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Anschlag in Ankara: Suche nach Drahtziehern läuft

Der Anschlag ereignete sich nahe des Botschaftsviertels in Ankara. Der australische Botschafter befand sich offenbar nur 20 Meter von der Explosion entfernt, entging dem Anschlag aber unverletzt.
Der Anschlag ereignete sich nahe des Botschaftsviertels in Ankara. Der australische Botschafter befand sich offenbar nur 20 Meter von der Explosion entfernt, entging dem Anschlag aber unverletzt.
Bild: /AP/KEYSTONE

Erdogan sperrt Twitter und Facebook nach Anschlag in Ankara – Suche nach Drahtziehern läuft

14.03.2016, 05:1614.03.2016, 09:02
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Nach dem Autobomben-Anschlag in der türkischen Hauptstadt Ankara hat die Suche nach den Hintermännern begonnen. Innenminister Efkan Ala sagte am späten Sonntagabend, es gebe dazu erste Erkenntnisse, die aber erst nach Abschluss der Ermittlungen mitgeteilt würden. Die Zahl der Todesopfer stieg unterdessen auf 37.

Gesundheitsminister Mehmet Müezzinoglu sagte, 125 Menschen seien bei der Detonation verletzt worden, 19 davon schwer. Ob auch Schweizer Opfer darunter sind, klärt das Aussendepartement (EDA) in Bern ab.

Der Anschlag sei von mindestens einem oder vermutlich sogar von zwei Selbstmordattentätern verübt worden. Er oder sie hätten sich in einem mit Sprengstoff beladenen Fahrzeug in der Nähe einer belebten Bushaltestelle in die Luft gesprengt.

UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte den Anschlag scharf. Den Familien der Opfer sprach Ban laut Mitteilung der Vereinten Nationen aus der Nacht zum Montag sein Beileid aus. Die Vereinten Nationen stünden in dieser schwierigen Zeit an der Seite des türkischen Volkes und seiner Regierung.

Autobombe explodiert in Ankara

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Autobombe explodiert in Ankara
Ein brennendes Auto nach dem Anschlag im Zentrum von Ankara.
quelle: x80002 / stringer
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Zweiter Anschlag innerhalb eines Monats

Die Bombe detonierte in der Nähe eines Busses.
Die Bombe detonierte in der Nähe eines Busses.
Bild: STRINGER/REUTERS

Erst vor knapp einem Monat hatte in Ankara ein Selbstmordattentäter ebenfalls eine Autobombe gezündet und 29 Menschen mit in den Tod gerissen. Zu dieser Tat bekannte sich die aus der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK hervorgegangene Splittergruppe Freiheitsfalken Kurdistans (TAK). Die TAK hatte damals zugleich weitere Anschläge angekündigt. Für die Tat vom Sonntag übernahm zunächst keine Gruppe die Verantwortung.

Die Explosion ereignete sich am zentralen Kizilay-Platz, der ein Knotenpunkt des Nahverkehrs ist. Ala sagte, der Anschlag habe auf Zivilisten abgezielt. Die US-Botschaft hatte erst am Freitag vor einem drohenden Anschlag in einem Viertel in der Nähe des Anschlagsorts gewarnt und dazu aufgerufen, die Gegend zu meiden.

Australischer Botschafter entgeht Anschlag

Die australische Aussenministerin Julie Bishop teilte mit, der australische Botschafter sei dem Anschlag nur knapp entgangen. James Larsen habe sich zum Zeitpunkt der Explosion 20 Meter vom Anschlagsort entfernt in seinem Wagen befunden.

Keine Fotos auf Social Media erwünscht

Die türkische Regierung verhängte am Sonntagabend eine Nachrichtensperre über den Anschlag, die aber offizielle Verlautbarungen nicht betrifft. Türkische Medien berichteten, ein Gericht in Ankara habe eine Sperre für soziale Medien verfügt, nachdem dort Fotos zu dem Anschlag geteilt worden seien. Internetnutzer berichteten von Problemen, Twitter und Facebook aufzurufen.

Untersuchungen nach dem Anschlag: Die Behörden geben an, sie hätten erste Erkenntnisse, würden diese aber noch nicht bekanntgeben.
Untersuchungen nach dem Anschlag: Die Behörden geben an, sie hätten erste Erkenntnisse, würden diese aber noch nicht bekanntgeben.
Bild: UMIT BEKTAS/REUTERS

Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan teilte mit, die Terroranschläge der jüngsten Zeit zielten auf die «Integrität unseres Landes» ab. Er kündigte an, den Kampf gegen den Terrorismus fortzuführen und den Terrorismus «in die Knie zu zwingen». Die EU, die USA und die NATO sicherten der Türkei ihre Unterstützung im Kampf gegen den Terrorismus zu. Auch Russlands Präsident Wladimir Putin – ein Gegner Erdogans – verurteilte die Anschläge.

Die Gewalt in der Türkei eskaliert im kurdischen Südosten des Landes, sie erfasst aber zunehmend auch die Metropolen. Am 12. Januar hatte sich in Istanbul ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Diese Tat wurde der Terrormiliz «Islamischer Staat» («IS») zugeschrieben.

Das gilt ebenso für einen Selbstmordanschlag im Oktober vergangenen Jahres in Ankara, der auf eine pro-kurdischen Demonstration abzielte. Bei dem schwersten Anschlag in der Geschichte der türkischen Republik waren mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen. (trs/sda/dpa)

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