Der Frauen*streik ist am Helvetiaplatz in Zürich angekommen und geht langsam zu Ende. Die einen tanzen und singen noch, andere gehen nach Hause. @watson_news pic.twitter.com/4WxXW6GGvF
— Vanessa Hann (@hann_vanessa) June 14, 2021
Aktionen in der ganzen Schweiz: Frauenstreik zieht Zehntausende auf die Strasse
Am nationalen Frauenstreiktag sind am Montag in der ganzen Schweiz Tausende Frauen auf die Strasse gegangen und für Gleichberechtigung, faire Löhne und Solidarität eingestanden. Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) bezifferte die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf gegen 100'000.
Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die Aktionen dezentral durchgeführt. Es gab Veranstaltungen von feministischen Picknicks über Informationsstände und Theaterperformances bis zu Flashmobs. Höhepunkte waren die Demonstrationen um 18 Uhr in zahlreichen Städten. In Basel nahmen daran 4000 Personen teil, in Schutzmasken und laut Parolen skandierend. In Luzern waren es gegen 2000 Personen.
In Zürich demonstrierten laut Angaben der Stadtpolizei mehrere tausend Personen – zumeist Frauen. «Sorgearbeit kollektivieren» stand etwa auf einem Banner, «Lohn. Zeit. Respekt.» oder «Mir händ en Patriarkater» auf anderen.
In den Startlöchern: Bald zieht der Demozug des Frauen*streiks beim Zürcher Central los!@watson_news pic.twitter.com/h86XByTsNU
— Vanessa Hann (@hann_vanessa) June 14, 2021
Tausende Frauen forderten am Abend an einer Kundgebung in Bern ihre Rechte ein. Mit dem bunten und lautstarken Umzug durch die Innenstadt wollten sie ein Zeichen setzen «gegen das Patriarchat, die Krise und für eine feministische Zukunft». Die bewilligte Kundgebung war altersmässig bunt gemischt. Der Umzug endete auf dem Bundesplatz. Das Frauenstreik-Kollektiv sprach in einer Pressemitteilung von mindestens 30'000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Auch in der Westschweiz gingen in verschiedenen Städten zahlreiche Frauen auf die Strasse. Nach Polizeiangaben nahmen beispielsweise in Lausanne rund 8000 Personen an Aktionen zum Frauenstreik teil. In Neuenburg und La Chaux-de-Fonds besetzten hunderte Frauen ab dem Mittag zentrale Plätze. Sie richteten 14 Forderungen an den Grossen Rat, in dem die Frauen seit den letzten Wahlen die Mehrheit haben.
Im Zentrum des diesjährigen Frauenstreiks standen Forderungen nach besseren Löhnen und Altersrenten sowie nach einem verstärkten Schutz vor sexueller Gewalt und genügend Kinderbetreuungsplätzen. So veranstaltete etwa das Eidgenössische Komitee «Dini Mueter» einen Flashmob auf dem Bundesplatz in Bern, um auf Probleme im Zusammenhang mit der Kinderbetreuung aufmerksam zu machen. «Dini Mueter schafft nüm gratis», lautete das Motto.
Lila Erwachen und früher Feierabend
Der Frauenstreiktag begann am Morgen mit einem «lila Erwachen»: In mehreren Städten war das Wasser einiger Brunnen mit lilafarbener Lebensmittelfarbe eingefärbt.
Viele Aktionen wurden um 15.19 Uhr organisiert. Denn das ist der Moment, ab dem die Frauen gratis arbeiten. 2019 war dieser symbolische Zeitpunkt «erst» um 15. 24 Uhr - die Lohnungleichheit hat also weiter zugenommen.
«Vorwärts gegen den Rückschritt» forderte denn auch das Feministische Streik-Kollektiv Luzern. Feministische Anliegen blieben gerade in der Corona-Krise zentral und würden durch die aktuelle Krise sogar verstärkt. Darum sollten «Forderungen und Wut über diese Zustände» sichtbar gemacht werden.
In Bern trafen sich etwa 80 Frauen kurz nach 15 Uhr auf Bahnhofplatz zu einer Aktion für Lohngleichheit. Sie marschierten rückwärts, um zu versinnbildlichen, dass es bei der Lohngleichheit der Frauen nicht vorwärts, sondern sogar rückwärts geht.
