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Olympia 2020: Transgender-Gewichtheberin Laurel Hubbard früh gescheitert

epa09387831 Laurel Hubbard of New Zealand fails to lift 120kg in the first attempt during the Snatch portion of the Women's +87kg Group A Gold Medal event of the Weightlifting events of the Tokyo ...
Laurel Hubbard bringt in ihrem Wettkampf leider keinen gültigen Versuch zustande.Bild: keystone

Transgender-Gewichtheberin schreibt Geschichte – und scheidet ohne gültigen Versuch aus

02.08.2021, 15:1702.08.2021, 16:48
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Gross war die Aufregung um Laurel Hubbard vor ihrem ersten Aufritt an den Olympischen Spielen von Tokio. Die 43-jährige Gewichtheberin ist die erste Transgender-Athletin, die an Olympischen Spielen teilnehmen durfte. Die Neuseeländerin hiess früher Gavin und liess ihr Geschlecht 2012 operativ ändern.

Heute startete Hubbard nun als Gold-Favoritin in der Klasse über 87 kg. Doch so gross die Aufregung im Vorfeld, so schnell war der Wettkampf für sie wieder zu Ende: Nach drei ungültigen Versuchen im Reissen wurde sie wie üblich disqualifiziert und so musste sie sich bereits wieder von der grossen, olympischen Bühne verabschieden. Sie formte mit den Händen ein Herz, verneigte und trat ab.

Der dritte misslungene Versuch von Hubbard im Reissen.Video: streamable

Beim ersten Versuch verlor Hubbard das Gleichgewicht und musste die 120 kg schwere Stange hinter dem Rücken fallen lassen, der zweite Versuch mit 122 kg wurde von der Jury dann für ungültig erklärt, der dritte mit 125 kg war schliesslich fast exakt eine Kopie des ersten. Der Spaziergang durch die «Mixed Zone», durch den Medien-Auflauf, war ihr dann sichtlich unangenehm.

An den ersten Kameras ging Hubbard noch vorbei, eine orangefarbene Mütze auf dem Kopf, einen schwarzen Mund-Nasen-Schutz im Gesicht. Schliesslich griff sie doch zu einem Mikrofon, sprach sichtlich bewegt einige Sätze, beantwortete aber keine Fragen.

Laurel Hubbard of New Zealand drops the barbell during a lift, in the women's +87kg weightlifting event at the 2020 Summer Olympics, Monday, Aug. 2, 2021, in Tokyo, Japan. (AP Photo/Luca Bruno)
Der Auftritt auf der grossen Bühne war ein kurzer.Bild: keystone

«Natürlich bin ich mir der Kontroverse um meine Teilnahme an diesen Spielen bewusst», sagte die Neuseeländerin nach ihrem Olympia-Aus. «Und deshalb möchte ich mich beim IOC für das Engagement bedanken. Es hat sichergestellt, dass Sport für alle Menschen zugänglich ist.»

In den vergangenen Jahren hat sie praktisch keine Interviews gegeben, zitiert wurden immer wieder Aussagen von ihr aus dem Jahr 2017. «Ich bin, wer ich bin. Ich bin nicht da, um die Welt zu verändern. Ich will nur ich sein und das machen, was ich mache», sagte Hubbard damals im öffentlich-rechtlichen Fernsehen Neuseelands.

Gold holte sich über 87 kg die Chinesin Li Wenwen mit einem neuen olympischen Rekord, dahinter folgte die Britin Emily Jade Campbell vor der US-Amerikanerin Sarah Elizabeth Robles.

epa09388092 Li Wenwen of China reacts after she breaks Olympic Record lifting 180kg in the third attempt during the Clean & Jerk portion of the Women's +87kg Group A Gold Medal event of the W ...
140 kg im Reissen und 180 kg im Stossen hob Wenwen nach oben.Bild: keystone

An der Teilnahme von Hubbard hatte es im Vorfeld neben grosser Unterstützung auch Kritik wegen möglicher biologischer Vorteile gegeben. Jedoch hatte die WM-Zweite von 2017 die vom IOC vorgegebenen Richtlinien für Transgender-Athletinnen erfüllt. Diese betreffen unter anderem den Testosteronspiegel.

Dass Hubbard antreten durfte, wurde als wichtiges Zeichen und starke Botschaft gewertet. Für das IOC um Präsident Thomas Bach war es ein Zeichen der Offenheit und Inklusion. Für manche Konkurrentin dagegen ein «schlechter Witz», wie es die Belgierin Anna van Bellinghen formulierte, weil sie unfaire Bedingungen befürchtete. (pre)

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96 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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John Smith
02.08.2021 15:49registriert März 2014
Hab mich zu ihrer Geschichte auch ein wenig eingelesen. Sie hat 1998 im Alter von 20 Jahren als Mann einen nationalen Juniorenrekord im Gewichtheben aufgestellt. Im Alter von 34 outete sie sich als Transgender und fing die Hormonterapie an und kurz darauf gewann sie als Frau einige nationale und internationale Meetings. Sorry aber wenn Caster Semenya wegen unfairem Vorteil disqualifiziert wird, wieso dann nicht auch Hubbard?
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John Henry Eden
02.08.2021 18:10registriert Januar 2014
Das Thema wird richtig heiss diskutiert werden, sobald eine Transgender an den Spielen die Goldmedaille holt.

Die Diskussion wird paradox sein, da Gleichberechtigung von Transgendern im Sport einzig und allein auf Kosten der «klasssischen» Frauen geht. Da es keine Transgender gibt, die bei den Männern antreten und olympisches Niveau erreichen.
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zipper
02.08.2021 16:38registriert Januar 2016
Bin selber auch Gewichtheber und meiner Meinung nach braucht es neue Kategorien: MtF und FtM
Und natürlich hat man als MtF gewisse Vorteile was den Körperbau betrifft. Immerhin hat sie 34 Jahre lang vom Testosteron profitiert, Muskeln und Gelenke sowie Sehnen etc sind nun mal auf einem anderen Entwicklungsstand als ohne T.
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