Montagfrüh um drei Uhr war es klar: Der britische Tourismuskonzern Thomas Cook ist konkurs. Es ist eine Pleite von historischer Dimension. 178 Jahre Firmengeschichte fanden ein Ende, als letzte Gespräche mit potenziellen Investoren scheiterten. Thomas Cook war mit seinen Tochterunternehmen wie «Neckermann Reisen» bis zum Konkurs der zweitgrösste Reiseanbieter der Welt. Zur Firma gehören mehrere Airlines mit über 100 Flugzeugen; sie betreibt fast 200 Hotels rund um den Globus und veranstaltet Kreuzfahrten.
Am Montagmorgen wurden tausende Passagiere an Flughäfen rund um die Welt von der Pleite überrascht. 600 000 Gäste bangen nun um ihre Heimkehr. Wie viele Schweizer momentan im Ausland gestrandet sind, ist nicht bekannt. Die Schweizer Niederlassung von Thomas Cook war gestern nicht erreichbar. Mit «höchstens einigen hundert» rechnet Walter Kunz, Geschäftsführer des Schweizer Reise-Verbands. Dies, weil Thomas Cook in der Schweiz einen vergleichsweise geringen Marktanteil habe. Im deutschsprachigen Raum sind insgesamt 140 000 Kunden betroffen, die aber noch nicht alle Ihre Ferien angetreten haben.
Grossbritannien startete die grösste Rückführungsaktion seit dem Zweiten Weltkrieg, Codename: «Operation Matterhorn». Mit dutzenden Charter-Flugzeugen sollen die 150 000 im Ausland gestrandeten Briten zurückgeholt werden. In Grossbritannien liegt die Verantwortung für die Rückführung gestrandeter Staatsbürger bei der Regierung. Anders in der Schweiz: Jeder Tourist muss seine Rückreise selber organisieren. Allenfalls hilft das Reisebüro. Das Schweizer Aussendepartement (EDA) sagt: «Das EDA organisiert in einem solchen Fall keine Rückführung.»
Nicht glücklich ist auch Zermatt Tourismus, und zwar über den Namen der Operation «Matterhorn». In einer Medienmitteilung machte die Organisation deutlich, dass die Destination Zermatt-Matterhorn mit dieser Aktion nicht in Verbindung stehe.
Für die Pauschaltouristen steht bei der Zurich-Versicherung in Frankfurt ein Versicherungsfonds in Form von Sicherungsscheinen bereit. Das bestätigte gestern ein Zurich-Sprecher. Der Fonds hat jedoch nur ein Volumen von 110 Millionen Euro. Da alle Gäste ihre Forderungen geltend machen können, also auch für gebuchte und noch nicht angetretenen Reisen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das Geld nicht reicht. Laut Zurich-Sprecher ist zudem noch gar kein Versicherungsfall eingetreten, da die deutsche Tochterfirma von Thomas Cook noch keinen Konkurs angemeldet hat. Thomas Cook Deutschland lotet laut eigenen Angaben letzte Optionen aus. Sollten diese ins Wasser fallen, würde auch sie Insolvenz anmelden.
Das Licht bei Thomas Cook löscht ein Schweizer: Konzernchef Peter Fankhauser, aufgewachsen im Emmental. Er sprach in einer Mitteilung von «tiefem Bedauern» und entschuldigte sich bei Kunden, Angestellten, Partnern und Zulieferern. Am härtesten trifft die Pleite die 22 000 Angestellten des Konzerns. Sie sind mit einem Schlag arbeitslos. 9000 Stellen gehen in England verloren, der Rest in 15 anderen Ländern. Fankhauser geriet entsprechend ins Fadenkreuz von britischen Medien, weil er in den fünf Jahren als Thomas-Cook-Chef 8.3 Millionen Pfund (etwa 10.2 Millionen Franken) Gehalt und Boni bezog, während die Firma kollabierte.
Die britische Muttergesellschaft «Thomas Cook Group plc» hat ihren Konkurs derweil bereits eingereicht. Das kurzfristige Überleben des Unternehmens scheiterte an 200 Millionen Pfund (rund 250 Millionen Franken). Das Geld hätte der Konzern gebraucht, um bis November 2020 solvent zu bleiben. Im Sommer hatten Aktionäre und Gläubiger noch ein Hilfspaket von 900 Millionen Pfund geschnürt. Als nun nach neuen Investoren gesucht wurde, fand sich schlussendlich keiner mehr. Die britische Regierung lehnte die Bitte nach einer Finanzspritze von 150 Millionen Pfund ab. Die Rettungsaktion soll nun laut britischen Medien aber bis zu 600 Millionen Pfund kosten.
Die Fluggesellschaft Condor gehört ebenfalls zum Thomas-Cook-Konzern, kündigte aber an, dass der Flugbetrieb regulär weiterlaufe. Allerdings werden aus rechtlichen Gründen keine Thomas-Cook-Kunden transportiert. Die Airline hat bei der deutschen Regierung einen Antrag für einen Überbrückungskredit von 200 Millionen Euro eingereicht. In die lange Liste der Verlierer beim Thomas-Cook-Konkurs reihen sich die klassischen Zielländer von Pauschaltouristen ein. Auf der griechischen Insel Kreta beispielsweise haben 70 Prozent der Tourismusanbieter Verträge mit Thomas Cook. Der kretische Tourismusminister sagte: «Das ist ein Erdbeben der Stärke 7, und der Tsunami kommt erst noch.» (mim/bzbasel.ch)
Inhalt: Papedipupi und kein Warum.
Wie war das noch mal in der User-Umfrage mit den "treffenden Titeln"?