Feministische Pause
In Neuenburg versammelten sich pünktlich um 15.19 Uhr rund hundert Frauen, darunter die Präsidentin der Gewerkschaft Unia, Vania Alleva, zu einer feministischen Pause. Auf Badetüchern sowie Sonnenliegen sitzend und von Sonnenschirmen geschützt, machten sie mit fünf Schweigeminuten auf die Lohnungleichheit aufmerksam - 50 Jahre nach der Einführung des Frauenstimmrechts und und 25 Jahre nach der Einführung des Gleichstellungsgesetzes.
Tausende Frauen versammelten sich auch in Lausanne um 15.19 Uhr. Sie kritisierten den Entscheid des Bundesparlaments, das Rentenalter für Frauen auf 65 Jahre zu erhöhen. «Warum sich auf Gleichheit berufen, damit wir ein weiteres Jahr arbeiten? Ungleichheit betrifft Frauen aller Generationen.»
30 Jahre sind es her seit dem ersten Frauenstreik in der Schweiz. Die Idee dazu hatten damals Arbeiterinnen in der Uhrenindustrie im waadtländischen Vallée du Joux. Sie ärgerten sich darüber, dass sie weniger als die Männer verdienten. 500'000 Frauen beteiligten sich damals am 14. Juni 1991 an dem Streik. (sda)
Das war der Streik im Ticker:
Die Demos neigen sich dem Ende zu
SGB rechnet mit bis zu 100'000 Teilnehmerinnen
Demo in Bern: Organisatorinnen melden 30'000 Teilnehmerinnen
Teil der Demonstration in der Innenstadt war am frühen Abend auch eine Menschenkette rund um den Waisenhausplatz. Die Corona-Schutzmassnahmen wurden dabei eingehalten, denn die Teilnehmerinnen hielten sich nicht die Hände. Vielmehr hielten sich jeweils zwei Teilnehmerinnen an kleinen Transparenten fest.
Auf Transparenten standen Slogans geschrieben wie «Wir kämpfen weiter» und «Unser Ziel: Gleich viel». Daneben waren etliche schräge Sprüche zu lesen wie «Das Patriarchat geht mir auf die Eierstöcke».
Die bewilligte Kundgebung in der Berner Innenstadt war laut den Organisatorinnen offen für alle Geschlechter. Vereinzelt liefen auch Männer mit. Sie waren aufgefordert worden, solidarisch in den hintersten Reihen mitzulaufen oder sich ausserhalb der Demo zu solidarisieren, beispielsweise durch Kinderbetreuung und Hausarbeit. (sda)
Landesweiter Frauenstreik
Es gab Veranstaltungen von feministischen Picknicks über Informationsstände und Theaterperformances bis zu Flashmobs. Höhepunkte waren die Demonstrationen um 18 Uhr in zahlreichen Städten. In Basel nahmen daran 4000 Personen teil, in Schutzmasken und laut Parolen skandierend. In Luzern waren es gegen 1000 Personen.
In Zürich demonstrierten mehrere hundert Personen - zumeist Frauen. «Sorgearbeit kollektivieren» stand etwa auf einem Banner, «Lohn. Zeit. Respekt.» oder «Mir händ en Patriarkater» auf anderen.
Im Zentrum des diesjährigen Frauenstreiks standen Forderungen nach besseren Löhnen und Altersrenten sowie nach einem verstärkten Schutz vor sexueller Gewalt und genügend Kinderbetreuungsplätzen. So veranstaltete etwa das Eidgenössische Komitee «Dini Mueter» einen Flashmob auf dem Bundesplatz in Bern, um auf Probleme im Zusammenhang mit der Kinderbetreuung aufmerksam zu machen. «Dini Mueter schafft nüm gratis», lautete das Motto.
In Neuenburg und La Chaux-de-Fonds besetzten hunderte Frauen ab dem Mittag zentrale Plätze. Sie richteten 14 Forderungen an den Grossen Rat, in dem die Frauen seit den letzten Wahlen die Mehrheit haben. (sda)
Kritik an Grosi-Kampagne
«Sorgearbeit kollektivieren» stand etwa auf einem Banner, «Lohn. Zeit. Respekt.» oder «Mir händ en Patriarkater» auf anderen. Ein Teil der Demonstration war auch gegen die Kampagne Grosi an Bord der Zürcher Verkehrskonferenz gerichtet. Diese sei diskriminierend, hiess es auf einem Flyer. Eine solch plakativ unbeholfen dargestellte Kunstfigur brauche es nicht.
