JUST IN: "The Crew made the decision to go" — Inside RCH 871, which saved 640 from the Taliban ... from @TaraCopp and me https://t.co/r4YvGqJZ4b pic.twitter.com/CI1mAmqjHT
— Marcus Weisgerber (@MarcusReports) August 16, 2021
Foto zeigt übervollen US-Jet ++ Ghani soll mit Helikopter voller Geld geflohen sein
- Die militant-islamistischen Taliban haben in den letzten Tagen in einem rasanten Tempo eine Stadt nach der anderen teilweise kampflos eingenommen. Sie sind in die Hauptstadt Kabul eingedrungen und haben den Präsidentenpalast in ihrer Kontrolle.
- Verzweiflung am Flughafen Kabuls: Hunderte Menschen versuchen, auf Flüge zu kommen. Laut Augenzeugen sind dabei mehrere Personen gestorben.
- Die USA wollen 3500 weitere Soldaten nach Afghanistan schicken. Ihre Hauptaufgabe sei die Sicherung des internationalen Flughafens
- Präsident Aschraf Ghani hat das Land verlassen: «Ich entschied mich zu gehen, um dieses Blutvergiessen zu verhindern.»
- Die sechs Schweizer Mitarbeitenden des Deza in Afghanistan konnten das Land verlassen.
Foto aus vollem US-Flugzeug
US-Kommandeur für den Nahen Osten traf Taliban-Führung
Auch US-Präsident Joe Biden hatte den militant-islamistischen Taliban am Wochenende für den Fall eines Angriffs mit einer raschen und starken militärischen Antwort gedroht. Das US-Militär ist am Flughafen Kabul inzwischen mit rund 2500 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. In einigen Tagen sollen es laut Pentagon bis zu 6000 werden. (sda/dpa)
Derzeit rund 2500 US-Soldaten am Flughafen Kabul
Kirby bestätigte auch Berichte, wonach es am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Zwischenfälle gegeben habe, bei denen US-Soldaten auf Bewaffnete geschossen hätten. Zwei Personen, die ersten Erkenntnissen nach nicht zu den Taliban gehörten, seien dabei getötet worden. Die Soldaten hätten von ihrem Recht auf Selbstverteidigung Gebrauch gemacht, sagte Kirby - ohne weitere Einzelheiten zu dem Zwischenfall zu nennen.
Mit Blick auf die chaotischen Szenen am Flughafen am Montagmorgen erklärte Kirby, die US-Soldaten arbeiteten nun mit türkischen Kräften und Soldaten anderer Verbündeter zusammen, um Ordnung zu schaffen, damit der Luftverkehr wieder aufgenommen werden könne.
In Bezug auf Videos, die zeigten, wie Afghanen versuchten, sich an US-Transportflugzeuge zu klammern, sagte Kirby, diese seien «aussergewöhnlich» und «besorgniserregend». Er könne die Echtheit der Videos nicht bestätigen, aber sie unterstrichen, wie wichtig es sei, auf dem Flughafen wieder einen geordneten Betrieb zu ermöglichen. Kirby erklärte zudem, er könne Berichte, wonach Afghanen sich an ein US-Flugzeug geklammert hätten und dann zu Tode gestürzt seien, nicht bestätigen. Bislang gebe es dazu nur ungenügende Informationen. (sda/dpa)
Grossbritannien schickt 200 zusätzliche Soldaten nach Kabul
Premierminister Boris Johnson kündigte nach einem Telefonat mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron an, in den kommenden Tagen auch im Kreis der G7-Staaten - einer Gruppe führender Industrienationen - mit einer Schalte in den Dialog über Afghanistan treten zu wollen. Der britische Aussenminister Dominic Raab schloss die Verhängung von Sanktionen nicht aus. Dies werde vom «Verhalten der Taliban abhängen», so Raab. (sda/dpa)
Macron warnt vor Wiedererstarken des Terrorismus in Afghanistan
«Die Destabilisierung Afghanistans droht ausserdem zu ungesteuerten Flüchtlingsströmen Richtung Europa zu führen.» Diese wolle Frankreich mit Deutschland und anderen europäischen Partnern kanalisieren, kündigte Macron an. Er habe dazu bereits mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gesprochen.
Neben der Evakuierung der eigenen Landsleute, die absolute Priorität habe, sicherte Macron den afghanischen Helfern der Franzosen vor Ort und auch afghanischen Intellektuellen Frankreichs Hilfe zu. Er habe zwei Militärflugzeuge und Spezialkräfte nach Afghanistan beordert, diese würden dort in wenigen Stunden eintreffen, sagte Macron. Dem afghanischen Volk sicherte der Präsident Unterstützung in seinem Kampf um Freiheit und Selbstbestimmung zu.
Macron erinnerte an das militärische französische Engagement am Hindukusch von 2001 bis 2014, bei dem 90 französische Soldaten ihr Leben liessen. «Der Kampf Frankreichs war nützlich.» (sda/dpa)
Präsident soll mit Helikopter voller Geld geflohen sein
Afghanistans Präsident Aschraf Ghani soll mit vier Autos und einem Hubschrauber voller Bargeld aus dem Land geflohen sein. Das berichtet die russische Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf einen Sprecher der russischen Botschaft in Kabul. Einen Teil des Geldes soll Ghani zurückgelassen haben – weil der Platz in den Fahrzeugen nicht ausreichte. Nachrichtenagentur Reuters griff den Bericht auf, konnte aber zunächst keine Bestätigung erhalten.
Russland kündigte dem Bericht zufolge ausserdem an, eine diplomatische Präsenz in Kabul aufrechterhalten zu wollen. Man hoffe, Verbindungen zu den Taliban aufzubauen. Dennoch wolle Russland das Verhalten der Taliban genau beobachten.
