Wenn das Bierzelt voll ist und die Leute auch, dann weiss der DJ, welchen Song er jetzt spielen muss. Die ersten Eurodance-Takte erklingen und die Meute dreht komplett durch. Inbrünstig wird aus vollen Kehlen gesungen: «Ich hab' 'nen Puff und meine Puffmama heisst Layla! Sie ist schöner, jünger, geiler! La-la-la-la-la-la-la-Layla!»
Der «Layla»-Song erobert derzeit nicht nur den Ballermann, sondern klettert auch in der Hitparade steil die Leiter hoch. In Österreich und Deutschland belegt er den ersten Platz der Single-Charts. In der Schweiz stieg er am Mittwoch zwölf Plätze empor und liegt aktuell auf dem fünften Rang.
Zu dieser Popularität dürfte auch beigetragen haben, dass in den letzten Tagen eine Political-Correctness-Diskussion um das Lied entbrannt ist. Es sei sexistisch, so die Kritik. Die bayerische Stadt Würzburg entschied deshalb am Montag, dass «Layla» auf dem derzeit stattfindenden Kiliani Volksfest nicht mehr gespielt werden darf. Ein Stadtsprecher sagte gegenüber «BR24»: «Wir sind keine Sittenpolizei, sondern Veranstalter. Bei städtischen Veranstaltungen sind sexistische oder rassistische Liedtexte unpassend.» Deswegen sei das Verbot nur konsequent.
Seither wird diskutiert, ob das Verbot angemessen oder unzulässig ist. Die Würzburger Stadträtin Rena Schimmer (CSU) sagte, sie habe kein Problem mit dem Songtext. Dieser sei durch die Kunstfreiheit gedeckt. Anders sieht das die deutsche Musikerin Nora Hantzsch alias Sookee. Kunstfreiheit sei ihrer Meinung nach dazu da, Menschen in Minderheitenpositionen zu schützen und nicht, um jeden «stumpfen gesellschaftlichen Diskriminierungs-Move in die Charts zu pushen».
Selbst der Bundesjustizminister Marco Buschmann hat sich in die Sexismusdebatte eingeschaltet: «Man muss Schlagertexte nicht mögen. Man kann sie sogar doof oder geschmacklos finden. Sie aber behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zu viel», schrieb der FDP-Politiker am Dienstagabend bei Twitter.
Man muss Schlagertexte nicht mögen. Man kann sie sogar doof oder geschmacklos finden. Sie aber behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zuviel. #layla
— Marco Buschmann (@MarcoBuschmann) July 12, 2022
Nach dem Kiliani Volksfest in Würzburg soll «Layla» auch auf der bevorstehenden Düsseldorfer Kirmes nicht abgespielt werden. Der Veranstalter Lothar Inden sagte gegenüber der Deutsche Presse-Agentur: «Ich bin der Meinung, dass dieses Lied überall hingehört – nur nicht auf unseren Festplatz.»
Hinter dem umstrittenen «Layla»-Song stehen Robin Leutner aka DJ Robin und Michael Müller, der unter dem Namen Schürze auftritt. Besungen wird im Lied die «schöne, junge, geile» Chefin eines Bordells, mit «geiler Figur, blondem Haar». Der 26-jährige Leutner ist ein mehr oder minder bekannter Party-DJ der Freiluft-Grossraumdisco Bierkönig in Mallorca. Der 30-jährige Schlagersänger Müller trat vor einigen Jahren unter anderem mit DJ Ötzi auf.
«Layla» ist nicht das erste Lied, das auf Ballermann-Partys nicht abgespielt werden darf. Vor zwei Jahren löste das «Donaulied» eine Kontroverse aus. Der Songtext handelt von einem Mann, der ein schlafendes Mädchen vergewaltigt. Nachdem in einer Petition das Verbot des Liedes verlangt wurde, diskutierten verschiedene deutsche Städte darüber. Würzburg traf danach die Vereinbarung, dass auf städtischen Veranstaltungen jede Art von rassistischem, sexistischem oder extremem Liedgut unerwünscht sei. «Daran wolle man sich jetzt auch halten», sagte deren Stadtsprecher.
Im Endeffekt wird ja nur gesungen, dass die Layla geiler ist, das ist doch normaler Sprachgebrauch, ich habe das Gefühl, dass hier eine Mücke zum Elefanten gemacht wird.