WM-Favoritist einmal mehr Lewis Hamilton. Der 35-jährige Brite will seinen Titel im Mercedes auch in diesem Jahr verteidigen. Wenn dies gelingt, kann er mit seinem siebten WM-Titel mit Rekordchampion Michael Schumacher gleichziehen. Als grösster Herausforderer gilt der 22-jährige Max Verstappen im Red Bull. Für ihn und den österreichischen Rennstall spricht die Startstrecke in Spielberg. Der Holländer siegte dort in den letzten beiden Jahren.
Mercedes könnte das erste Team sein, dass die WM-Wertung sieben Mal in Folge gewinnt. Bei den letzten Tests in Barcelona – die aber fast vier Monate zurückliegen –hat Mercedes überzeugt. Mit Hamilton und Valtteri Bottas besitzt Mercedes zwei Topfahrer. Weniger gut ist die Ausgangslage für Ferrari. Das Team steht insbesondere wegen des Abgangs von Sebastian Vettel in den Schlagzeilen. Auch bezüglich des Autos gibt es nach den Tests von Barcelona Fragezeichen. Bessere Chancen sehen Experten demnach für das Team von Red Bull. Nach drei Saisons auf dem dritten Platz hat das Team seine Ansprüche in die Höhe geschraubt.
Sebastian Vettel fährt nur noch eine Saison für Ferrari. Zwischen dem traditionellen Rennstall und dem viermaligen Weltmeister kam es zum Bruch. Der auslaufende Vertrag wurde nicht verlängert. Für Vettel wird die Saison zu einer Abschiedstournee – sicher von Ferrari, vielleicht auch von der Formel 1. Denn bei der Konkurrenz sind freie Startplätze Mangelware. Einige Medien spekulieren, ob Vettel künftig für Mercedes fährt, weil Hamiltons Vertragsverlängerung noch aussteht. Es scheint aber unwahrscheinlich, dass sich das Dreamteam Hamilton und Mercedes nach der Saison auflöst. Ferrari hat für Vettel schon Carlos Sainz Jr. für nächste Saison unter Vertrag genommen. Daneben steht Vettels Teamkollege Charles Leclerc für eine goldene Ferrari-Zukunft.
Damit es überhaupt eine Chance gibt, dass die notwendigen 15 Rennen gefahren werden können, fährt die Formel 1 in Spielberg und Silverstone je zwei Rennen in einer Woche. Fix sind zudem noch die Rennen in Budapest, Barcelona, Monza und Belgien. Noch offen sind die geplanten Übersee-Rennen. Die Transportpreise für die Luftfracht haben sich durch die Coronakrise verdreifacht. Aus Kostengründen könnte die Formel 1 deshalb nur in Europa ausgetragen werden. Für die Ausnahmesaison wurde das Reglement angepasst, das bisher vorsah, dass die Rennen auf mindestens drei Kontinenten ausgetragen werden müssen. Damit der Weltmeistertitel vergeben werden kann, braucht es acht Rennen.
Zuschauer sind keine zugelassen, akkreditiert sind insgesamt 2100 Personen. Dazu zählen neben vereinzelter Journalisten oder Teams auch die Streckenposten, Rennleitung, freiwillige Helfer und Rettungsteams. Pro Team sind je 80 Menschen mit dabei, davon dürfen 60 an den Autos arbeiten. Das einstige Sauber-Team «Alfa Romeo» ist mit 55 Leuten aus Hinwil und 12 Mitarbeitern von Motorenpartner Ferrari dabei. Überall, wo der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, also etwa in den Boxen, herrscht Maskenpflicht. Das gilt auch für die Fahrer, wenn sie aus den Autos klettern.
Pro Wochenende werden alle Beteiligten im Formel-1-Zirkus zweimal getestet. Falls eine Person positiv getestet wird, muss sie in Quarantäne. Träfe es einen Fahrer, käme der Ersatz zum Einsatz. Träfe es ein ganzes Team, würde die Weltmeisterschaft mit neun statt zehn Teams zu Ende gefahren. Deshalb dürfen Teammitglieder keinen Kontakt mit ihren Konkurrenten haben. Um die Kontaktgruppen klein zu halten, arbeiten einige Teams im Schichtbetrieb.
Podestfeiern mit Champagner sind vorerst Geschichte. Stattdessen werden die drei schnellsten Autos präsentiert, davor wird ein Pokal aufgestellt. Vor dem Rennen wird zudem auf Fahrerparade und Startaufstellung verzichtet. Stattdessen fahren die Autos direkt aus der Garage zur Startlinie