Präsident Ghani, dessen derzeitiger Aufenthaltsort unbekannt ist, sagte, er habe Afghanistan am Sonntag verlassen, als die Taliban praktisch ungehindert in Kabul einmarschierten. Er sagte, er wolle Blutvergiessen vermeiden. (t-online.de)
Grösste Afghanistan-Fahne des Landes eingeholt
Am Wasir-Akbar-Khan-Hügel ist auch der ehemalige Präsident Burhanuddin Rabbani begraben, der 2011 bei einem gezielten Selbstmordanschlag getötet worden war. Auf dem Hügel gibt es zudem ein Schwimmbad mit Sprungturm, das von den Sowjets erbaut worden war. Zur Zeit der Taliban-Herrschaft hatten diese den Sprungturm und das Schwimmbad für Exekutionen genutzt. Es war unklar, ob dort demnächst eine Taliban-Flagge gehisst werden sollte. (sda/dpa)
UN-Chef fordert Taliban zu äusserster Zurückhaltung auf
Die Vereinten Nationen hätten nach wie vor Niederlassungen und Mitarbeiter an mehreren Orten in Afghanistan, die nun unter der Kontrolle der Taliban stünden. «Mit Erleichterung kann ich berichten, dass unser Personal und unsere Einrichtungen bisher grösstenteils respektiert worden sind.» Die weitere Präsenz der UN in dem Land werde von der Entwicklung der Sicherheitslage abhängig gemacht. (sda/dpa)
Das sagt Angela Merkel
400 Menschen demonstrieren in Bern gegen die Taliban
Auf Transparenten forderten Kundgebungsteilnehmerinnen und -teilnehmer Unterstützung für die Bewohner des Landes. Um Hilfe bat auch ein Redner, der sagte, Millionen von Afghanen seien gegen die neuen Machthaber im Land.
Zur Kundgebung aufgerufen hatte eine Gruppe von Exil-Afghanen namens «My life in Switzerland» und das in Bern verankerte Migrant Solidarity Network. Die Stadt Bern hatte die Demonstration als Spontankundgebung bewilligt.
Mortaza Shahed von «My life in Switzerland» sagte am Rand der Kundgebung auf zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA, am Wichtigsten wäre seiner Ansicht nach, dass die Schweiz die humanitäre Hilfe in Afghanistans Nachbarstaaten ausbauen würde. Im Land selber sei derzeit wegen der Taliban wenig auszurichten.
Auch brauche es nun langfristige Lösungen für in der Schweiz lebende Afghanen mit abgewiesenem Asylentscheid. Das forderte auch das Migrant Solidarity Network auf an der Kundgebung verteilten Zetteln. Shahed sagte weiter, niemand in Afghanistan traue den Taliban. Die nächsten Monate würden zeigen, wie sie sich verhielten. (sda)
Deutsche Bundeswehrmaschinen können nicht landen
Die Evakuierung deutscher Staatsbürger verlief chaotisch. In der Nacht zu Montag landeten 40 Mitarbeiter der deutschen Botschaft mit einem US-Flugzeug in Doha im Golfemirat Katar. Zwei Bundeswehrmaschinen wurden auf ihrem Weg nach Kabul aufgehalten, weil sie wegen chaotischer Zustände auf dem Flughafen in Kabul keine Landeerlaubnis bekamen.
US-Präsident Biden will sich zur Lage in Afghanistan äussern
Ist die Schweiz im Gespräch mit den Taliban?
Hiermit ist die Pressekonferenz bereits wieder beendet.
Soll die Schweiz zusätzliche Flüchtlinge aufnehmen?
200 Personen sollen in die Schweiz kommen
Die Pressekonferenz verzögert sich weiter
Der Auftritt von Ignazio Cassis verzögert sich
Noch 26 Schweizer in Afghanistan – Bundesrat informiert um 16 Uhr
Trumps Ex-Berater Bolton: Afghanistan fällt zurück ins Mittelalter
Die Taliban hätten kein Interesse an einer Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft und würden schon bald wieder islamistischen Terrorgruppen Schutz bieten, warnte er.
Der Republikaner Bolton war unter Ex-Präsident George W. Bush US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, dem früheren Präsidenten Donald Trump diente er zeitweise als nationaler Sicherheitsberater. Trump hatte ihn 2019 wegen Meinungsverschiedenheiten rausgeworfen.
Bolton bezeichnete die Machtübernahme durch die Taliban als «katastrophales Versagen amerikanischer Führung». Präsident Joe Biden hätte an der von Trump vorgegebenen «falschen» Politik eines Abkommens mit den Taliban und eines Abzug aus Afghanistan festgehalten und diese Strategie dann auch noch vermasselt, sagte Bolton über den Demokraten. Er sagte, Trump hätte vermutlich genauso gehandelt wie nun Biden. Für die Sicherheit der USA hätten US-Truppen aber in Afghanistan bleiben sollen, kritisierte Bolton. (sda/dpa)
Evakuierungsflüge sind ausgesetzt
Der Osint-Account «Aurora Intel» bestätigt die Aussagen. Derweil arbeiten die US-Soldaten an der Sicherung des Rollfelds und des Flughafens.
#US Evacuations out of #Kabul, #Afghanistan have currently been suspended as US Forces work to secure the tarmac and outer perimeter of the airport.