Die Grosi-Kampagne zeigt eine weisshaarige, alte Frau wie sie beispielsweise in einem Velokorb sitzt. Sie soll zur Umsicht im Zürcher Verkehr ermuntern. (sda)
In Zürich startet der Demozug
Es geht los! Nach langem Warten marschiert der Frauen*streik Richtung Rudolf-Brun-Brücke. @watson_news pic.twitter.com/xM48NK9PvC
— Vanessa Hann (@hann_vanessa) June 14, 2021
Viele Leute unterwegs in Lausanne
Grosse mobilisation à #Lausanne pour le #14juin, plus de 20'000 personnes dans les rues. #grevefeministe #Frauenstreik #Frauenstreik2021 pic.twitter.com/xNFOD8ixGD
— Joakim Martins (@JoakimMartins) June 14, 2021
Auch in der Zentralschweiz wird demonstriert
«Vorwärts gegen den Rückschritt» forderte das Feministische Streik-Kollektiv Luzern zum Frauenstreiktag. Feministische Anliegen blieben gerade in der Corona-Krise zentral, würden durch die aktuelle Krise sogar verstärkt. Darum sollten «Forderungen und Wut über diese Zustände» sichtbar gemacht werden, so das Kollektiv.
Der Demonstrationszug startete um 17.30 Uhr beim Luzerner Theaterplatz, der kurzum zum «feministischen Streikplatz» umbenannt wurde, und endete beim Pavillon am Vierwaldstättersee, wo Musik aufgelegt und «gemeinsam Stimmung» gemacht wurde. (sda)
Die Streiks gehen los
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— Vanessa Hann (@hann_vanessa) June 14, 2021
Schweizer Plätze füllen sich
Der Platz hiess bis zum 7. Februar 2021 «Place Saint-Laurent», benannt nach einer mittelalterlichen Kirche, die gar nicht mehr steht. Der neue Name des Platzes erinnert an den nationalen feministischen Streiktag im Jahr 2019 sowie an den 14. Juni im Jahr 1981, in dem Gleichstellung von Frauen und Männern in der Schweizer Bundesverfassung garantiert wurde.
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— Agathe Seppey (@AgatheSeppey) June 14, 2021
Zürcher Polizei warnt vor Verkehrsproblemen bis 22 Uhr
Zum heutigen #Frauenstreik werden in Zürich diverse Aktionen erwartet. In diesem Zusammenhang muss in den frühen Abendstunden bis ca. 22 Uhr mit Einschränkungen im IV/ÖV, mit Stau und mit verlängerten Reisezeiten gerechnet werden. ^spa#Frauenstreik21 #14Juni pic.twitter.com/UfcvJ5uO1W
— Stadtpolizei Zürich (@StadtpolizeiZH) June 14, 2021
Erste Aktionen in Bern
Aufgrund der Corona-Pandemie werden auch im Kanton Bern kleinere Aktionen dezentral durchgeführt. Am Morgen etwa fanden sich Wissenschaftlerinnen zu einem Flashmob vor dem Uni-Hauptgebäude in Bern zusammen. Mit einer Serie kurzer wissenschaftlicher Vorträge wollten die Teilnehmerinnen die Sichtbarkeit von Frauen in der akademischen Welt erhöhen.
Auf dem Berner Waisenhausplatz und beim Bahnhof wurden Infostände aufgebaut an denen sich Passantinnen und Passanten über die Forderungen des Frauenstreiks und feministische Themen informieren lassen konnten, wie Fotos auf der Internetseite des Frauenstreikkollektivs Bern zeigen.
Arbeitenehmende sollen Druck am Arbeitsplatz ausüben
In einer gemeinsamen Sitzung könne man planen, wie mehr Infos darüber beschafft und wie Forderungen im Betrieb eingebracht werden könnten, schreibt die Gewerkschaft am Montag. Sie verweist auf das Gleichstellungsgesetz, gemäss welchem Betriebe ab 100 Angestellten verpflichtet sind, eine Lohngleichheitsanalyse durchzuführen. Bei Betrieben mit weniger als 100 Mitarbeitenden ist dies freiwillig.
