Die seit Monaten anhaltenden Proteste in Hongkong belasten immer stärker die Wirtschaft der asiatischen Finanzmetropole.
Die Umsätze der Einzelhändler seien im September binnen Jahresfrist um 18.3 Prozent auf umgerechnet 3.4 Milliarden Euro gefallen, teilte die Regierung der chinesischen Sonderverwaltungszone am Freitag mit. Im August gingen sie nach revidierten Zahlen sogar um 22.9 Prozent zurück.
Die von Gewalt begleiteten Demonstrationen belasteten weiterhin auch die Tourismusbranche, erklärte die Regierung. Auch der heimische Konsum gehe zurück. In nächster Zeit werde diese Schwäche wohl anhalten. Hongkong ist eine der fünf Top-Adressen weltweit für Luxusgüter, die zahlreiche Touristen anzieht. Bereits am Mittwoch hatte Regierungschefin Carrie Lam gesagt, die Zahl der Touristen sei in der ersten Oktoberhälfte um 50 Prozent gesunken.
Auch für Samstag kündigten Regierungskritiker spontane Kundgebungen an, zu denen sich die Demonstranten in Einkaufszentren versammeln sollten. Der Aktivist Joshua Wong rief zu einer Kundgebung für mehr Demokratie auf, die vom Einkaufsviertel Causeway Bay ins Viertel Central führen soll. Die Polizei hat diese Demonstration aus Sicherheitsgründen verboten, zwei weitere für den Abend in Central angekündigte Kundgebungen aber erlaubt. Wong sagte, wenn trotz des Verbotes mehr als 100'000 Hongkonger teilnähmen, könne man der Welt zeigen, wie die Bevölkerung für eine freie Wahl kämpfe. Wong war am Dienstag eine Kandidatur für die bevorstehende Bezirkswahl untersagt worden. Er hält die Entscheidung für «eindeutig politisch motiviert».
Wong war eine prominente Figur bei den von Studenten getragenen Demonstrationen für mehr Demokratie im Jahr 2014. Damals wurde die Stadt für 79 Tage praktisch lahmgelegt. Bei den gegenwärtigen Protesten steht Wong nicht in erster Reihe.
Diese hatten im Juni als Widerstand gegen einen inzwischen zurückgezogenen Gesetzentwurf für Auslieferungen Beschuldigter an die Volksrepublik China begonnen. Doch die Demonstranten sehen auch allgemeine Freiheiten gefährdet, die die ehemalige britische Kolonie geniesst. Inzwischen richten sich die Proteste auch gegen die Regierung in Peking. Die frühere britische Kronkolonie Hongkong ist seit 1997 eine Sonderverwaltungszone der Volksrepublik. (aeg/sda/awp/reu)