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Das Abendrot für Kloten und das Morgenrot für die ZSC Lions?

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Der vergebene Kampf der Flyers

Das Abendrot für Kloten und das Morgenrot für die ZSC Lions?

Es ist vollbracht. Die ZSC Lions besiegen die Kloten Flyers nach Penaltyschiessen 2:1, gewinnen die Finalserie glatt mit 4:0 und sind Schweizer Eishockey-Meister 2014. 
20.04.2014, 09:1920.04.2014, 09:21
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Hinter diesem klaren Finalserien-Endresultat von 4:0 für die ZSC Lions verbirgt sich ein grandioses sportliches Drama. In diesem letzten Spiel haben die Kloten Flyers noch einmal alles mobilisiert. Die beste Saisonleistung gezeigt. Es ging nicht einfach ums vorzeitige Ende der Finalserie.

Es ging um viel mehr. Um die Ehre. Darum, eine «feindliche» Meisterfeier im eigenen Stadion zu verhindern. Die grossartige Leistung des Aussenseiters verdient ein Zitat aus der Weltliteratur. Am besten umschriebt Ernest Hemingways berühmter Satz aus dem Weltbestseller «Wem die Stunde schlägt», mit welcher aufopferungsvollen Leidenschaft die Klotener bei der Sache waren.

«Kein Mensch ist eine Insel, in sich selbst vollständig; jeder Mensch ist ein Stück des Kontinentes, ein Teil des Festlands; und darum verlange nie zu wissen, wem die Glocke schlägt; sie schlägt dir.»

Die Stunde schlug schliesslich um 23.23 Uhr dem tapferen Verlierer. Und letztlich ist der Ausgang dieses grossen Spiels eben doch logisch. Nichts zeigt uns im Rückblick die unheimliche Kraft und Wucht der grossen Hockeymaschine ZSC Lions besser als die aufopfernde Leistung der Kloten Flyers, die nicht einmal zu einem einzigen Sieg reichte. Auch nicht in diesem vierten Finalspiel.

Trotz einem überragenden Martin Gerber müssen sich die Kloten Flyers in dieser Finalserie sieglos geschlagen geben.
Trotz einem überragenden Martin Gerber müssen sich die Kloten Flyers in dieser Finalserie sieglos geschlagen geben.Bild: Keystone

Dabei stimmte alles. Torhüter Martin Gerber spielte die beste Partie auf Schweizer Eis seit dem Frühjahr 1998, jenem legendären ersten Aufstiegsspiel mit den SCL Tigers gegen den HC La Chaux-de-Fonds, als er den haushohen Favoriten zur Verzweiflung und die Emmentaler zurück in die NLA brachte. Gerbers Vorderleute kämpften mit einer Leidenschaft, als sei es die letzte Partie ihrer Karriere.

Erst 81 Sekunden vor der zweiten Pause fällt das 1:1. Es ist ein Treffer, der uns die eine Seite der Hockeymaschine ZSC Lions erklärt. Zur anderen kommen wir später. Also: Chris Baltisberger, der kräftige Flügel der vierten Reihe, gewinnt den «Infight» an der Bande und bezwingt Martin Gerber.

Hockeysoldaten bringen die Entscheidung

Am Ende sind es nicht die Stars, die Titanen, am Ende sind es die Hockeysoldaten der vierten Linie, das letzte Bataillon auf dem Eisfeld der Ehre, die mit ihrer Energie den Ausschlag geben. Letztlich stellt sich heraus: Dieses 1:1 bringt die ZSC Lions in die Verlängerung und ins Penaltyschiessen.

Und zur Dramatik dieser Finalserie gehört, dass ZSC-Topskorer Roman Wick, ein ehemaliger Klotener, zwei Sekunden vor Schluss so überraschend die Latte trifft, dass die Schiedsrichter das Video konsultieren müssen. Es bleibt beim 1:1. Verlängerung. Noch einmal ein dramatisches Hin und Her, Auf und Ab. Die Hockey-Götter können sich nicht entscheiden. Sie lassen Gian-Andrea Randegger für den besiegten Martin Gerber auf der Linie retten (69.). Das Penaltyschiessen muss entscheiden.

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Nilsson verwandelt den entscheidenden Penalty.Gif: SRF

Und hier zeigt sich nun die andere Seite der grossen ZSC-Hockeymaschine. Das Ende dieses Dramas erzwingt nun ein Liebling der Hockey-Götter. Ein Virtuose. Der Ferrari-Fahrer und Hockey-Popstar Robert Nilsson. Liiert mit Sasha Chabibulin, der Tochter der russischen Torhüterlegende Nikolai Chabibulin. 

Robert Nilsson ist der Sohn des legendären Kent Nilsson, der einst für Kloten stürmte. Nur weil sein Bub damals bei Klotens Junioren spielte, hat er eine Schweizer Lizenz und beansprucht keine Ausländer-Lizenz. Robert Nilsson hat zwei Penaltys verwertet. Der zweite war der 12. und letzte der den ZSC Lions den Titel bringt.

Gerber bleibt gegen Nilssons Schuss chancenlos.
Gerber bleibt gegen Nilssons Schuss chancenlos.Bild: Keystone

Es ist vollbracht. Statistisch war es kein grosses Finale (4:0). Doch hinter diesen Zahlen verbirgt sich eine der taktisch und spielerisch besten und auch fairsten Finalserien seit Einführung der Playoffs 1986. Grandioses Hockey, sehr gute Schiedsrichter und in beiden Stadien anständige Zuschauer.

Die Frage, die wir jetzt noch nicht beantworten können, die uns aber in der Zukunft umtreiben wird: Haben wir die Abendröte der tapferen Kloten Flyers und das Morgenrot der neuen Hockeydynastie ZSC Lions gesehen? 

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