Huawei ist nach eigenen Angaben schon jetzt in der Lage, in seinen Smartphones Googles Android durch sein eigenes, neues Betriebssystem zu ersetzen. Die neue Open-Source-Plattform HarmonyOS sei für alle erdenklichen Geräte ausgelegt, sagte der hochrangige Huawei-Manager Richard Yu am Freitag an der jährlichen Entwicklerkonferenz in China. Er nannte etwa Smartphones, Tablets und Wearables, die künftig mit dem neuen Betriebssystem laufen könnten.
«HarmonyOS ist ein schlankes, kompaktes Betriebssystem mit leistungsstarker Funktionalität, das zunächst für intelligente Geräte wie Smart-Screens, Fahrzeugsysteme und smarte Lautsprecher verwendet wird», schreibt Huawei. Erste Produkte mit dem neuen Betriebssystem sollen noch 2019 erscheinen. In den nächsten drei Jahren werden es für weitere Produktkategorien weiterentwickelt.
HarmonyOS könne Android auf Smartphones «jederzeit» ersetzen, aber aktuell werde man weiter auf Googles Betriebssystem setzen. Was die anwesenden App-Entwickler besonders interessiert: HarmonyOS werde künftig mit HTML5, Linux-Anwendungen und Android-Apps kompatibel sein, versprach Yu.
Huawei könnte den Zugang zu Android verlieren, weil der Konzern von US-Präsident Donald Trump unter Hinweis auf Sicherheitsbedenken auf eine schwarze Liste gesetzt wurde. «Wenn wir Android in Zukunft nicht nutzen können, dann können wir sofort auf HarmonyOS umsteigen», erklärte Yu laut Techportal Android Authority den Teilnehmern der Konferenz und fügte hinzu, dass die Migration von Android auf die neue Plattform «nicht so schwierig ist».
Was nach Marketing und Durchhalteparolen klingt, kann auch als unverholene Drohung gegenüber den USA verstanden werden, die Huawei nach wie vor auf ihrer schwarzen Liste führen. Setzt sich HarmonyOS künftig durch, würde dies insbesondere die US-Firma Google hart treffen.
Die Software wird genauso wie das Google-System quelloffen für alle zugänglich sein. Das hatte seinerzeit den Aufstieg von Android zum meistbenutzten Smartphone-System mit mehr als 80 Prozent Marktanteil beflügelt. Auch in China laufen die meisten Smartphones mit Android – wenn auch im Gegensatz zum Westen ohne Google-Dienste.
Vorerst sei die Priorität von Huawei aber, Android zu nutzen, um das Ökosystem aus Apps und anderen Diensten nicht aufzuspalten. China ist der grösste Smartphone-Markt der Welt – und das US-Vorgehen gegen Huawei hatte dort vor dem Hintergrund des Handelskonflikts zwischen den beiden Ländern auch eine Patriotismus-Welle bei der Technik-Auswahl ausgelöst. Im Heimmarkt haben sich seit Trumps Embargo mehr Kunden als je zuvor für ein Smartphone von Huawei entschieden.
(oli/sda/dpa)
Aber der Schritt sollte uns auch zeigen, dass China fest davon überzeugt sind ihr eigenes Ding zu machen. Nur wir Europäer dümpeln unter amerikanischer Abhängigkeit herum...