Mit der Qualifikation für den Champions-League-Final 2002 (1:2 gegen Real Madrid) feierte Bayer Leverkusen den grössten Erfolg der Klubgeschichte. Seither stand der Verein dreimal in den Achtelfinals der Königsklasse, weder 2005 noch 2012 und 2014 hatte Bayer im Kampf um den Vorstoss in die Viertelfinals aber eine realistische Chance.
Vor dem Rückspiel im Vicente Calderon im Süden Madrids stehen die Vorzeichen auf ein Weiterkommen für Leverkusen aber so gut wie seit 2002 nicht mehr. Die Mannschaft von Coach Roger Schmidt tritt zwar nicht mehr ganz so spektakulär wie in der Vorrunde auf, dafür effizienter. Schmidt hat es geschafft, das Gleichgewicht zwischen Offensive und Defensive herzustellen.
Die Mannschaft ist gereift und spielt derzeit nicht nur schönen, sondern auch erfolgreichen Fussball. Leverkusen hat die letzten fünf Pflichtspiele ohne Gegentreffer gewonnen (11:0 Tore), in der Bundesliga liegt Bayer auf Platz 4 – und damit auf Kurs.
Die Defensive funktioniert inzwischen vorzüglich und das offensive Mittelfeld mit dem deutschen Internationalen Karim Bellarabi, dem Freistoss-Spezialisten Hakan Calhanoglu (Tür) und dem Südkoreaner Son Heung-Min gehört zum Besten, was die Bundesliga derzeit zu bieten hat.
Als einzige Sturmspitze vor den drei Hochtalentierten dürfte auch heute Dienstag gegen Atletico Josip Drmic auflaufen. Der Schweizer Internationale hat seine Chance genutzt und dem zuvor gesetzten Stefan Kiessling den Platz im Sturmzentrum streitig gemacht. Drmic, der bereits im Hinspiel in der Startaufstellung gestanden hatte, überzeugte zuletzt. Beim 4:0 am Freitag gegen den VfB Stuttgart traf er zweimal.
Drmic gab sich vor dem zweiten Duell mit dem spanischen Meister optimistisch: «Das 1:0 ist ein Vorteil für uns. Wenn wir in Madrid noch ein Tor schiessen, dann viel Spass Madrid!» Bei den Verantwortlichen von Bayer ist von Euphorie allerdings (noch) nichts zu spüren. «Wir haben noch gar nichts erreicht, nur ein Endspiel in Madrid. Wir sind weiter Aussenseiter», sagte Trainer Schmidt.
Und auch Leverkusens Vereinschef Michael Schade erwartet einen schweren Gang in Spaniens Hauptstadt: «Sie werden kratzen, beissen, treten, provozieren – was wir so alles kennen. Es wird für uns unglaublich schwer.»
Bereits mit einem Bein in den Viertelfinals steht Monaco, das – ähnlich wie Leverkusen – seit der Teilnahme am Champions-League-Final 2004 (0:3 gegen Porto) in der Königsklasse nie mehr die Viertelfinals erreicht hat. Die Monegassen überraschten beim 3:1 im Hinspiel gegen Arsenal in London mit ihrem schnellen Umschaltspiel ihren ehemaligen Trainer Arsène Wenger und haben nun alle Trümpfe in ihrer Hand.
Noch nie seit der Gründung der Champions League 1992 gab eine Mannschaft nach einem Auswärtssieg mit mindestens zwei Toren Differenz den Vorsprung noch aus der Hand. Arsenal, das sich unter Wenger bereits zum 15. Mal in Folge für die Achtelfinals der Königsklasse qualifiziert hat, bleibt nur noch die Hoffnung auf ein kleines «Wunder». «Manchmal im Leben macht man einen grossen Fehler, den man nicht mehr korrigieren kann. Im Fussball ist es aber möglich, einen solchen zu korrigieren», sagte Wenger, der von 1987 bis 1994 bei Monaco tätig gewesen war. (si/dpa/cma)