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Die Wirtschaft ist zurück: BIP geht um 7,2 Prozent nach oben

Die Wirtschaft ist zurück aus dem Corona-Tief: BIP geht um 7,2 Prozent nach oben

01.12.2020, 09:13
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Die Schweizer Wirtschaft hat sich im dritten Quartal vom Corona-Absturz im Frühling sehr gut erholt. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) stieg in der Periode von Juli bis September 2020 gegenüber dem Vorquartal um 7.2 Prozent.

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Vor allem die Binnennachfrage und Teile des Dienstleistungssektors hätten sich nach der schrittweisen Lockerung der Corona-Massnahmen ab dem Frühsommer deutlich erholt, teilte das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Dienstag mit. Die internationale Entwicklung habe hingegen weiter auf den Exporten gelastet.

Ein Mitarbeiter bearbeitet einen wichtigen Auftrag fuer den Eisenbahnsektor der Firma Tenconi, ein in der Metallverarbeitung taetiges Unternehmen, am Dienstag, 15. April 2020, in Airolo. Unter Einhalt ...
Der Aufschwung war noch etwas stärker als erwartet.Bild: TI-PRESS

Die hiesige Wirtschaft machte damit rund drei Viertel des Einbruchs des ersten Halbjahrs wett, womit das BIP gemäss den Seco-Zahlen noch gut 2 Prozent unter dem Vorkrisenniveau von Ende 2019 liegt. Im Vergleich zu den Nachbarländern sei die Schweiz damit bislang verhältnismässig glimpflich durch die Corona-Krise gekommen, meinen die Bundesökonomen.

Der Aufschwung in dieser Dimension kommt zwar nicht ganz überraschend, war aber noch etwas stärker als erwartet. Von AWP befragte Ökonomen hatten die Entwicklung zum Vorquartal bei +5.0 bis +7.0 Prozent gesehen.

Das Vorquartal, also das zweite Quartal, wurde derweil bereits zum zweiten Mal leicht nach oben revidiert auf noch -7.0 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr, also dem dritten Quartal 2019, sank das BIP um 1.6 Prozent, nachdem das Minus im zweiten Quartal noch bei 7.8 Prozent gelegen hatte.

Starke Erholung beim privaten Konsum

Der private Konsum, der im zweiten Quartal aufgrund des Lockdowns um über 8 Prozent eingebrochen war, wuchs in der Berichtsperiode gegenüber dem Vorquartal um 11.9 Prozent. Verschiedene Konsumsparten, die während des Lockdowns nicht oder nur erschwert erhältlich waren, standen bekanntlich wieder zur Verfügung.

Auch die Ausrüstungsinvestitionen (+8.8%) und die Bauinvestitionen (+5.1%) wurden wieder deutlich ausgeweitet. Die inländische Endnachfrage erreichte damit laut den Seco-Zahlen ein Rekordwachstum von 8.9 Prozent.

Die starke Aufholbewegung der Binnennachfrage kam insbesondere den inlandorientierten Bereichen des Dienstleistungssektors zugute. So stieg die Wertschöpfung des Detailhandels (+6.0 %) deutlich, gestützt auch durch die verhältnismässig geringe internationale Reisetätigkeit der Schweizer Bevölkerung in den Sommermonaten.

Sehr starke Gegenbewegungen zu den Einbrüchen der zwei Vorquartale fanden etwa im Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung (+62%) sowie im Gastgewerbe (+73%) statt. Die Öffnung von Sport-, Freizeit- und Kultureinrichtungen sowie der gastronomischen Betriebe habe die Wertschöpfung sprunghaft ansteigen lassen, schreibt das Seco dazu.

Gleichwohl sei das Vorkrisenniveau in diesen Branchen weiter deutlich unterschritten. Zum einen blieben gewisse gesundheitspolitische Beschränkungen - etwa im Bereich Grossveranstaltungen - auch über den Sommer bestehen, zum anderen verzichteten viele ausländische Touristen auf Reisen in die Schweiz.

Bei den Warenexporten (+6.9 %) fiel die Gegenbewegung zum rückläufigen Vorquartal (-7.9%) ebenfalls relativ deutlich aus, was auch die Wertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes (+8.6 %) stützte. Das Vorkrisenniveau wird aber sowohl bei der Wertschöpfung als auch bei den Warenexporten nach wie vor klar unterschritten. Die konjunktursensitiven Industriebereiche seien weiterhin stark von der Corona-Krise betroffen, folgert das Seco.

Stagnation im vierten Quartal

Die starke Erholung im dritten Quartal wird denn auch so nicht weitergehen. Die neuen Massnahmen im In- und Ausland aufgrund der zweiten Corona-Welle dürften sich auf die Wirtschaft bereits ausgewirkt und den Aufschwung zum Stillstand gebracht haben.

Ein vom Seco vor kurzem neu geschaffener Index zur Berechnung der wöchentlichen Wirtschaftsaktivität (WWA) zeigt denn auch, dass die hiesige Wirtschaft seit ein paar Wochen mehr oder weniger seitwärts tendiert. Der Index verwendet dabei schnell vorhandene Daten etwa zu Bargeldbezügen und Kreditkartentransaktionen, zu Elektrizitätsverbrauch oder Eisenbahngüterverkehr und ermöglich damit eine zeitnahe Betrachtung der wirtschaftlichen Aktivität. (sda/awp)

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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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AdFontes
01.12.2020 10:28registriert Juli 2019
Yaaay Wirtschaftswachstum!!!🙃 So toll, dass wir nach wie vor ständig über Wachstum reden, anstatt uns mal damit auseinanderzusetzen, wie wir als Gesellschaft die Wirtschaft nachhaltig denken könnten. Es braucht nicht Wachstum auf dem Konto und an den Finanzmärkten, sondern in den Köpfen und Beziehungen der Menschen.
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pun
01.12.2020 09:50registriert Februar 2014
1'200 Tote in den letzten 14 Tagen... ABER DIE WIRTSCHAFT ERHOLT SICH IM REKORDTEMPO. 🖕
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