Nur wenige Leute verwalten so viel Geld wie er: Manuel Leuthold ist Kassenwart der AHV-Gelder. Als Präsident von Compenswiss ist er verantwortlich für 37 Milliarden Franken – sie gehören der Schweizer Bevölkerung. Der öffentlichen Anstalt des Bundes obliegt der Ausgleichsfonds von AHV, IV und EO. Ihr Auftrag ist es, die Zahlungsfähigkeit der Sozialwerke zu sichern.
Das Fondspräsidium ist nicht Leutholds einziges Mandat. Der frühere Bankier ist ein fleissiger Postensammler. Aktuell sitzt er in zwölf Verwaltungsräten und hat sechs Präsidien inne, einige davon in der Finanzbranche. So ist er auch Präsident der Privatbank Cramer & Cie. mit Sitz in Genf.
Das Institut ist ins Visier der Strafverfolgungsbehörden geraten: Die Bundesanwaltschaft ermittelt seit Monaten gegen Cramer. Beim Strafverfahren geht es um den Verdacht auf «Mängel in der internen Organisation». Diese hätten es der Bank nicht erlaubt, Straftatbestände in der Geldwäschereiaffäre um den brasilianischen Ölkonzern Petrobras zu verhindern, so der Verdacht der Bundesanwaltschaft. Dabei soll es um mehrere Konten von Offshore-Gesellschaften bei der Tessiner Cramer-Filiale gehen.
Klar ist: Cramer und Compenswiss sind personell eng verbandelt. Unmittelbar vor Leuthold, nämlich zwischen 2006 und 2018, präsidierte Marco J. Netzer den Verwaltungsrat der Privatbank. Gleichzeitig war er auch Leutholds direkter Vorgänger als Präsident von Compenswiss – diese Funktion wiederum hatte er von 2008 bis 2015 inne.
Anders ausgedrückt: Netzer und Leuthold haben sich an den Spitzen von Compenswiss und Cramer jeweils abgelöst. Während zwei Jahren sassen die beiden zudem noch gemeinsam im Verwaltungsrat der Privatbank, und nach seinem Rücktritt blieb Netzer deren Ehrenpräsident.
Die Nähe wird nun zum Politikum. Zumal gerade Manuel Leutholds zahlreiche Mandate seit längerem für Gemurmel im Bundeshaus sorgen – und sich die Frage nach Interessenkonflikten stellt. Schliesslich sind Leutholds Brötchengeber in der Finanzbranche naturgemäss im selben Gebiet tätig wie der Ausgleichsfonds.
Der Bundesrat, der den Verwaltungsrat des Ausgleichsfonds wählt, sieht jedoch «keinen Interessenkonflikt zwischen dem Verwaltungsratspräsidium von Herrn Leuthold und seinem Verwaltungsratsmandat bei der Bank Cramer». Denn die Bank nehme keine Mandate für Compenswiss wahr. Das geht aus einer Stellungnahme zu einem Vorstoss der Zuger Grünen-Nationalrätin Manuela Weichelt-Picard hervor.
Die Landesregierung verweist ferner darauf, dass das Compenswiss-Präsidium keine Vollzeitbeschäftigung sei und deswegen weitere Mandate zugelassen werden müssten. Zum laufenden Strafverfahren gegen Cramer schweigt sie.
Und Manuel Leuthold selbst? Man äussere sich nicht zu einem laufenden Verfahren, lässt die Compenswiss-Pressestelle ausrichten. Der Ausgleichsfonds legt aber Wert auf die Feststellung, «dass der Sachverhalt im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen die Bank Cramer aus einer Zeit stammt, in der Herr Leuthold noch nicht Mitglied des Verwaltungsrats der Bank war und keine Verbindung zur Bank hatte».
Auf den Umstand freilich, dass Compenswiss und Cramer schon seit 15 Jahren in einem Doppelpräsidium geführt werden, geht die Anstalt nicht ein.
Und selbstverständlich kann er all diese Posten und seinen eigentlichen Job professionell und ernsthaft ausführen...
Ganz ehrlich: VR und GL sind sowas von obsolet. Riesige „Entschädigungen“ (für was eigentlich? Viele heisse Luft?) viel Macht und letztlich wirtdchaften sie primär in die eigene Tasche...