Nach wie vor würden viele Benutzerinnen und Benutzer das gleiche Passwort für mehrere Online-Dienste wie beispielsweise Webmail, E-Banking und Onlineshops verwenden, schreibt die Melde- und Analysestelle Informationssicherung (Melani) in ihrem Halbjahresbericht. Der Bericht beschreibt die aktuelle Situation der Cybersicherheit in der Schweiz.
Dies sei eine willkommene Vereinfachung für Kriminelle und ermögliche es ihnen, die gesammelten Login-Daten aus den diversen Datenabflüssen bei verschiedensten Internetdienstleistern systematisch einzusetzen. In einem Fall versuchten sich Angreifer mit knapp einer Million solch gestohlener und aus verschiedenen Quellen zusammengestellter Login-Kombinationen in die Benutzerkonten eines Online-Portals einzuloggen.
Wer sich nicht ständig neue Passwörter ausdenken will, nutzt am besten einen Passwort-Manager.
Passwort-Manager wie LastPass und 1Password merken sich eure Passwörter für E-Mail, Facebook, Netflix, Onlineshops etc. und melden euch bei den entsprechenden Apps und Webseiten automatisch an. Als Nutzer legt man ein Master-Passwort fest, das alle anderen in LastPass gespeicherten Passwörter schützt.
Solche Passwort-Manager sind insofern sicherer als zig Passwörter selbst zu verwalten, da LastPass selbst möglichst sichere Passwörter erstellt und diese verschlüsselt speichert. So muss man sich ein für alle Mal nur noch ein einziges Passwort merken. LastPass gibt es für alle gängigen Betriebssysteme und Browser.
Wichtig: Nutzt man für seine Online-Konten die Funktion «Bestätigung in zwei Schritten», was aus Sicherheitsgründen immer zu empfehlen ist, braucht LastPass eine Authenticator-App, die sogenannte Einmal-Codes zum Anmelden generiert. Dieser Einmal-Code ist nebst dem Passwort die zweite Sicherheitshürde. Gelangt das Passwort (erste Hürde) in falsche Hände, ist das Konto durch die Bestätigung in zwei Schritten immer noch geschützt. Authenticator-Apps gibt es von Google, Microsoft oder LastPass selbst.
Im Bericht steht weiter, dass es immer häufiger auch in der Schweiz zu ungewollten Datenabflüssen bei Firmen komme. Cyber-Kriminelle seien bezüglich Verwendung solcher gestohlenen Daten sehr vielfältig und innovativ.
Eine unmittelbare Vorgehensweise, um aus Datenabflüssen Geld zu machen, sei die direkte Erpressung der Firma, bei der die Daten abgeflossen seien. Mit entwendeten Daten liessen sich ausserdem personalisierte E-Mails generieren, welche die Erfolgsrate bei Phishing-Mails im Vergleich zu Massen-Mails erheblich erhöhten: Es sei deshalb zu erwarten, dass Kriminelle künftig vermehrt diese Vorgehensweise wählen würden.
Melani hat auch Einzelheiten zum Missbrauch des Namens des Labors Spiez für die Planung eines Spionageangriffs gegen Dritte im Sommer 2018 bekannt gemacht. Demnach haben die Angreifer ein im Internet publiziertes Dokument verwendet, mit dem das Labor Spiez zu einer internationalen Konferenz eingeladen hatte. Dieses sei kopiert, mit einer Schadsoftware versehen und an die Opfer gesendet worden. Das Labor Spiez selbst sei dabei nicht angegriffen worden.
(oli/sda)