Naher Osten
Gesellschaft & Politik

Die ausländischen Interessen im Irak

Durch den ISIS-Vormarsch bilden sich spezielle Allianzen.
Durch den ISIS-Vormarsch bilden sich spezielle Allianzen.Bild: STRINGER/IRAQ/REUTERS
Wer will was?

Die ausländischen Interessen im Irak

19.06.2014, 16:3719.06.2014, 17:33
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Die Krise im Irak droht zu einem internationalen Konflikt zu werden. Der Machtzuwachs für die sunnitische Terrorgruppe ISIS und die Schwächung der von Schiiten dominierten Regierung in Bagdad berührt die Interessen mehrerer Staaten in der Region.

IRAN – IRAK:

Der Iran will die Herrschaft der Schiiten von Teheran über Bagdad und Damaskus bis Beirut sichern. Irans Präsident Hassan Ruhani warnte ISIS: «Wir werden alles unternehmen, um unsere heiligen (schiitischen) Stätten Kerbela, Nadschaf und Samarra vor Terroristen und Mördern zu schützen.»

Ruhani sicherte Bagdads Regierungschef Nuri al-Maliki Unterstützung gegen die Terroristen zu, dementierte aber Berichte, wonach bereits iranische Truppen im Irak kämpfen. 

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IRAN – USA:

Für Washington gehörte der Iran zur «Achse des Bösen», die USA galten in der iranischen Propaganda als «Grosser Satan». Im syrischen Bürgerkrieg unterstützen die USA die Opposition, der Iran bleibt wichtiger Verbündeter von Präsidenten Baschar al-Assad. Die Wahl Ruhanis zum iranischen Präsidenten sorgte für Entspannungssignale.

Nach dem ISIS-Vormarsch im Irak zeigt sich Ruhani nun sogar offen für eine Zusammenarbeit mit den USA im Kampf gegen die Terrorgruppe.

Der iranische Präsident Hassan Ruhani ist bereit für eine Zusammenarbeit mit den USA.
Der iranische Präsident Hassan Ruhani ist bereit für eine Zusammenarbeit mit den USA.Bild: HANDOUT/REUTERS

KURDEN – IRAK:

Kurdenverbände hatten Iraks Provinzen Kirkuk, Ninive und Dijala eingenommen und gegen ISIS verteidigt. Nun drängen sie auf eine Erweiterung ihres Autonomiegebietes. Bagdad müsse Artikel 140 der irakischen Verfassung umsetzen.

Dieser sieht ein Referendum in den zu grossen Teilen von Kurden bewohnten, aber von Bagdad verwalteten ölreichen Gebieten über eine Zugehörigkeit zur Autonomieregion vor. Al-Maliki verhinderte das bisher, weil er einen Machtzuwachs für die Kurden befürchtete. 

TÜRKEI – KURDEN:

Autonome kurdische Streitkräfte kämpfen ebenfalls gegen den Vormarsch der ISIS an.
Autonome kurdische Streitkräfte kämpfen ebenfalls gegen den Vormarsch der ISIS an.Bild: AFP

Im Irak können die Kurden ihre Angelegenheiten in einem autonomen Gebiet weitgehend selbst regeln. Das erhoffen sich auch die Kurden im Bürgerkriegsland Syrien. Mit steigendem Einfluss der Kurden in Nachbarländern wächst der Druck auf Ankara, auch Kurden in der Türkei mehr Rechte zu gewähren.

Im Irak fürchten die Kurden, dass Ankara bei einem Machtzuwachs für ihre Autonomieregierung seine Zurückhaltung im Irak-Konflikt aufgibt und die Grenze überschreitet. In den vergangenen Jahren hatte türkisches Militär mehrfach als Reaktion auf Anschläge vermutete Stellungen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Nordirak angegriffen.

SAUDI-ARABIEN – IRAK:

Viele ISIS-Kämpfer in Syrien stammen aus Saudi-Arabien. Bagdad bezichtigt das Land der Unterstützung der ISIS auch im Irak. In einer von Al-Malikis Büro veröffentlichten Mitteilung hiess es, Bagdad halte Saudi-Arabien moralisch und finanziell für verantwortlich für die Taten der Extremisten.

Saudi-Arabien und andere Golfstaaten drängen dagegen Washington, Al-Maliki die Unterstützung zu entziehen. Das sei Bedingung für ihre Hilfe bei der Stabilisierung des Iraks, hiess es. (lhr/sda/dpa)

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