— Aurora Intel (@AuroraIntel) August 16, 2021
Afghanisches Kampfflugzeug in Usbekistan abgestürzt
" Uzbekistan's military says Afghan Air Force plane crashed near border" pic.twitter.com/j18ys0bnq4
— Manu Gómez (@GDarkconrad) August 16, 2021
Das usbekische Nachrichtenportal «Gazeta.uz» berichtete zuvor, die Maschine sei in der Provinz Surchandarja aus noch ungeklärter Ursache abgestürzt. Mindestens ein Pilot habe sich mit einem Fallschirm retten können. Er sei in ein Krankenhaus gebracht worden. Unklar war, ob der Pilot vor den Taliban fliehen wollte oder weshalb das Flugzeug über Usbekistan flog. (sda/dpa)
EU-Aussenminister beraten bei Sonderkonferenz über Afghanistan
Following latest developments in #Afghanistan, and after intense contacts with partners in the past days and hours, I decided to convene an extraordinary VTC of EU Foreign Ministers #FAC tomorrow afternoon for a first assessment.
— Josep Borrell Fontelles (@JosepBorrellF) August 16, 2021
Die Ministerinnen und Minister sollen demnach eine erste Bewertung der Lage vornehmen. «Afghanistan steht an einem Scheideweg», schrieb Borrell zudem. Die Sicherheit und das Wohlergehen der Afghaninnen und Afghanen sowie die internationale Sicherheit stünden auf dem Spiel. (sda/dpa)
Irans Präsident appelliert für nationale Einigung in Afghanistan
Der Rückzug der USA sei eine Chance für alle politischen Gruppen, diese Einigung über interne Verhandlungen zu erreichen. «Als Nachbar und Bruder Afghanistans» werde der Iran das afghanische Volk auf diesem Weg weiterhin unterstützen, so Raisi laut Webportal des Präsidialamts.
Im Iran gibt es Differenzen, wie die Regierung demnächst mit den militant-islamistischen Taliban umgehen soll. Einige politischen Kreise in Teheran sind der Auffassung, dass die Taliban sich verändert haben und nicht mehr die islamistische Bewegung der letzten Jahre seien und daher auch nicht mehr als Feind eingestuft werden sollten. Andere jedoch sagen, dass die jüngsten Entwicklungen genau das Gegenteil bewiesen haben. Ausserdem bleibe der schiitische Iran für die sunnitischen Taliban-Extremisten stets ein religiöser Erzfeind.
Aus Angst um die Sicherheit seiner Diplomaten hat Teheran deren Zahl in der Botschaft in Kabul auf ein Minimum reduziert. Im Iran wurde insbesondere eine Wiederholung des Massakers von 1998 befürchtet. Damals stürmten Taliban das iranische Konsulat in Masar-i-Scharif und töteten zehn Diplomaten sowie den Korrespondenten der staatliche Nachrichtenagentur IRNA. Der Vorfall hatte damals fast zu einem militärischen Konflikt zwischen dem Iran und den Taliban geführt, der jedoch nach einer UN-Vermittlung verhindern werden konnte.
(sda/dpa)
Karsai-Sprecher: Führen Gespräche mit den Taliban
In einem ersten Schritt habe man betont, dass das Leben und das Vermögen der Bevölkerung sowie die öffentliche Infrastruktur geschützt werden müssten, sagte der Sprecher weiter. Einen Kommentar von Taliban-Seite gab es dazu zunächst nicht.
Nach der Flucht des Präsidenten Aschraf Ghani am Sonntag ist nach Angaben Karsais ein Koordinierungsrat für eine friedliche Übergabe der Macht gebildet worden. Ihm gehören der Vorsitzende des Nationalen Versöhnungsrates, Abdullah Abdullah, der ehemalige Kriegsfürst Gulbuddin Hekmatjar und Karsai selbst an.
Es gab keine Angaben dazu, wo die Gespräche stattfinden und wer von Taliban-Seite daran teilnimmt. Es ist zudem insgesamt unklar, ob die Islamisten dazu bereit sind, nach ihrem rasanten militärischen Erfolg die Macht mit anderen Politikern im Land zu teilen. (sda/dpa)
Niederlande schicken mehrere Militärflugzeuge nach Afghanistan
Zunächst sollten «Dolmetscher, lokales Personal der Botschaft und Familien» evakuiert werden. Das Ministerium machte bisher keine Angaben, um wie viele Menschen es geht. Unklar war auch, wann die Maschine in Kabul eintreffen soll.
Die Niederlande würden alles tun, um eigene Bürger, Hilfskräfte und «andere, die unseren Schutz verdienen», aus Afghanistan zu holen, sagte Ministerpräsident Mark Rutte. Die Lage im Land sei aber «unübersichtlich und sehr besorgniserregend.» (sda/dpa)
Taliban haben überall in Kabul Posten bezogen
Auch fuhren bewaffnete Kämpfer in Militär- und Polizeiautos sowie anderen Regierungsfahrzeugen durch die Stadt. Gleichzeitig errichteten sie weitere, eigene Kontrollpunkte in manchen Strassen, wie Bewohner weiter berichteten.
Aus dem Gesundheitsministerium hiess es in einer Erklärung vom Montag, der amtierende Gesundheitsminister Wahid Madschroh habe sich mit der Gesundheitskommission der Taliban getroffen. Demnach bedankten sich beide Seiten für die Gesundheitsdienstleistungen in dem jeweils von der anderen Seite kontrolliertem Gebiet. Der von den Taliban vorgesehene Gesundheitsminister habe alle Mitarbeiter des Gesundheitsbereiches - Männer wie Frauen - dazu aufgerufen, ihre Aufgaben im gesamten Land wieder aufzunehmen. (sda/dpa)
SP fordert Aufnahme von 10'000 Menschen aus Afghanistan
Für Menschenrechte und Demokratie sei die Machtübernahme der Taliban verheerend, die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung werde weiter wachsen. Es sei naiv und gefährlich anzunehmen, dass die Gräueltaten der Taliban an der Bevölkerung sich nicht fortsetzen würden.
