Das Trikot der kroatischen Nationalmannschaft hat nach dem EM-Aus der «Vatreni» für einige Diskussionen gesorgt: Luka Modrić und Co. sollen in ihren vier EM-Spielen mit einem Wappen aufgelaufen sein, dessen Schachbrettmuster an das Ustascha-Regime erinnert, das im Zweiten Weltkrieg zu den Verbündeten von Hitler-Deutschland gehörte.
Das verwendete Wappen auf den EM-Trikots beginnt fälschlicherweise mit einem weissen Feld. Das korrekte Wappen auf der rot-weiss-blauen Flagge beginnt mit einem roten Feld links oben und endet auch mit Rot. So will es auch das kroatische Wappengesetz. Dort ist die Rede von «fünfundzwanzig roten und weissen (silbernen) Feldern», bei dem «das erste Feld in der oberen linken Ecke des Schildes rot ist».
Andersrum – also zunächst weiss, dann rot – wurde es tatsächlich vom Ustascha-Regime verwendet. Es war aber auch jene Variante, die lange vor der faschistischen Zeit das Wappen Kroatiens bestimmte. Schon im Mittelalter war die erste Kachel weiss bzw. silbern, sie wurde aber zur jugoslawischen Zeit rot, zur Ustascha-Diktatur und nach der Unabhängigkeit 1990 weiss und dann wieder rot eingefärbt. Dieser politische Hintergrund wirkt bis heute nach: Wer das Wappenschild zuerst weiss/silbern einfärbt, wird der faschistischen oder zumindest rechten Gesinnung verdächtigt.
Der kroatische Verband HNS reagierte nach Bekanntwerden des Trikot-Patzers sofort und sprach von einem «unabsichtlichen Fehler, der nicht entdeckt wurde». Dazu entschuldigte er sich bei allen Fans und der kroatischen Öffentlichkeit.
Auf den Trikots von kroatischen Gegnern war übrigens das richtige Wappen zu sehen, sowohl bei den Spaniern als auch bei den Schotten. Bei Vorrunden-Gegner England und Achtelfinal-Gegner Spanien war es gar nicht auf den Trikots angebracht.
Man weise «jeden Gedanken, es könne sich um eine absichtliche Änderung des kroatischen Wappens handeln, nachdrücklich zurück», erklärte der kroatische Verband weiter und forderte den Hersteller auf, Konsequenzen zu ziehen und die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. Dabei handelt es sich um die kroatische Firma «Sitotisak Decolor» mit Sitz in Varazdin.
Schon einmal hat es Wirbel um das Trikot-Unternehmen gegeben. Bei einem Testspiel von Kroatien im vergangenen Jahr prangte statt der Landesflagge von Gegner Türkei die von Tunesien auf den Oberteilen. Der Zeugwart des Teams musste daraufhin jedes einzelne Tunesien-Fähnchen herausschneiden. Gespielt wurde mit einem kleinen Loch in den Trikots.
Der kroatische Trikot-Fail ist bereits der zweite Shirt-Aufreger dieser EM. Die Nationalmannschaft der Ukraine läuft mit einem Trikot auf, dessen Umrisse der eigenen Grenzen auch die von Russland annektierte Krim aufweist. Die UEFA erlaubte die abgebildeten Landesgrenzen, verbot aber aufgedruckte Slogans mit vermeintlich nationalistischen Botschaften. (pre/pit)