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Über Sinn und Unsinn eines Kukan-Transfers zu den ZSC Lions

CHICAGO, IL - JANUARY 31: Columbus Blue Jackets defenseman Dean Kukan (46) skates with the puck in action during a game between the Columbus Blue Jackets and the Chicago Blackhawks on January 31, 2021 ...
Kehrt Dean Kukan in die Schweiz zurück?Bild: IMAGO / Icon SMI
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Über Sinn und Unsinn eines Kukan-Transfers zu den ZSC Lions

Die ZSC Lions holen den NHL-Rückkehrer Dean Kukan (28). Sportchef Sven Leuenberger sagt zwar, die Tinte unter dem Vertrag sei noch nicht trocken. Aber sie wird es bald sein.
21.05.2022, 07:3122.05.2022, 08:00
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Die ZSC Lions wollen endlich nach 2018 wieder Meister werden. Logisch also, dass Sportchef Sven Leuenberger vom Bürosessel aufspringt und aktiv wird, wenn ein Verteidiger wie Dean Kukan nach elf Jahren in Schweden und in Nordamerika in die Schweiz zurückkehren will.

Immerhin hat der kräftige ehemalige ZSC-Junior diese Saison in 41 NHL-Einsätzen elf Punkte produziert und sich bereits in 173 NHL-Spielen, in 159 Partien in den Farmteams und in 155 Auftritten in der höchsten schwedischen Liga bewährt. Zurzeit bestreitet er gerade seine fünfte WM. Das sind Referenzen, die sogar einem ausländischen Verteidiger wohl anstehen würden.

Dean Kukan hat bei der offiziellen Ankündigung seiner Heimkehr nicht gesagt, wohin es ihn zieht. Die Annahme, dass sein neuer Arbeitsort Zürich sein wird, ist von Gewährsleuten aller Couleur bestätigt worden. Aber noch nicht von ZSC-Sportchef Sven Leuenberger, der es ja wissen muss. Lügen mag er aber auch nicht. Das ist nicht seine Art. Also findet er eine diplomatische Antwort. «Ja, ja, wir sind interessiert.» Eben.

Eine Frage dürfen wir aber schon stellen: Sind die ZSC Lions in der Abwehr denn nicht bereits gut genug besetzt? Mikko Lehtonen, Phil Baltisberger, Patrick Geering, Christian Marti, Yannick Weber oder Dario Trutmann sind wehrhafte Verteidiger mit Länderspiel- oder gar WM und NHL-Schuhgrösse und hätten in jedem anderen Team auch ihren Stammplatz. Ja, sie könnten wohl sogar bei Meister Zug verteidigen. «Ja, das sehen Sie richtig», sagt Sven Leuenberger. «Aber Sie haben nur sechs Namen aufgezählt …»

Wo er recht hat, da hat er recht. Wer Meister werden und während der ganzen Qualifikation konstant in der Spitzengruppe mitspielen will, braucht mindestens acht gute, solide Verteidiger. Sechs reichen nicht. Also hat es bei den ZSC Lions doch noch Platz, Eis- und Powerplay-Zeit für Dean Kukan.

Eigentlich würde er ja besser zu einer aufstrebenden Organisation wie den Lakers passen. Dort hätte er eine absolute Leader-Rolle und noch viel mehr Eiszeit und Einsätze in jedem Powerplay in einem entwicklungsfähigen Team. Lakers-Sportchef Janick Steinmann sieht das auch so, sagt aber: «Dean Kukan können wir uns ganz einfach nicht leisten.» Das ist schade. Und Sven Leuenberger würde sich sicherlich ein wenig ärgern, wenn Dean Kukan bei den Lakers unterschrieben hätte.

Die Behauptung, die Mannschaft der ZSC Lions sei die teuerste Mannschaft der Liga, sorgt bei ZSC-Manager Peter Zahner stets für freundlichen, respektvollen und lebhaften Protest. Er pflegt zu sagen, eine solche Behauptung könne nur machen, wer die Buchhaltungen der Klubs gesehen habe. Auch da gilt: Wo er recht hat, hat er recht. Kein Chronist wird je diese Übersicht haben. Ja, wir dürfen sogar vermuten, dass selbst die gestrengen Kontrolleure der Lizenz-Kommission keinen Einblick ins Innere der finanziellen Maschinenräume aller Klubs haben. Sie entscheiden jeweils, ob ein Klub die wirtschaftlichen Voraussetzungen für die Liga-Zugehörigkeit erfüllt.

Die ZSC Spieler nach der Niederlage beim Eishockey Playoff-Finalspiel, Spiel 7, der National League zwischen dem EV Zug und den ZSC Lions am Sonntag, 1. Mai 2022 in Zug. (KEYSTONE/Urs Flueeler).
Wollen endlich wieder Meister werden: die ZSC Lions. Bild: keystone

Aber lassen wir einmal vor unseren Augen die Schweizer Stars der ZSC Lions paradieren, die mindestens schon einmal für die Nationalmannschaft aufgeboten worden sind und somit internationales Format haben: Ludovic Waeber, Patrick Geering, Dario Trutmann, Yannick Weber, Christian Marti, Sven Andrighetto, Denis Malgin, Simon Bodenmann, Jérôme Bachofner, Dominik Diem, Reto Schäppi, Denis Hollenstein, Justin Sigrist oder Chris Baltisberger.

Wir dürfen davon ausgehen, dass keiner ein Geringverdiener ist. Und nun addieren wir noch Dean Kukan dazu. Dann dürfen wir schon sagen, dass die ZSC Lions eventuell, unter Umständen, vielleicht, vermutlich die teuerste Mannschaft der Liga haben. Denn auch das ausländische Personal wird gut gelöhnt.

Die ZSC Lions sollten sich über eine solche Behauptung nicht ärgern. Sondern sich darüber freuen. Sie ist ein grosses Kompliment. Wer sich eine solche grandiose Mannschaft leisten kann, macht so ziemlich alles richtig.

Aber manchmal macht eben der Trainer nicht alles richtig. Deshalb reicht es in einem so unberechenbaren Spiel nicht jedes Jahr für eine Meisterfeier. Aber jedes Jahr für beste Unterhaltung.

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54 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Eeyore
21.05.2022 07:46registriert Februar 2020
Wenn da noch Granlund und Hrubec kommen, gibt es für Grönborg keine Entschuldigung mehr. Der Titel muss her und wenn möglich wohl auch einen Deep Run in der Champions League. Verbockt Grönborg das, kann er wohl nur noch in Holland coachen.
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Zanzibar
21.05.2022 07:59registriert Dezember 2015
Wenn der ZSC Meister wird zucken alle mit den Schultern. Mit diesem Kader ist es das mindeste. Wenn sie es nicht werden lacht die gesamte Hockey Schweiz.
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Kada
21.05.2022 07:36registriert Mai 2015
Wir brauchen wohl wirklich eine Lohnobergrenze in der NL.
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