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Michael Lauber schlägt zurück – und denkt nicht ans Abtreten

epa07561095 Swiss Federal Attorney Michael Lauber speaks during a press conference at the Media Centre of the Federal Parliament in Bern, Switzerland, 10 May 2019. Federal Attorney Michael Lauber is c ...
Bundesanwalt Michael Lauber setzt zum Gegenangriff an. Bild: EPA/KEYSTONE

Michael Lauber schlägt zurück – und denkt nicht ans Abtreten

04.07.2019, 02:17
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Bundesanwalt Michael Lauber ist unter Druck wie noch nie. Ominöse, nicht protokollierte Geheimtreffen mit Fifa-Boss Gianni Infantino könnten ihn die Wiederwahl kosten. Lauber schien lange am Abgrund, doch jetzt profitiert der Bundesanwalt von einem Fehler seiner Gegner.

Und das kam so:

Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, trafen der Baselbieter SP-Ständerat Claude Janiak und Giorgio Bomio-Giovanascini, Präsident der Beschwerdekammer des Bundesstrafgerichts Mitte Juni in Bellinzona aufeinander. In einem kurzen Gespräch beschwerte sich Bomio-Giovanascini über die Zustände bei der Bundesanwaltschaft und bezeichnete diese gegenüber Janiak als «unhaltbar» und Lauber als «nicht wiederwählbar».

Der Austausch der beiden hat Folgen. Denn Bomio-Giovanascini gehört zu denjenigen Vorsitzenden, die darüber entscheiden werden, ob Lauber bald seinen Job los sein könnte. Bomio-Giovanascini gehörte zu dem Dreiergremium, das drüber entschied, dass Lauber in den Fifa-Ermittlungen befangen ist.

Claude Janiak, der gemäss eigenen Angaben einen intensiven Kontakt zu Michael Lauber pflegt, informiert diesen über das kurze Gespräch mit Bomio-Giovanascini in Bellinzona. Doch nicht nur das: Janiak schreibt Lauber ebenfalls, dass sich Bomio-Giovanascini während einer Sitzung mit anderen SP-Mitgliedern der Gerichtskommission und der Geschäftsprüfungskommission dazu äusserte, ob er Lauber zur Wiederwahl empfehlen würde.

Lauber nutzt diese Informationen um zurückzuschlagen. Am 27. Juni stellt der amtierende Bundesanwalt ein Ausstandsbegehren gegen Giorgio Bomio-Giovanascini. Gemäss Lauber hätte der Tessiner seine Meinung nicht so offen kundtun dürfen und seine Äusserungen würden auf ein «unübersehbar gespanntes Verhältnis» zwischen ihm und Bomio-Giovanascini hinweisen. Lange Rede kurzer Sinn: Lauber will Bomio-Giovanascini wegen Befangenheit weghaben.

Wie das Verfahren ausgehen wird, ist noch offen. Bundesanwalt Michael Lauber gibt sich jedoch kämpferisch und denkt nicht daran, zurückzutreten. (ohe)

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Michael Lauber gibt PK zum Fifa-Treffen
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Michael Lauber gibt PK zum Fifa-Treffen
Bundesanwalt Michael Lauber will trotz des zunehmenden Drucks Bundesanwalt bleiben.
quelle: epa/keystone / peter klaunzer
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Video: srf
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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Linus Luchs
04.07.2019 06:07registriert Juli 2014
Selbst wenn sich Giorgio Bomio-Giovanascini nicht korrekt verhalten haben sollte, ändert das ja nichts an Laubers Gemauschel mit der Fifa. Lauber zeigt wie ein trotzender Bub auf einen anderen: "Der hat aber auch!" Peinlich. Es bleibt dabei, der Bundesanwalt ist nicht mehr tragbar.
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Fairness
04.07.2019 06:42registriert Dezember 2018
Laubers Verhalten ist einfach nur peinlich. Und das Schlimmste ist, dass er es selbst nicht mal merkt.
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Der Rückbauer
04.07.2019 08:56registriert September 2015
Es ist schon ein Unterschied, ob sich ein Ankläger mit einer beklagten Partei dreimal trifft, ohne davon ein Protokoll zu erstellen, oder ob sich ein Richter mit einem Politiker trifft, um dem seine persönliche Meinung zu sagen.
Bomio soll in den Ausstand treten und ein unbefangener Richter soll seine Funktion übernehmen.
Lauber hat zwei Treffen nicht bestritten. Beim dritten "kann er sich nicht mehr genau erinnern". Ein Ankläger, der sich mit dem Angeklagten trifft (!!), ohne ein Protokoll zu erstellen, handelt gegen das Gesetz und gehört weg. Punkt.
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