Sämtliche Afghaninnen und Afghanen in der Schweiz benötigten nun einen Schutzstatus. Zudem müssten die Familien dieser Menschen unbürokratisch einreisen dürfen und weitere an Leib und Leben gefährdete Personen gerettet werden.
Die Schweiz müsse sich deshalb für ein internationales Flüchtlingskontingent einsetzen. Im Rahmen dessen soll sie 10'000 Menschen aufnehmen, vor allem Mädchen und Frauen. Die Nachbarstaaten bräuchten Unterstützung. Ausserdem müsse die Schweiz ihre guten Dienste für einen raschen Frieden und Verhandlungen mit der neuen Regierung einbringen. (sda)
Lokales Personal der Schweizer Entwicklungshilfe steckt in Kabul fest
Hier geht's zur ausführlichen Meldung:
Früherer Nato-Chef lehnt neuen Militäreinsatz in Afghanistan ab
«Wir können dort nicht militärisch reingehen - das ist vorbei, das ist beendet», sagte Robertson am Montag dem Sender BBC. Der Abzug der Truppen aus dem Bürgerkriegsland sei «viel zu schnell» gewesen, fügte der britische Labour-Politiker hinzu. Hätte man sich stärker an der Lage vor Ort orientiert und die Kräfte Schritt für Schritt abgezogen, «hätte diese Katastrophe vielleicht verhindert werden können».
Man müsse nun seine Lektionen lernen und die eigene Verteidigung widerstandsfähiger machen, warnte Robertson. «Und wir müssen aufpassen, was die internationalen Auswirkungen dieses Scheiterns sein werden - sie werden nicht gut sein.»
Robertson hatte den Posten des Nato-Generalsekretärs auch während des Terroranschlags auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001 inne, der sich in wenigen Wochen zum 20. Mal jährt. «Es ist tragisch, dass wir uns an das Desaster von 9/11 erinnern werden, während die Taliban im Präsidentenpalast in Kabul die Macht übernommen haben», sagte der 75-Jährige. (sda/dpa)
Grüne verlangen Familiennachzug für Afghanen in der Schweiz
Die Angehörigen sollen demnach mittels humanitärer Visa einreisen dürfen. Alle Geflüchteten aus Afghanistan sollen einen Schutzstatus erhalten, unabhängig vom Stand eines Asylersuchens, lautet eine weitere Forderung der Grünen. (sda)
Merkel spricht von «bitteren Stunden» in Afghanistan
Die deutsche Regierungschefin Angela Merkel hat angesichts der aktuellen Entwicklung in Afghanistan mit dem Vormarsch der militant-islamistischen Taliban von «bitteren Stunden» gesprochen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur äusserte sie sich am Montag entsprechend in einer Sitzung des CDU-Präsidiums.
Demnach machte sie in dem Gremium deutlich, wie wichtig die gerade angelaufene Aktion der deutschen Streitkräfte zur Rettung von deutschen Staatsangehörigen, Angehörigen der Botschaft und Ortskräften sei. Ausdrücklich habe sie auch auf die Tatsache hingewiesen, dass die Sicherung des Flughafens in Kabul nur mit Unterstützung von US-Truppen möglich sei. Dadurch werde deutlich, was man könne und was nicht, sagte Merkel nach diesen Informationen offenbar auch mit Blick auf die Möglichkeiten der Bundeswehr.
Angesichts der drohenden Flüchtlingsbewegungen machte Merkel zudem klar, wie wichtig es sei, die Nachbarländer Afghanistans sowie die gesamte Region zu unterstützen. Inwieweit Menschen Afghanistan verlassen könnten, werde aber abhängig von den Taliban sein, ergänzte sie demnach. (sda/dpa)
Die Taliban übernehmen die Macht in Afghanistan
Videos sollen von Militärflugzeug fallende Menschen zeigen
BREAKING: URGENT:
— Wars on the Brink (@WOTB07) August 16, 2021
Apocalyptic scenes at the Kabul International Airport, Afghan people are running along a U.S Aircraft and hanging onto its wings.
They are desperate to leave #Afghanistanpic.twitter.com/025jlDFBxy
Es wurde gemutmasst, dass die Menschen sich im Bereich der Flugzeugräder der Militärmaschine versteckt hatten. Diese Angaben konnten bislang nicht unabhängig verifiziert werden.
Additional footage has started circulating of locals sitting on the C17 wheel apron earlier today as she taxied the runway in #Kabul, #Afghanistan pic.twitter.com/3X0Cul7l9f
— Aurora Intel (@AuroraIntel) August 16, 2021
Ein Mann, der in der Nähe des Flughafens lebt, schrieb der Deutschen Presse-Agentur auf Facebook, auf einem benachbarten Dach sei eine dieser Personen gelandet. Es habe gekracht, als habe es eine Explosion gegeben, schrieb der Mann. Er teilte Bilder und Videos der Leiche und sagte noch drei weitere Männer seien in der Nachbarschaft gefunden worden.
