Der Hotel-Knigge
Für Hotel-Gäste:
1. «Diebstahl»: Ein schwammiger Begriff.
Grundsätzlich gilt: Alles, was nicht fest gemacht ist, gehört Ihnen. Seien es Badetücher, Bademäntel, der Föhn, oder das schmucke Nachttischchen. Zögern Sie nicht. Ist alles im Preis inbegriffen. Sollte Ihnen das Personal widersprechen: Beziehen Sie sich auf die UNO-Hotelkonvention von 1963. Wehren Sie sich notfalls mit Pfefferspray.
2. Die Pool-Liege: Survival of the fastest.
Markieren Sie Ihre Pool-Liege schon nachts für den nächsten Tag.
Am besten mit Ihrem Badetuch/Urin. Rechnen Sie immer mit der dreifachen Anzahl Liegen für sich und Ihre Begleitung. Sicher ist sicher.
3. Das Frühstücksbuffet: Weniger ist scheisse.
Es geht nicht darum, ob Sie alles aufessen können. Es geht darum, dass Sie den vollen Gegenwert für Ihren 280-Franken-Malta-Pauschalurlaub erhalten. Versuchen Sie darum, das Essen möglichst über 30cm auf dem Teller zu stapeln. Lassen Sie dann mindestens 3/4 stehen. Sie wollen sich ja nicht überessen.
Vergessen Sie danach trotzdem nicht, Ihren Familien-Tagesbedarf in die mitgebrachte Tupperware zu stopfen. Aber nicht etwa vom übrig gelassenen Zeugs. Gehen Sie wieder ans Buffet. Zielen Sie auf die teuren Esswaren.
Drängeln Sie am Buffet möglichst exzessiv, um anderen Gästen Ihre Überlegenheit zu beweisen. Schnauben Sie unüberhörbar hinter anderen Gästen und rollen Sie mit den Augen.
4. Lauter = besser. Die Nacht gehört Ihnen!
Rücksicht ist für Weichbecher. Das Hotel gehört für die Dauer Ihres Aufenthalts Ihnen. Sie haben es gebucht. Sie sind jetzt der Besitzer. Darum können Sie auch so laut sein, wie sie wollen.
Die ganze Nacht dem lautstarken Liebesspiel frönen, dabei den TV voll aufgedreht und später schreiend und nackt in den Pool springen. Seien Sie wieder mal jung! Scheiss auf alle anderen! Grinsen Sie wütende Zimmernachbarn morgens am Buffet fröhlich an.
Für Hotel-Betreiber:
5. Webseitenfotos: Was die Modeindustrie kann, können Sie schon lange.
Photoshop ist Ihr Freund. Machen Sie aus dem Kellerverlies ein Villenzimmer. Mit einem Weitwinkel-Objektiv machen Sie auch die letzte Besenkammer noch zu einer Turnhalle! Ihre Gäste werden es Ihnen bei der Ankunft grinsend verzeihen.
6. Der Pool: Chlory, Chlory, Hallelujah!
Rote Augen sind ein Ausdruck von Glück! Bei den Hersteller-Angaben zum Wasser-Chlor-Verhältnis ist das Chlor mindestens zu verdreifachen.
7. Das Internet: Ihre Cash Cow
Sie sollten pro Stunde Internet mindestens 30€ verlangen. Damit verdienen Sie erst richtiges Geld. Auch wenn der Betrag Ihr Monatsabo bereits abdeckt. Wissen ist Macht und Macht soll bezahlt sein. 56kb/s reichen übrigens locker aus. Alles andere ist Luxus.
8. Toilettenpapier: Retten Sie den Regenwald!
Selbst wenn das Grau des Rollen-Kartons schon durchscheint: falten Sie noch ein hübsches Dreieck aus dem letzten Blatt. Stellen Sie bloss keine neue Rolle zur Verfügung. Ihre Gäste lieben das lustige Anus-Origami-Spar-Spiel. Einlagiges Papier reicht übrigens vollkommen aus.
9. Baustelle? Schmaustelle! Niemand muss das wissen.
Überraschen Sie Ihre Gäste! Sie bauen den Pool um, sowie die Lobby und ach scheisse, gleich den ganzen Ort? Das muss niemand vorher wissen! Das merken die Gäste dann schon. Und wer mag schon keine Überraschungen?
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