Es ist ein Rückschlag für Microsofts Bemühungen, die ehemals Metro genannte Kachel-Benutzeroberfläche von Windows 8 bei den Anwendern zu etablieren. Ende vergangener Woche wies Firefox-Chefentwickler Johnathan Nightingale seine Mitarbeiter an, die Arbeiten am geplanten Touchscreen-Firefox für Windows 8 einzustellen. «So, wie es um die Metro-Plattform steht, wäre [die Weiterentwicklung] ein Fehler», schreibt Nightingale im Projekt-Blog.
Firefox-Nutzer hätten schlicht kein Interesse an einer Metro-Version, erklärt Nightingale: «Wir haben seit Monaten beobachtet, wie unsere Nutzer Metro annehmen – auf uns wirkte das ziemlich mau: Jeden Tag testen Millionen von Menschen Vorab-Versionen von Firefox für den Desktop, aber es gab nie mehr als täglich 1000 aktive Nutzer der Metro-Variante.»
Weil sich seine Firma auf «die Mission» konzentrieren müsse, habe er das Aus-Signal für die Metro-Entwicklung gegeben; der Programmcode stehe nun interessierten Personen zur Weiterentwicklung offen.
Mozillas Abschied von Metro ist ein weiteres Zeichen dafür, wie sehr sich Microsoft mit der Zukunft von Windows 8 verschätzt hat. Der Versuch, eine klassische Desktop-Oberfläche mit den Anforderungen und Möglichkeiten von portablen Touch-Displays zu vereinen, ist fürs erste gescheitert.
Metro bezeichnet die von Microsoft mit Windows 8 eingeführte Kacheln-Nutzeroberfläche, die auf zahlreiche Fingergesten und das Ein-Bildschirm-eine-App-System setzt. Mit der ersten Version von Windows 8 wollte Microsoft diese neue Nutzeroberfläche den Kunden regelrecht aufzwängen: Windows 8 startete automatisch in die neue Oberfläche und wechselte auch oft genug dorthin zurück.
Software-Hersteller wie Mozilla haben dies auch als indirekte Ansage von Microsoft verstanden: Wir zwingen unseren Kunden Metro auf, war die Botschaft aus Redmond, entwickelt also gefälligst Metro-Versionen eurer Programme!
«Windows ist ein riesiges Ökosystem und Microsoft setzt neue Plattformen hart durch», heisst es etwa im Blog-Eintrag von Firefox-Chef Nightingale. «Zunächst dachten wir, wir könnten ganz [von Windows 8] ausgeschlossen werden.» Die Arbeiten an einer Metro-Version begannen aus Furcht, den Anschluss zu verpassen. Dabei, und das stellte sich erst in den letzten Wochen heraus, preschte Microsoft mit Metro zu schnell nach vorne und lies die Entwickler hinter sich.
Weil das neue Metro, gerade im Zusammenspiel mit der klassischen Oberfläche selbst für erfahrene Windows-Nutzer verwirrend ist, wurde Metro praktisch durchgehend zurückgewiesen. Microsoft dürfte aus dem Metro-Desaster gelernt haben: Die kommende Windows-Version 9 soll eine Weiterentwicklung von Metro enthalten, die sich am klassischen Desktop-Modell orientiert. Angeblich sollen die für Touchscreens optimierten Metro-Apps in Zukunft auch in Desktop-Fenstern laufen.
(fko)