dessen Lehrmeister der Schwede Stefan Edberg ist, wartet Marin Cilic. Er warf etwas überraschend den Tschechen Thomas Berdych aus dem Turnier – dieser kam übrigens in seiner Jugend in den Genuss von Lektionen von Ivan Lendl, der bis vor kurzem noch Andy Murray trainierte.

Ivanisevic hat Freude an der Ausgangslage

Ivanisevic mit Schützling Cilic im Training.Video: YouTube/Mayumi Yasunaga

Der Kroate Cilic wiederum wird von seinem Landsmann Goran Ivanisevic trainiert. Und profitiert nun von den zahlreichen Erfahrungen von Ivanisevic.

«Goran hat mir viel geholfen. Vor allem mit dem Service, dem wichtigtsen Schlag im Tennis.»
Marin Cilic über Goran Ivanisevic.

Der Wimbledonsieger von 2001 ist erfreut über die spezielle Situation, dass alle vier ehemaligen Tenniscracks als Trainer im Halbfinale der US Open stehen: «Es ist verrückt und lustig, Michael, Stefan und Boris in den Halbfinals zu sehen», so Ivanisevic. «Wir hatten so viele grossartige Matches gegeneinander und nun sitzen wir hier, können nichts tun ausser klatschen und hoffen, dass unsere Jungs gut spielen und gewinnen». Der Kroate zieht gleich ein Fazit: «Nun wird also einer von uns einen Grand Slam als Trainer gewinnen. Wer? Es wird interessant werden.»

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Roger Federer über Edberg: «Ich sehe ihn nicht so in der typischen Trainer-Rolle, mehr als eine Inspiration, eine Legende, die mein Team komplettiert.»
Roger Federer über Edberg: «Ich sehe ihn nicht so in der typischen Trainer-Rolle, mehr als eine Inspiration, eine Legende, die mein Team komplettiert.»Bild: Getty Images Europe

Tennisexperten sehen unterschiedliche Dinge

Die ehemalige Weltnummer 1 Jim Courier meint zu dem Thema: «Das sind die ersten Coaches, welche wirklich reich sind und nicht arbeiten müssen. Sie wählen ihren Beruf, weil sie es wollen, nicht weil sie es müssen, das ist ein interessanter Unterschied zu früher.»

Ivan Lendl kann dem aktuellen Trainer-Hype nichts abgewinnen: «Es gab schon zuvor berühmte Trainer.» Und zählt Tony Roche sowie Jimmy Connors auf. «Es ist nichts Neues». Doch auch der eingebürgerte Amerikaner sieht die Vorteile: «Da sind sicher Sachen, wo die ehemaligen Spieler helfen können. Sie können etwa dank ihrer Erfahrung die Jungs beruhigen.» 

Ivan Lendl hat 2013 Andy Murray geholfen, den Wimbledon-Titel zu holen.
Ivan Lendl hat 2013 Andy Murray geholfen, den Wimbledon-Titel zu holen.Bild: Getty Images Europe

Doch Lendl beschwichtigt auch: «Schliesslich spielt immer noch der Spieler unten. In jeder Beziehung ist die Chemie wichtig. Der beste Trainer mit dem besten Spieler kann die falsche Person sein, stecke sie mit jemandem schlechteren zusammen und sie können einen grossartigen Job machen.» Und meint zum Schluss: «Wenn ein Typ mit 30 Grand Slam Titel kommt und die Chemie passt nicht, wird auch das nicht funktionieren.»

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