Painful to see. In a desperate attempt to leave Afghanistan, 3 Afghans held onto the wheels of a departing U.S. Air Force C-17. Needless to say, they fell to their deaths when the plane took off. @akhbar pic.twitter.com/TfnVGiGXkT
— Jenan Moussa (@jenanmoussa) August 16, 2021
(sda/dpa)
Russischer Botschafter wird sich mit den Taliban treffen
Noch am Sonntag erklärte Kabulov, dass eine Evakuierung der russsischen Botschaft in Kabul nicht geplant sei. Heute sagte er allerdings, dass ein Teil des Personals evakuiert werden wird. (saw)
Asylorganisation fordert Aufnahme von afghanischen Flüchtlingen
Der vorläufige Aufenthalt sollte den hier befindlichen Afghaninnen und Afghanen unabhängig davon gewährt werden, ob sie sich in einem laufenden Asylverfahren befinden oder nicht, fordert das Bündnis in einem offenen Brief an das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement, das Staatssekretariat für Migration und das Parlament.
Nach dem Vorbild der Aktion für Syrien 2013 sollte die Schweiz den Angehörigen von in der Schweiz lebenden afghanischen Staatsangehörigen mittels humanitärer Visa den Familiennachzug erlauben. Diese Möglichkeit sollte gemäss der Organisation dringend auf alleinstehende verwandte Frauen und Mädchen ausgedehnt werden.
In Anbetracht der Notlage solle der Bundesrat eine Nachricht an das afghanische Volk und alle übermitteln, die sich dort für Menschenrechte und Demokratie einsetzen. International müsse der Bundesrat zur Aufnahme von Geflüchteten aufrufen und als gutes Beispiel vorangehen. (sda)
So dramatisch ist die Lage am Flughafen Kabuls
China fordert Taliban zur friedlichen Machtübernahme auf
«Die Lage in Afghanistan hat sich wesentlich verändert, und wir respektieren den Willen und die Entscheidung des afghanischen Volkes», sagte die Sprecherin des Aussenministeriums, Hua Chunaying, am Montag vor der Presse in Peking. Ein Ende des Krieges und die Schaffung von Frieden seien sowohl der einhellige Wunsch der mehr als 30 Millionen Afghanen als auch die gemeinsame Erwartung der internationalen Gemeinschaft und der Länder in der Region.
Die Sprecherin wies auf eine Erklärung der Taliban vom Vortag hin, dass der Krieg vorbei sei und sie über eine offene und inklusive islamische Regierung verhandeln wollten. Auch wollten sie die Sicherheit der afghanischen Bürger und ausländischer Vertretungen wahren, zitierte Hua Chunying.
«China erwartet, dass diese Erklärungen umgesetzt werden, um einen reibungslosen Übergang in Afghanistan sicherzustellen, jede Art von Terrorismus und Verbrechen einzudämmen und es dem afghanischen Volk zu ermöglichen, den Krieg hinter sich zu lassen und ein besseres Zuhause wiederaufzubauen.»
Peking hatte den Rückzug der USA aus Afghanistan wiederholt als überhastet kritisiert und ist besorgt über Instabilität in seinem Nachbarland. Es befürchtet auch das Einsickern von Terroristen, die für eine Unabhängigkeit der muslimisch besiedelten Region Xinjiang in Nordwestchina kämpfen könnten. Chinas Aussenminister Wang Yi hatte Ende Juli in der ostchinesischen Metropole Tianjin eine Delegation um den Taliban-Mitbegründer Mullah Abdul Ghani Baradar empfangen, um persönlich Kontakt mit den künftigen Machthabern aufzunehmen. (sda/dpa)
Afghanische Medien nur sehr eingeschränkt in Betrieb
Reine Musik-Kanäle sind momentan in Kabul Bewohnern der Stadt zufolge nicht mehr zu empfangen. Auch Programme mit Frauen werden nur eingeschränkt gezeigt. Türkische Serien, die bereits vor der Taliban-Übernahme von konservativen Afghanen als nicht mit afghanischen Werten übereinstimmend kritisiert wurden, seien auch aus den Programmen genommen worden.
(sda/dpa)
Mindestens fünf Tote am Flughafen in Kabul
US-Truppen hätten am Flughafen in die Luft geschossen, um die Menschenmengen zu zerstreuen, sagt ein US-Beamter. (saw)
BREAKING As a C-17 is taxiing at Kabul Airport, an Apache helicopter is trying to remove Afghans from the runway pic.twitter.com/KUFqbCKL70
— AIRLIVE (@airlivenet) August 16, 2021
Fünf EU-Mittelmeerstaaten besorgt über Folgen der Afghanistan-Krise
Es müsse über «mögliche Auswirkungen auf die Migration in den Erstaufnahmeländern und in der Europäischen Union» beraten werden, hiess es in einem Brief dieser fünf Staaten an die slowenische EU-Ratspräsidentschaft, die am späten Sonntagabend in Athen veröffentlicht wurde. Die Innenminister der EU sollen am 18. September per Videokonferenz tagen.
Griechische Medien berichteten am Montag, Griechenland habe bereits erste Massnahmen angesichts eines möglichen Zustromes von Migranten aus Afghanistan getroffen. Hochrangige Militärs hätten den Werdegang des Baus von Zäunen an seichten Stellen der griechisch-türkischen Grenzflusses Evros (türkisch: Meric) geprüft, berichtete der Nachrichtensender Real FM.
Die Lage auf den griechischen Inseln im Osten der Ägäis hat sich jedoch weiter entspannt. Erstmals seit Jahren leben nach Angaben des Athener Migrationsministeriums in und um die Camps der Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos weniger als 6000 Menschen. Noch vor zwei Jahren lebten dort mehr als 42'000 Menschen. Die griechische Küstenwache hatte in den vergangenen Monaten die Kontrollen in den Meerengen zwischen diesen Inseln und der Türkei verschärft. (sda/dpa)
Pompeo: Biden-Regierung hat bei US-Abzug aus Afghanistan versagt
«Es sieht so aus, als ob die Biden-Regierung gerade bei der Umsetzung ihres eigenen Plans gescheitert ist», sagte Pompeo am Sonntag (Ortszeit) dem Sender Fox News.
