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«Das Vertrauen bröckelt» – Schweizer Internet-Usern auf den Zahn gefühlt

Wem vertraust du deine persönlichen Daten im Internet an?
Wem vertraust du deine persönlichen Daten im Internet an?bild: shutterstock

«Das Vertrauen bröckelt» – Schweizer Internet-Usern auf den Zahn gefühlt

Die Ergebnisse der «Datenvertrauensstudie» 2020, die der Schweizer Vergleichsdienst Comparis veröffentlicht hat, lassen aufhorchen.
03.09.2020, 06:3203.09.2020, 08:42
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Das Vertrauen der Schweizer Bevölkerung in die Internetakteure bezüglich seriösem Umgang mit Kundendaten habe in den letzten beiden Jahren durchs Band weg abgenommen; am stärksten bei Online-Shops. Dieses Fazit zieht Comparis zu seiner Datenvertrauensstudie 2020, die nun vorliegt.

Comparis hat watson die folgenden Infografiken vorab zur Verfügung gestellt. In der Nacht auf Donnerstag ist die Datenvertrauensstudie 2020 veröffentlicht worden.

«Seriöse» Banken, aber...

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Comparis-Digitalexperte Jean-Claude Frick:

Zwar vertrauen Herr und Frau Schweizer weiter am meisten den Banken und Behörden bezüglich seriösem Umgang mit Kundendaten. Nichtsdestotrotz ist auch hier die Bewertung stetig rückläufig. Die Banken sind von einer Bewertung von 7,2 im Jahr 2018 auf aktuell 7,0 gerutscht, die Behörden um 0,3 Punkte von 7,1 auf 6,8.

Am stärksten abgenommen habe – trotz des Online-Shopping-Booms während des Lockdowns – das Vertrauen in den Umgang mit Daten bei Online-Shops. Die Bewertung sank von 5,7 im Jahr 2018 auf 5,1 im Jahr 2019 und liegt in der neusten Befragung 2020 nur noch bei 5,0.

«Wer im Internet ein Produkt sucht oder kauft, bekommt ständig Werbung zu genau solchen Produkten angezeigt. Das allgegenwärtige Tracking der Nutzer im Netz lässt das Vertrauen in Online-Shops sinken.»

Angst vor Trollen

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Die Comparis-Analyse zeigte trotz des zunehmenden Misstrauens eine zunehmende «Datenschutzmüdigkeit», halten die Autoren in der Studie fest. Immer weniger Internet-User würden die gängigsten Massnahmen zum Schutz der eigenen Daten ergreifen. «Das mag damit zusammenhängen, dass das Bedrohungsgefühl leicht abnimmt. In Zeiten von Corona rücken digitale Bedrohungen in den Hintergrund.»

Die Bedrohung durch Viren und Trojaner sei 2018 noch mit 6,9 bewertet worden. 2020 liege der Wert bei 6,6. Auch Spam- und Phishing-Mails werden weniger bedrohlich wahrgenommen (von 6,8 im Jahr 2018 auf 6,5 in diesem Jahr).

Instagram und Co. senken Hemmungen

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Bedenkenlos gebe die Mehrheit der Befragten das eigene Geburtsdatum (63,7 Prozent) bzw. die persönliche E-Mail-Adresse (61 Prozent) an. Deutlich zugenommen habe der Anteil der Personen, die ihren aktuellen Status auf Social Media bedenkenlos preisgeben, von 31,7 Prozent (2018) auf 38 Prozent (2020). Frick kommentiert:

«Das Leben spielt sich zu einem immer grösseren Teil im Internet ab. Soziale Medien werden heute völlig selbstverständlich genutzt. Durch die tägliche Nutzung dieser Dienste sinkt die Hemmung, persönliche Daten dort einzugeben.»

«Privacy, anyone»?

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Die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer halte zwar den Datenschutz hierzulande für «eher gut» bis «sehr gut» geregelt und glaube, die Sicherheit der persönlichen Daten im Internet sei ausreichend gewährleistet. Dennoch nehme das Vertrauen in die Online-Akteure bezüglich seriösem Umgang mit Kundendaten immer mehr ab. Zum dritten Mal in Folge seien die Bewertungen schlechter ausgefallen.

Twint vor Apple Pay

«Die Einschätzung bezüglich der Sicherheit der meisten Zahlungsmittel fürs Internet hat in den letzten beiden Jahren ebenfalls flächendeckend abgenommen. Am sichersten bewerten die Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten noch immer die Rechnungsstellung.»
Digital-Experte Jean-Claude Frick.
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Am stärksten eingebrochen seit 2018 sei die Bewertung von Paypal auf nur mehr 6,2. Damit liege der US-Bezahlservice gleichauf mit dem Schweizer Konglomerat Twint. «Besitzerwechsel und undurchsichtige AGBs haben dem Ruf von Paypal zusätzlich geschadet», kommentiert Frick.

Deutlich schlechter als bei Twint und Paypal werde die Sicherheit von Apple Pay und Samsung Pay bewertet (Note 5,4). Elektronische Währungen wie etwa Bitcoins belegten noch immer den Schlussrang, konnten sich aber immerhin in der Bewertung von 3,7 (2018) auf 4,2 (2020) verbessern.

Wie wurde untersucht?

Die repräsentative Befragung wurde im August 2020 durch das Marktforschungsinstitut Innofact im Auftrag des Vergleichsdienstes comparis.ch durchgeführt. Befragt wurden 1023 Personen in allen Regionen der Schweiz.

Quellen

(dsc)

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22 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Rethinking
03.09.2020 07:01registriert Oktober 2018
Wenn wir ehrlich sind kann man eigentlich niemandem mehr trauen...

Politiker wollen gewählt werden...

Manager haben ihre eigene Karriere an erster Stelle...

Experten sehen sich gerne in den Medien...

Wissenschaftler wollen raus aus den Verstaubten Büros ins Rampenlicht...

Medien bringen alles was für Klicks sorgt...

Sie alle wollen Aufmerksamkeit und tun vieles (alles) dafür, egal wie kontrovers und extrem ihre Aussagen sein müssen...
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Cirrum
03.09.2020 08:36registriert August 2019
Eine Studie hat ergeben, dass man als Mensch lediglich 10 Likes z.B. im Facebook geben muss und schon kann dich das System besser einschätzen als deine eigene Familie...
Wir funktionieren alle nach Algorithmen und diese sind berechenbar.. wir unterschätzen dies massiv und geben alle Daten gratis..
Wieso sollte man auch noch vertrauen haben? Man sieht ja, wie egal die Menschen dem System sind... es geht schliesslich nur um Macht und Geld!
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Gunther
03.09.2020 07:42registriert Mai 2020
Der seriöse Umgang mit Kundendaten, ist meiner Meinung nach, ein eher naiver Wunsch . . . . Es geht um zuviel Einfluss, Geld und Macht . . . . . der "gläserne" Nutzer / Bürger / Kunde wird angestrebt, oder?
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