Die SP schreibt auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, dass die Schweiz trotz dem Gleichstellungsgesetz und 50 Jahre nach Einführung des Frauenstimmrechts noch immer weit entfernt sei von einer «echten Gleichstellung» und einer Gesellschaft ohne Sexismus. In einem lila umrahmten Video begründen mehrere Frauen - darunter SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer (ZH), die Berner SP-Nationalrätin Tamara Funiciello oder die Tessiner SP-Ständerätin Marina Carobbio Guscetti - wieso sie am heutigen Montag streiken.
Die Transparente sind parat
The @500wsB team are preparing the stage for their #outreach event at the #frauenstreik #grevedesfemmes pic.twitter.com/rLyvCDpZ6g
— RealScientists | Lucia (@realscientists) June 14, 2021
Ready?
— VPOD Schweiz / SSP Suisse (@VPOD_Schweiz) June 14, 2021
🟣 Wasserflasche
💜 Sonnenschutz und
😷 einpacken und ab auf die Strassse. Wir wollen unser Geld!
Das passiert in deiner Stadt. Be there. https://t.co/BbZ7y7k6EU#frauenstreik #14juni #14juni2021 #wirwollenunsergeld pic.twitter.com/KhPq7MgOrJ
Das ist am heutigen Frauenstreik geplant
Um 12 Uhr sind in vielen Städten und Ortschaften feministische Aktionen, Picknicks und Workshops geplant.
Als Symbol für die Lohnungleichheit soll um 15.19 Uhr die Arbeit niedergelegt werden.
Am Abend gegen 18 Uhr ziehen dann, sofern bewilligt, diverse Demonstrationszüge durch Schweizer Städte. In Zürich, Winterthur, St.Gallen, Genf, Basel, Bern, Chur, Lausanne sind Demonstrationen geplant.
Bund lanciert neues Lohnanalyse-Tool
Der Bund stellt das Tool Arbeitgebenden mit weniger als 50 Mitarbeitenden ab sofort gratis zur Verfügung, wie das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) am Montag mitteilte. Die Einführung dieses Tools sei eine prioritäre Massnahme der Gleichstellungsstrategie 2030, in welcher die Beseitigung der Lohndiskriminierung ein zentrales Ziel ist.
Gemäss Mitteilung beträgt der unerklärte Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern laut der Lohnstrukturerhebung des Bundesamts für Statistik aus dem Jahr 2018 durchschnittlich 8,1 Prozent. Das mache für Frauen pro Monat ein Minus von 686 Franken aus. Im Jahr 2016 lag der Wert bei 7,7 Prozent. Bei kleineren Unternehmen sei der Lohnunterschied überdurchschnittlich hoch, schreibt das EBG.
Mehrere Brunnen mit lila Wasser eingefärbt
So waren in der Stadt Bern mehrere bekannte Brunnen lila eingefärbt, wie ein Augenschein der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vor Ort zeigte.
Das Wasser sei mit Lebensmittelfarbe eingefärbt worden, steht in der Mitteilung vom Montagmorgen. Diese sei «für Frau*, Mutter, Kind und alles was kreucht und fleucht, auch für empfindliche Pflänzchen unbedenklich», schreiben die Frauen - nicht so aber «das Patriarchat, die Lohnungleichheit, häusliche Gewalt, strukturelle und sexuelle Gewalt, die mentale Überlastung und die Dauerbelastung der Frauen und auch nicht die bis zu 50 Prozent tiefere Rente und die Diskriminierung».
Frauen in Bern und Zürich fordern feministische Zukunft
Die Kundgebung in der Berner Innenstadt ist nach Angaben des Frauenstreik-Kollektivs bewilligt. Sie richtet sich «gegen die Krise auf unseren Buckeln und für eine feministische Zukunft», wie die Organisation auf ihrer Website schreibt.
Tagsüber gibt es in Bern eine Reihe von dezentralen Aktionen zu feministischen Themen und Forderungen. Geplant sind zudem Picknicks über Mittag und ein «Rückwärts-Lauf» um 15.19 Uhr. Weiter soll auf dem Bundesplatz am Mittag ein Flashmob zum Thema «Dini Mueter schafft nümm gratis!» stattfinden.