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Helikopter-Absturz am Gotthard
Der abgestürzte Super Puma fing Feuer.
quelle: keystone / chris van den heijkant
Auf dem Gotthard fliegt ein Super Puma in Stromleitungen. Die beiden Piloten überleben den Unfall nicht.
29.09.2016, 04:4229.09.2016, 10:18
konrad staehelin / Aargauer Zeitung
Die Ursache für den Absturz eines Helikopters
der Luftwaffe in kleiner Entfernung
zum Gotthard-Hospiz beruht aller
Wahrscheinlichkeit auf menschlichem
Versagen. Tele M1 zitierte Augenzeugen,
die den Helikopter des Typs Super Puma
in eine Stromleitung haben fliegen sehen.
Darauf sei er am Boden zerschellt. Beide
Piloten kamen ums Leben, der Flughelfer
verletzte sich. Armeechef André Blattmann
äusserte am Ort des Unglücks ähnliche
Vermutungen zum Unfallhergang. Es
sei allerdings noch nicht klar, ob es sich
um die alleinige Ursache handle. Noch hat
die Luftwaffe weder das Berühren der
Stromkabel noch einen Pilotenfehler als
Absturzgrund bestätigt.
Pressekonferenz um 10 Uhr
Einen Tag nach dem Absturz eines Super Puma der Armee mit zwei Todesopfern gibt es heute Donnerstag weitere Informationen. Um 10 Uhr geben Vertreter der Armee in Bern Auskunft über den Stand der Dinge, das weitere Vorgehen und die OSZE-Inspektionen. Auch die Aufräumarbeiten gehen heute weiter. Sie konnten gestern aufgenommen, aber wegen einsetzender Dunkelheit nicht abgeschlossen werden. Da es bisher keine Hinweise auf eine technische Unfallursache gibt, hat die Luftwaffe den Flugbetrieb mit den Super Pumas wieder aufgenommen.
Ein Experte der Materie ist sich allerdings
sicher: «Die Wahrscheinlichkeit für
einen technischen Defekt ist sehr, sehr
klein», sagt Fredy Frutig. «Das Militär wartet
seine Maschinen sehr gut.» Der 65-Jährige
flog während 13 Jahren für das private
Helikopter-Unternehmen Fuchs in Schindellegi
SZ. Heute gibt er das Helikopter-Fachmagazin
«Helico» heraus.
Als die «Nordwestschweiz» ihn am Telefon
erreicht, ist er schockiert darüber,
was er gerade aus den Medien erfahren
hat: «Mein Eindruck ist, dass die Piloten
beim Abheben die Kabel übersehen haben.
Das sollte nicht passieren und wäre
ein fataler Pilotenfehler.»
«Stark auf Instrumente fokussiert»
Super Pumas werden von der Armee oft
für Transportflüge eingesetzt und fliegen
deswegen vielfach in Bodennähe. Dort
lauern mit Stromleitungen Gefahren, die
nicht so gut sichtbar sind wie andere Objekte.
«Das richtige Überfliegen von
Stromleitungen gehört zur Grundausbildung»,
erklärt Frutig.
Zwei Tote, ein Verletzter
Der Luftwaffen-Helikopter vom Typ Super
Puma war unterwegs, weil französische Offiziere
im Rahmen eines OSZE-Abkommens
eine Inspektion durchführten. Diese und eine
unbekannte Anzahl Schweizer Passagiere
waren zu deren Abschluss gerade nahe
des Gotthard-Hospiz ausgestiegen, als der
Hubschrauber wieder abhob. Kurz darauf
stürzte er zu Boden. Dabei kamen die beiden
Piloten ums Leben, der Flughelfer wurde
verletzt geborgen. Er war ansprechbar.
Luftwaffen-Chef Aldo C. Schellenberg
kämpfte mit den Tränen, als er danach den
Angehörigen sein Beileid aussprach. (kst)
Es gelte, mit mindestens zehn Metern
Abstand über den Mast zu fliegen. «Dieser
ist besser sichtbar als die Kabel selbst.
Deshalb sollte man nicht über die Leitungen
fliegen. Das oberste Kabel ist bei
Hochspannungsleitungen das dünnste,
das kann man leicht übersehen.» Gleich
vorsichtig gelte es bei der Landung zu
sein: «Sicher landen sollte man nur parallel
und mit mindestens 50 Metern Abstand
zu den Leitungen.»
Eine weitere Beobachtung machte Frutig
bei seinen Flügen als Gast auf dem
Jumpseat, dem Sitz direkt hinter den Piloten:
«Mir ist aufgefallen, dass diese stark
auf die Instrumente fokussiert sind und
weniger auf die Umgebung.»
Die schwersten Unfälle der Schweizer Luftwaffe der letzten Jahre
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Die schwersten Unfälle der Schweizer Luftwaffe der letzten Jahre
28. September 2016: Ein Helikopter der Schweizer Armee stürzt beim Gotthard ab. Zwei Piloten kommen ums Leben, eine Person wird verletzt.
quelle: epa/keystone / ti-press / samuel golay
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