Die USA sollten stattdessen mit Hilfe der eigenen Luftwaffe «die Taliban, die Kabul umzingeln, niederschlagen», sagte Pompeo weiter. «Wir sollten sie nicht anflehen, das Leben von Amerikanern zu verschonen, wir sollten den Taliban Kosten auferlegen, bis sie uns erlauben, unseren Plan in Afghanistan umzusetzen.» In der vergangenen Woche sollen US-Unterhändler Medienberichten zufolge versucht haben, von den Taliban die Zusicherung zu erhalten, dass sie im Falle einer Machtübernahme die US-Botschaft in Kabul nicht angreifen würden.
Unter dem republikanischen Präsidenten Donald Trump war Pompeo massgeblich an dem Abschluss einer Vereinbarung mit den Taliban beteiligt, die den Abzug aller internationalen Truppen bis zum 1. Mai vorsah. Biden verzögerte den Abzug der im Frühjahr noch verbliebenen rund 2500 US-Soldaten, hielt aber im Grundsatz an der Entscheidung fest. Das US-Militär soll Afghanistan bis Ende August verlassen. Bidens Vorwürfe, das Abkommen habe die Taliban militärisch gestärkt und ihm nur wenige Möglichkeiten gelassen, wies Pompeo als «erbärmlich» zurück. (sda/dpa)
Grosse Wut auf geflüchteten Präsident Ghani in sozialen Medien
Er habe Afghanistan zerstört, durch ihn seien Tausende Kinder nun vaterlos, er habe dem Land jegliche Sicherheit genommen und schliesslich dem Feind übergeben, schrieb die Sängerin Sedika Madadgar auf Facebook. Er werde als das «schmutzigste Tier» in die Geschichte des Landes eingehen.
Eine junge Frau schrieb auf Facebook, dass wegen Ghani nun ihre Familie Bücher und Musikinstrumente verbrennen müsse, mit denen auch so viele Kindheitserinnerungen verbunden seien. Wieder andere teilten Bilder von Ghani und versahen diese lediglich mit Schimpfwörtern. (sda/dpa)
Nach Taliban-Ankunft in Kabul: Chaotische Szenen am Flughafen Kabul
Airport #Kabul right now. #Taliban are trying to enter… people fleeing …#Afghanishtan pic.twitter.com/0hABAlXksK
— Natalie Amiri (@NatalieAmiri) August 16, 2021
Am Montag verbreiteten sich in Kabul zudem Gerüchte, dass jeder, der es zum Flughafen schaffe, evakuiert werde, sagte ein Bewohner der Stadt. Es gibt jedoch keinerlei Hinweise, dass diese Gerüchte zutreffen. Die deutsche Botschaft warnte auf Twitter sogar davor, zum Flughafen ohne Aufforderung zu fahren. Dies könne gefährlich sein.
Menschen kletterten über Drehleitern, um in ein Flugzeug zu kommen. Auch Afghanen, die nicht einmal Reisepässe hätten, würden ihr Glück versuchen, sagten Bewohner von Kabul.
Es gab zudem am Sonntag erste noch unbestätigte Berichte, dass Menschen am Flughafen zu Tode gekommen seien. Davor hatte es Berichte gegeben, US-Soldaten, die den Flughafen absichern, würden Warnschüsse abgeben.
It is chaos at Kabul airport. Planes are taking off and landing and people are running across the runway. pic.twitter.com/kKrg667AQB
— Sowaibah Hanifie (@SowaibahH) August 16, 2021
Die Fluglinie Emirates hat mittlerweile die Flüge nach Kabul eingestellt, wie aus einer Mitteilung auf der Website der Fluglinie von der Nacht zu Montag hervorgeht. Der Flughafen Kabul habe laut lokalen Medien eine Mitteilung herausgegeben, derzufolge keine kommerziellen Flüge mehr stattfänden. In der Mitteilung würden die Menschen aufgerufen, nicht zum Flughafen zu kommen. (sda/dpa)
Mehr als 65 Länder dringen auf Ausreisemöglichkeiten aus Afghanistan
«Afghanen und internationale Bürger, die das Land verlassen wollen, müssen dies tun dürfen; Strassen, Flughäfen und Grenzübergänge müssen offen bleiben», heisst es in einem am Montagmorgen vom EU-Aussenvertreter Josep Borrell veröffentlichten Statement. Zudem heisst es, dass diejenigen, die in Afghanistan Macht- und Autoritätspositionen innehätten, die Verantwortung für den Schutz von Menschenleben trügen und rechenschaftspflichtig seien. Zudem müssten sie Sicherheit und eine zivile Ordnung sofort wiederherstellen.
Menschenrechtsaktivistin zu mir gerade jetzt: Lage am Flughafen in #Kabul spitzt sich dramatisch zu. US Militär feuert Warnschüsse und im Flughafengebäude sind die Taliban und liefern sich Gefechte mit amerikanischen Sicherheitskräften. Wir hören die Schusssalven.. #Afghanishtan pic.twitter.com/hkTBRxHd85
— Natalie Amiri (@NatalieAmiri) August 16, 2021
Nach der Übernahme der Hauptstadt Kabul spielten sich dramatische Szenen am Flughafen ab. Hunderte Menschen waren seit Sonntag zum Flughafen gefahren und versuchten, in Flugzeuge zu gelangen, wie in sozialen Medien geteilte Videos und Bilder zeigten. Viele Menschen haben Angst, von den Taliban getötet zu werden. (sda/dpa)
Drei Schweizer Deza-Mitarbeiter aus Kabul ausgeflogen
Die drei Mitarbeiter des Kabuler Deza-Büros seien auf dem Weg in die Schweiz, teilte Aussenminister Ignazio Cassis am Montagmorgen mit. Für die Evakuierung des Lokalpersonals würden die Arbeiten «unter schwierigsten Umständen» auf Hochdruck laufen.
