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Grossbritannien

Jo Cox: Johnson löst mit Aussage Empörung aus

Johnson löst mit geschmackloser Aussage über ermordete Abgeordnete Empörung aus

26.09.2019, 14:0226.09.2019, 17:41
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In this handout photo provided by the House of Commons, Britain's Prime Minister Boris Johnson speaks in Parliament in London, Wednesday, Sept. 25, 2019. An unrepentant Prime Minister Boris Johns ...
Das war nicht sehr geschmackvoll, Boris Johnson.Bild: AP

Grossbritanniens Premierminister Boris Johnson hat mit einer respektlosen Bemerkung über die ermordete Labour-Abgeordnete Jo Cox wütende Proteste ausgelöst. Sogar Politiker aus den eigenen Reihen riefen zur Mässigung auf.

Johnson hatte am Mittwoch während einer heftigen Parlamentsdebatte gesagt, der beste Weg, Cox zu ehren, «wäre, denke ich, den Brexit durchzuziehen». Cox, eine Brexit-Gegnerin, war 2016 kurz vor dem Referendum über den EU-Austritt von einem Rechtsradikalen mit dem Ruf «Britain First!» ermordet worden.

«In einer Zeit starker Gefühle müssen wir uns daran erinnern, welche Wirkung das was wir sagen auf diejenigen hat, die uns zuhören», sagte Kulturministerin Nicky Morgan, die zu Johnsons Kabinett gehört. Und der Brexit-Hardliner Jacob Rees-Mogg - ein treuer Johnson-Anhänger - betonte, jeder habe «die Verantwortung, mit unserer Sprache sanft umzugehen».

«Krass und gefährlich»

Der Chef der oppositionellen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, beschuldigte Johnson, eine Sprache zu verwenden, die nicht von der der extremen Rechten zu unterscheiden sei. Auch Grossbritanniens ranghöchster EU-Beamter Julian King kritisierte in einem für ihn ungewöhnlichen Ton die Aussagen Johnsons als «krass und gefährlich».

Der EU-Kommissar schrieb am Mittwoch an seine Twitter-Anhänger gerichtet: «Wenn Sie denken, dass extreme Sprache nicht politische Gewalt in ganz Europa, einschliesslich Grossbritannien, fördert, dann sind Sie nicht aufmerksam.» Hintergrund seines Kommentars ist auch, dass die Sicherheit einiger britischer Abgeordneter erhöht wurde, weil sie online Morddrohungen wegen ihres Standpunktes zum Brexit erhielten.

Cox' Ehemann Brendan äusserte sich im Onlinedienst Twitter: «Es macht mich ein wenig krank, dass Jo's Name in dieser Weise benutzt wird.» Der beste Weg, sie zu ehren, sei, «dass wir alle (unabhängig von unseren Ansichten) für das eintreten, woran wir glauben... aber nie die andere Seite verteufeln.»

«Toxische» Atmosphäre

Johnsons Worte fielen während der ersten Sitzung des Parlaments nach der vom Premierminister durchgesetzten Zwangspause. Diese hatte der Oberste Gerichtshof am Dienstag als unrechtmässig bezeichnet und wieder aufgehoben.

Johnson ging dabei verbal in die Offensive und warf den Abgeordneten vor, ein «Kapitulationsgesetz» verabschiedet zu haben, das ihn zwinge, eine Brexit-Verschiebung über die Frist vom 31. Oktober hinaus zu beantragen, falls er kein Austrittsabkommen mit der EU aushandelt.

Parlamentssprecher John Bercow sagte, die Atmosphäre im Parlament sei «toxisch» und kündigte für Donnerstag eine Sonderdebatte an. Das Thema: die Sprache der Abgeordneten. (aeg/sda/afp)

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Niederlage für Boris Johnson
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11 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Magnum
26.09.2019 16:23registriert Februar 2015
Ein Ausrutscher zu viel, dass Horroclown Boris nun auch noch die ermordete Jo Cox verhöhnen muss. Dieser Typ gehört in den tiefsten Kerker des Towers und nicht in Downing Street 10. Dieser Typ leidet an Wohlstandsverwahrlosung und Zwangsdemagogie.
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SörgeliVomChristophNörgeli
26.09.2019 15:13registriert August 2019
Bisher fand ich den Boris ganz okay. Aber es scheint tatsächlich überall so zu sein, dass Politiker am rechten Rand keinen Respekt vor anderen Menschen haben.
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FrancoL
26.09.2019 16:43registriert November 2015
BoJo ist und bleibt ein Rüpel, der wohl immer mehr merkt dass er an Rande des Abgrunds steht und versucht nun mit den widerlichsten Aussagen sich noch irgendwie zu retten.
Er eifert wohl dem Rüppel auf der anderen Seite des Teiches nach.
Es ist zu hoffen, dass diese dunkle Seite der Politik bald ein Ende nimmt.
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