Urs E. Schwarzenbach, Sie werden von der eidgenössischen Zollverwaltung EZV verdächtigt,
Kunstwerke am Zoll vorbei eingeführt zu haben. Was sagen Sie dazu?
Es geht um die Einfuhrsteuer von 8%. Der Zoll hat den Verdacht, dass ich diese Steuer
nicht korrekt entrichtet habe, was nicht stimmt. Wir reden hier von tonnenschweren Botero-Plastiken und zwanzig Meter langen Gemälden. Da muss einer nicht bei Trost sein, wenn er
glaubt, man könne solche Kunstschätze unbemerkt am Zoll vorbei importieren.
Die EZV hat im April 2013 die Räumlichkeiten Ihrer Galerien, das Dolder Grand und Waren im Zürcher
Freilager durchsucht, dabei Unterlagen und elektronische Daten sichergestellt. Der Streit um
die Entsiegelung der Daten ist vergangene Woche vor dem Bundesstrafgericht ausgefochten
worden. Was ist dabei herausgekommen?
Die Durchsuchungen waren nicht verhältnismässig. Der Zoll nahm einfach wahllos alles mit.
Dagegen haben wir uns mit Erfolg gewehrt.
Wie?
Wir liessen alles versiegeln und haben jetzt vom Bundesstrafgericht Recht bekommen. Die
Entsiegelung, die der Zoll verlangt hat, ist zu einem grossen Teil abgelehnt worden. Eine
klare Schlappe für den Zoll! Tausende Daten dürfen nicht verwendet werden. Die EZV muss
nun beweisen, was ich falsch gemacht habe.
Falsch wäre, wenn Sie private Kunstwerke über die Galerie Dolder in die Schweiz eingeführt
hätten.
Weil ich Besitzer des Hotels bin, meint man, alles was dort oben steht und passiert, gehöre
mir. Ich habe die Kunst im Dolder Grand organisiert, das ist klar, aber die Kunstgegenstände
kamen alle von Galerien, deshalb ist darauf auch keine Steuer geschuldet. Der Zoll wird das
auch noch einsehen.
Man spricht vom Verlagerungsverfahren.
Genau. Eine Galerie darf Kunst aus dem Ausland einführen und irgendwo ausstellen und
muss sie erst versteuern, wenn sie verkauft wird. Genau das ist der Fall mit der Kunst
im Dolder. Alles was dort oben hängt, kann man kaufen. Natürlich dauert es bei diesen
exklusiven Werken etwas länger, bis sie verkauft sind.
Das Dolder Grand ist also im Prinzip eine Kunstgalerie?
Ja. Wissen Sie, in Paris hat ein bekannter Unternehmer ein bizarres Gebäude in den Bois
de Boulogne gestellt und darin ein Museum für seine Kunst errichtet. Das brauchen wir in
Zürich nicht, denn wir haben das Dolder Grand.
Eine Sonntags Zeitung berichtete im Januar dieses Jahres, Sie hätten mit einem Gemälde im
Arm den Flughafen verlassen wollen, ohne das Kunstwerk zu deklarieren.
Das stimmt, aber das wird jetzt natürlich aufgebauscht. Ich kam mit dem Privatjet und habe
mit den Sachen den Zoll passiert. Das erste Mal war keiner am Schalter, das zweite Mal
hätte ich eine Stunde warten sollen. Aber das waren auch persönliche Sachen, die ich von
meinem Haus in England in mein Haus in der Schweiz verlegte. Ich war der Meinung, auf
Hausrat und persönliche Sachen, wie Armbanduhr oder Schmuck, gäbe es sowieso keine
Einfuhrsteuer.
Es wurde auch kolportiert, über den Flugplatz Samaden würden Reiche Waren illegal ins
Land einführen. Sie sind Betreiber des Flugplatzes. Können Sie etwas dazu sagen?
Das ist kompletter Unsinn und eine üble Stimmungsmache. Mehr will ich dazu gar nicht
sagen. Vielleicht fragen Sie einmal den Zoll, der am Flugplatz ja einen Posten betreibt.
Wie erging es Ihnen, als die Zollverwaltung ihre Häuser durchsuchte?
Schauen Sie, die Zollfahnder von Zürich sind gute Leute, die machen nur
ihre Pflicht. In meinem Fall hatten sie strikte Weisungen von denen oben
in Bern. Aber es war schon ziemlich befremdend.
Wie meinen Sie das?
Meines Erachtens war es vollkommen übertrieben, wie sie alles
wie an einem Tatort eines Schwerverbrechens fotografierten und alle
Datenträger meiner Kunstabteilung und Firmen absaugten und die Daten mitnahmen.
Botero, Hodler, Dali, Warhol: Im Dolder sind exklusive Künstler vertreten. Haben Sie ein
Lieblingsstück?
In ein Kunstwerk sollte man sich besser nicht verlieben. Das trübt den Blick. Die Ausstellung
im Dolder Grand ist eine einmalige Sache. Das gibt es nirgends auf der Welt. Die Ausstellung
ist zudem interaktiv: Jeder kann hingehen, an der Rezeption ein iPad verlangen und damit im
Hotel herumwandeln – wie in einem Museum.
Wie oft werden Bilder gekauft?
Da wüssten meine Kunsthistorikerinnen besser Bescheid, aber die verraten nichts. Im
Kunsthandel auf diesem Niveau ist strenge Diskretion selbstverständlich.
Hochrangige Prominenz soll der Bilder wegen ins Dolder gekommen sein. Hat die
Kunstsammlung dem Dolder Grand zu einem Aufschwung verholfen?
Das ist gut möglich. Aber die ausgestellte Kunst ist nur eine der Attraktionen, die das Dolder
Grand zu bieten hat. Die Prominenz kommt auch sonst, weil wir rundum ein tolles Angebot
bieten und schon deshalb immer bessere Resultate ausweisen.
Das Dolder ist nur eine Immobilie aus ihrem Portfolio: 2007 haben Sie ein komplettes
englisches Dorf mit 44 Häusern gekauft. Warum?
Ich habe die Häuser noch nie gezählt. Wir haben dort auch eine Kirche, ein Postbüro, ein
typisches Pub, und oft kommen Crews zum Drehen von Spielfilmen. Ich habe es nicht selber
gekauft, Land und Häuser gehören einer Gesellschaft, an der ich indirekt beteiligt bin.
Neben Kunst und Immobilien besitzen Sie ausserdem ein Polo-
Team. Und Sie sind Sponsor des Springreiters und Olympiasiegers Steve Guerdat. Was
fasziniert Sie am Pferdesport?
Wissen Sie, ich habe immer den Wettkampf geliebt und selber lange in der obersten Liga
Polo gespielt. Da bekommt man automatisch eine enge Beziehung zum Pferd. Steve ist ein
Glücksfall, er trainiert bei uns in Herrliberg, und seine Erfolge lohnen den Einsatz.
Der Winter hat Einzug gehalten in der Schweiz – Sie sind in
Australien an einem BBQ. Sind Sie oft in Zürich?
In Zürich bin ich aufgewachsen, da sind meine Wurzeln. Meine Frau stammt aus Australien,
deshalb verbringe ich mit ihr dort regelmässig ein paar Wochen im Jahr. Schauen Sie, meine
Engagements bringen mich weit herum in der Welt, aber je weiter ich den Horizont stecke,
desto mehr schätze ich unser freiheitliches Land, wo ich in der Infanterie als Oberleutnant
Militärdienst geleistet habe, was mir auch in Sachen Leadership und Management viel
gebracht hat.