Das Aussendepartement (EDA) hatte am Sonntag mitgeteilt, dass die Schweiz ihr Kooperationsbüro wegen der verschlechterten Sicherheitslage vorübergehend geschlossen habe.
Am Freitag hatte Livia Leu, Staatssekretärin beim EDA, vor den Medien in Bern erklärt, rund 40 langjährige lokale Mitarbeitende der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) und ihre Familien hätten ein humanitäres Visum erhalten. Nähere Angaben zur Evakuierung dieser insgesamt rund 200 Personen lagen am Montagmorgen nicht vor.
(sda/dpa)
Evakuierung deutscher Staatsbürger aus Kabul hat begonnen
Evakuierung der US-Botschaft in Kabul abgeschlossen
Medienberichten zufolge war zuvor bereits die US-amerikanische Flagge auf dem Gelände eingeholt worden. Ende vergangener Woche hatte das Aussenministerium betont, dass das Botschaftspersonal zwar auf ein Minimum reduziert werden sollte, es sich aber nicht um eine Evakuierung der Botschaft handele. Zunächst hiess es auch, dass der Standort der Botschaft in Kabul erhalten bleibe. Dies änderte sich dann im Laufe des Wochenendes. (sda/dpa)
Republikaner greifen Biden für «verpfuschten» Afghanistan-Abzug an
Sicherung des Kabuler Flughafens: USA erhöhen Truppenstärke auf 6000
Damit schicken die USA rund 1000 weitere Militärs nach Afghanistan. Es soll sich dabei um Soldaten der 82. Luftlandedivision handeln, wie mehrere US-Medien berichteten. Erst am Samstag hatte US-Präsident Joe Biden eine Verstärkung von 1000 Soldaten angeordnet. Die Entsendung von 3000 Soldaten war vergangene Woche angekündigt worden. Insgesamt hat die US-Regierung damit seit Ende vergangener Woche 5000 Soldaten nach Afghanistan beordert – 1000 waren bereits vor Ort. Als Biden den Truppenabzug im Frühjahr angeordnet hatte, waren noch rund 2500 US-Soldaten im Land gewesen. (sda/dpa)
Taliban: «Der Krieg in Afghanistan ist vorbei»
In Kürze werde feststehen, wie das Land künftig regiert werde. «Die Art der Herrschaft und die Regierungsform werden bald klar sein.» Naim sagte, man versichere, dass man Staatsangehörige und diplomatische Vertretungen schützen werde. Die Taliban seien auch zum Dialog mit allen afghanischen Persönlichkeiten bereit und werde ihnen den notwendigen Schutz garantieren.
Man gehe jeden Schritt verantwortungsbewusst und sei daran interessiert, mit allen Beteiligten Frieden zu haben. Was die Sorgen der internationalen Staatengemeinschaft angehe, so wollten die Taliban diese im Dialog lösen. Der Kontakt zu anderen Staaten werde gesucht, da man nicht in Isolation leben wolle. «Wir bitten alle Länder und Organisationen, sich mit uns zusammenzusetzen, um alle Probleme zu lösen.»
Die Taliban würden heute die Früchte ihrer Bemühungen und Opfer der vergangenen 20 Jahre ernten, sagte Naim. «Wir haben das erreicht, was wir gewollt haben, nämlich die Freiheit unseres Landes und die Unabhängigkeit unseres Volkes.» (sda/reuters)
Biden bespricht Lage in Kabul mit nationalem Sicherheitsteam
Berichten zufolge hat US-Generalstabschef Mark Milley bei einem Telefonat mit Senatoren davor gewarnt, dass sich terroristische Gruppen wie Al Kaida in Afghanistan deutlich schneller wieder formieren könnten als erwartet. Die USA hatten am Wochenende aufgrund des Vormarschs der militant-islamistischen Taliban damit begonnen, ihre Botschaft in Kabul zu evakuieren und das Personal an den Flughafen zu verlegen. Von dort sollte ein Grossteil ausgeflogen werden. (sda/dpa)
Over the past several days I have been in close contact with my national security team to give them direction on how to protect our interests and values as we end our military mission in Afghanistan.
— President Biden (@POTUS) August 14, 2021
Read my full statement: https://t.co/C1f68bQaUQ
Drei wichtige Fakten zu den Taliban
Die Taliban, was in der Paschtunischen Sprache «Schüler» bedeutet, gruppierten sich 1994 in der Umgebung der südafghanischen Stadt Kandahar. Sie gehörten zu den Einheiten, die nach dem Rückzug der Sowjetunion und dem anschliessenden Zusammenbruch der Regierung in einem Bürgerkrieg um die Kontrolle des Landes kämpften.
Innerhalb von zwei Jahren hatten die Taliban die alleinige Kontrolle über den grössten Teil des Landes erlangt und riefen 1996 ein islamisches Emirat aus. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in den Vereinigten Staaten, die von Al-Qaida verübt wurden, drangen die von den USA unterstützten Streitkräfte im November unter dem Schutz schwerer US-Luftangriffe in Kabul ein. Die Taliban zogen sich in abgelegene Gebiete zurück, wo sie einen 20 Jahre andauernden Aufstand gegen die afghanische Regierung und ihre westlichen Verbündeten begannen.
