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Eismeister Zaugg

Das Hockey am Spengler Cup ist intensiver als in der National League

The players from Davos with Andreas Ambuehl, behind, and Henrik Haapala, front, reacts at the 3:2 goal during the game between Team Canada and Switzerland
Andres Ambühl bejubelt mit Henrik Haapala seinen Ausgleich gegen Team Canada.Bild: keystone
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Warum das Hockey am Spengler Cup mittlerweile intensiver ist als in der National League

Seit 100 Jahren gilt: Beim Spengler Cup wird «Schillerfalter-Hockey» zelebriert. Richtig zur Sache geht es in der Meisterschaft. Gerade das Drama HCD gegen Team Canada (4:3) hat gezeigt: Nun ist es umgekehrt.
29.12.2023, 06:3729.12.2023, 12:18
klaus zaugg, davos
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Freie Räume für Spektakel, wenig Intensität, viel Unterhaltung und beste Werbung fürs Hockey: Das ist der Spengler Cup seit seiner Erfindung vor exakt 100 Jahren. Oder besser: Das war so.

Konservative Kreise im Unterland haben den Ausdruck «Grümpelturnier» geprägt. Der ehemalige IIHF-Präsident Dr. Günther Sabetzki schmähte während seiner Amtszeit (1975 bis 1994) den Spengler Cup gar als «Wischi-Waschi-Turnier». Heute muss der internationale Verband froh sein, dass die WM nicht zur Wischi-Waschi-Veranstaltung verkommt.

Die Kritik am Spengler Cup war nie völlig unberechtigt. Doch letztlich gilt ein altes Sprichwort aus dem Morgenland: Die Hunde bellen, die Karawane zieht unbeirrt ihres Weges.

Der Spengler Cup ist 2023 nach 100 Jahren so jung, und vielleicht sogar so gut wie noch nie. Die Intensität der Partien ist enorm und ganz eindeutig höher als in den Partien der aktuellen NL-Qualifikation. Ja, wir können sagen: Spengler-Cup-Hockey im Sinne der Kritiker wird diese Saison zwischen September und März in Bern, Genf, Fribourg, Lausanne, Pruntrut, Langnau, Lugano, Biel, Ambri, Rapperswil-Jona, Kloten, Zürich und Davos zelebriert.

Zum ersten Mal geht es in diesen Tagen beim Spengler Cup zur Sache wie praktisch nie während der nationalen Meisterschaft zwischen September und März. Auch der HCD und Ambri haben bei diesem Turnier auf einem Niveau gespielt, das sie bisher in der Meisterschaft nur selten erreichen. Wir haben gegen Team Canada soeben das vielleicht beste HCD-Spiel seit der «Ära Del Curto» gesehen.

  • Stürmer
  • Verteidiger
  • Torhüter
player_image

Nation Flag

Aktuelle
Note

  • 7

    Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.

  • 6-7

    Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.

  • 5-6

    Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.

  • 4-5

    Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.

  • 3-4

    Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.

  • Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.

5,2

09.22

5,2

09.23

5,2

01.24

Punkte

Goals/Assists

Spiele

Strafminuten

  • Er ist

  • Er kann

  • Erwarte

Fast 100 Jahre lang ist beim Spengler Cup auch neben dem Eis gerockt und gerollt worden. Zum Jubiläum sind in diesen Tagen viele der wilden Geschichten wieder aufgewärmt worden – und es sind nur jene, die bekannt geworden sind.

Diese Zeiten sind vorbei. Der Spengler Cup hat eine enorme Ausstrahlung. Der Gewinn dieses Turniers hat inzwischen auch dank den von unserem öffentlich-rechtlichen Fernsehen produzierten TV-Bildern (sie sind besser als die NHL-Produktionen) mehr Strahlkraft als ein Triumph in der Champions League.

Aber noch etwas spielt dem Spengler Cup in die Karten: Die ausländischen Meisterschaften spielen in der Altjahrswoche durch. Wer das heimische Championat ausgerechnet während dieser Zeit verlässt, muss heute mehr denn je die Reise nach Davos gegenüber den Investoren und Fans durch Leistung rechtfertigen. Niemand finanziert oder toleriert eine Lust- und Ferienreise in die Bündner Berge.

Die ganz grossen Namen, die in der Vergangenheit dem Turnier die Aufwartung gemacht haben, fehlen heute. Weltstars wie einst die Titanen aus der Tschechoslowakei, Schweden, der UdSSR oder beim Turnier während des NHL-Lockouts (2004) fehlen und dürften auch künftig nicht mehr dabei sein. Aber Hockey gilt zu Recht als der letzte wahre Teamsport.

Romantiker mögen diese Entwicklung hin zum rauen, intensiven Hockey ein wenig bedauern. Die Stars haben weniger Auslauf. Aber Spektakel ist immer noch möglich. Der Ausgleich von Andres Ambühl gegen die Kanadier zum 3:3 als Einzelleistung und der Siegestreffer von Calle Andersson zum 4:3 als Kombination verdienen das Prädikat: Weltklasse. Punkt.

Diese ganz eindeutige Steigerung des Niveaus hat ihren Reiz, dem sich auch Romantiker nicht entziehen können. Der Spengler Cup bietet zum 100-jährigen Jubiläum das beste Klubhockey ausserhalb von Nordamerika. Punkt. Spengler-Cup-Hockey wie 2023 werden wir erst in den Playoffs wieder sehen können.

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41 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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pjj
29.12.2023 07:12registriert Dezember 2015
„… mehr Strahlkraft als ein Triumph in der Champions League.“

Genau mein Humor. 😂
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Zum Kommentar
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JtotheP
29.12.2023 12:05registriert Februar 2018
Eins ist sicher: Die Berichterstattung ist intensiver als zur National League...
410
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Amarillo
29.12.2023 10:17registriert Mai 2020
Es hat schon immer Highlights gegeben am SC gegen starke Teams. Genauso gibt es das Gegenteil, weil es schwierig ist, kompetitive Teams zu verpflichten. Wenn das SRF-Kommentatoren-Gespann 60 Minuten lang und mit sich vor Begeisterung schier überschlagender Stimme so tut, als habe man mit Frölunda den "Champions-League" Gewinner vor sich, und erst schon fast mit dem Schlusswort erwähnt, dass das aktuelle Team nicht mehr viel mit dem damaligen CL-Gewinner gemeinsam hat, ist alles klar. Aber OK, man setzt wohl auf den Zuschauer, der sonst nichts mit Hockey am Hut hat.
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