IDEOLOGISCHES:
Während ihrer Regierungszeit (1996-2001) setzten die Taliban eine strenge Version der Scharia durch. Frauen durften überwiegend nicht arbeiten oder studieren und mussten zu Hause bleiben. Öffentliche Hinrichtungen und Auspeitschungen waren an der Tagesordnung, westliche Filme und Bücher wurden verboten, und Kulturgüter, die im Islam als blasphemisch gelten, wurden zerstört.
Diese Ideologie soll auch jetzt wieder gelten: Die Taliban erklärten Anfang 2021, sie würden ein «echtes islamisches System» in Afghanistan installieren, das «die Rechte von Frauen und Minderheiten im Einklang mit kulturellen Traditionen und religiösen Vorschriften vorsieht.»
INTERNATIONALES:
Nur vier Länder, darunter das Nachbarland Pakistan, erkannten die frühere Taliban-Regierung an. Die grosse Mehrheit der anderen Nationen sowie die Vereinten Nationen (UN) taten dies nicht. Die Vereinigten Staaten und die Vereinten Nationen verhängten Sanktionen gegen die Taliban.
Dies könnte sich nun wiederholen: Die Internationale Gemeinschaft werde laut US-Regierung keine neue afghanische Regierung anerkennen, falls diese die Macht mit Gewalt an sich gerissen haben sollte. Das sagte der Sprecher des Aussenministeriums, Ned Price, am Donnerstag als «Botschaft an die Taliban».
Andere Länder wie China haben jedoch bereits vorsichtig signalisiert, dass sie die Taliban als legitimes Regime anerkennen könnten.
Taliban im Präsidentenpalast in Kabul
Nur wenige Stunden nach der Flucht des afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani haben Kämpfer der militant-islamistischen Taliban den Präsidentenpalast in der Hauptstadt Kabul eingenommen. Umgeben von Bewaffneten wandten sich Führer der Gruppe an Journalisten, wie am Sonntagabend auf Fernsehbildern zu sehen war. (sda/dpa)
Afghanistans Ghani: «Bin geflohen, um Blutvergiessen zu vermeiden»
Die Taliban hätten ihren Erfolg durch Waffengewalt erzielt und seien nun dafür zuständig, die Leben, das Vermögen und die Ehre der Bürgerinnen und Bürger zu schützen. Noch zu keiner Zeit in der Geschichte habe die Anwendung von Gewalt irgendjemandem Legitimität verliehen, und dies werde auch in der Zukunft nicht der Fall sein, hiess es in der Erklärung weiter. Die Islamisten stünden nun vor einer historischen Herausforderung. (sda/dpa)
Putin telefoniert mit usbekischem Präsidenten zur Lage in Afghanistan
Usbekistan in Zentralasien hatte zuvor mitgeteilt, dass 84 afghanische Soldaten am Samstag in die Ex-Sowjetrepublik geflohen seien und dort um Hilfe gebeten hätten. Die Grenze zu Afghanistan sei daraufhin verstärkt worden. Moskau setzt seit langem auf eine diplomatische Lösung des Konflikts in Afghanistan.
Russland pflege «gute Beziehungen» sowohl zu der Regierung, die Afghanistan nun verlassen habe, als auch zu den Taliban, sagte der Afghanistan-Beauftragte des russischen Aussenministeriums, Samir Kabulow, im Staatsfernsehen. Es seien Gespräche mit dem Taliban-Mitbegründer Mullah Abdul Ghani Baradar geplant. (sda/dpa)
Johnson: Afghanistan darf nicht zur Brutstätte von Terrorismus werden
Die Situation in Afghanistan beschrieb Johnson als «sehr schwierig». Höchste Priorität habe es nun, britische Staatsangehörige und Afghanen, die mit Grossbritannien zusammengearbeitet hätten, ausser Landes zu bringen. «Wir werden so viele wie möglich in den nächsten paar Tagen rausbringen», so der konservative Politiker weiter. (sda/dpa)
Evakuierung von deutschen Botschaftsangehörigen beginnt umgehend
Die ersten Angehörigen der deutschen Botschaft in Kabul sollen noch im Laufe dieses Sonntags aus der afghanischen Hauptstadt ausgeflogen werden. Das hat Aussenminister Heiko Maas (SPD) am Abend in Berlin angekündigt. (sda/dpa)
Afghanische Ministerin zu Flucht Ghanis: «Wirklich eine Schande»
Sie wolle es noch immer nicht wahrhaben, dass er gegangen sei. «Aber wenn er es getan hat, ist es wirklich eine Schande», so Hamidi weiter. (sda/dpa)
Vizepräsident wird sich «nie den Taliban beugen» und flüchtet nach Panjshir
Berichten zufolge floh Saleh ins Pandschir-Tal – wie viele weitere Sicherheitskräfte auch. Die Provinz Pandschir stand bis zuletzt unter vollständiger Kontrolle der Regierung. Die Taliban hatten diese auch wegen ihrer besonderen geografischen Lage auch während ihrer Herrschaft 1996 bis 2001 nicht einnehmen können. (sda/dpa)
Koordinierungsrat soll friedliche Machtübergabe gewährleisten
Der Rat bitte die Sicherheitskräfte der Regierung und die Sicherheitskräfte der Taliban, Zusammenstösse und Chaos zu vermeiden. Nach dem rasanten Eroberungszug der Taliban war Präsident Aschraf Ghani am Sonntagabend (Ortszeit) aus dem Land geflogen. Abdullah Abdullah sowie auch der Verteidigungsminister Bismillah Chan Mohammadi kritisierte die Flucht Ghanis. (sda/dpa)