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Good News von der Sozialhilfe: Viele Junge schaffen den Ausstieg

Good News von der Sozialhilfe: Viele Junge schaffen den Ausstieg

23.10.2018, 09:3823.10.2018, 10:48
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Die Entwicklung der Sozialhilfe sei 2017 insgesamt moderat gewesen. Die durchschnittliche Bezugsdauer sei konstant geblieben, was eine Verbesserung gegenüber früheren Jahren sei, hiess es an einer Medienkonferenz der Städteinitiative Sozialpolitik vom Dienstag in Bern.

Die Kennzahlen der Sozialhilfe werden von der Berner Fachhochschule und der Städteinitiative Sozialpolitik erarbeitet und dokumentieren auf der Basis von Daten des Bundesamtes für Statistik (BFS) die aktuelle Entwicklung von 14 Städten. Es sind dies Zürich, Basel, Lausanne, Bern, Winterthur, Luzern, St.Gallen, Biel, Schaffhausen, Chur, Uster, Zug, Wädenswil und Schlieren. In diesen Städten leben 26 Prozent aller Sozialhilfebeziehenden der Schweiz. 

Viele Junge schaffen Ausstieg

Näher untersucht wurde die Situation von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Sozialhilfe. Über einen Zeitraum von sieben Jahren wurden alle 17-Jährigen, die 2010 in den 14 beteiligten Städten von Sozialhilfe unterstützt wurden, erfasst. Betrachte man diese Risikogruppe der 17-jährigen Sozialhilfebeziehenden in den folgenden sieben Jahren, so hätten lediglich acht Prozent von ihnen dauerhaft Sozialhilfe bezogen.

Viele hätten vorübergehend oder dauerhaft den sozialen Aufstieg geschafft. Drei Viertel der Risikogruppe sei im Alter von 23 Jahren nicht mehr auf Sozialhilfe angewiesen gewesen. Dennoch bestehe ein deutlich erhöhtes Risiko, auch im Erwachsenenalter auf Sozialhilfe angewiesen zu sein, wenn Jugendliche in finanziell engen Verhältnissen starten müssten.

Ausländische Jugendliche würden die Integration schaffen. Das Sozialhilferisiko sei in den Städten bei den 15-Jährigen ohne Schweizer Pass deutlich höher als bei den 25-Jährigen. Während von den 15-Jährigen etwa jede sechste Person auf Sozialhilfe angewiesen sei, so sei es bei den 25-jährigen Ausländerinnen und Ausländern nur noch jede 18. Person. Die Sozialhilfequote sei demnach in diesen beiden Altersgruppen von 17,5 Prozent auf 5,6 Prozent gefallen. 

Existenzsichernde Stipendien statt Sozialhilfe

Jugendliche und junge Erwachsene sind aus vielfältigen Gründen auf Sozialhilfe angewiesen: gesundheitliche Probleme, Schwierigkeiten beim Einstieg in den Arbeitsmarkt, junge Elternschaft oder Existenzsicherung während der Ausbildung.

Für junge Menschen in Ausbildung plädiert die Städteinitiative Sozialpolitik für existenzsichernde Stipendien. Stipendien, die von der Sozialhilfe unabhängig machen, könnten für die jungen Erwachsenen in Ausbildung und deren Eltern die Situation erleichtern und die Motivation zum Abschluss einer Ausbildung fördern.

In jenen Kantonen, in denen Stipendien (noch) nicht existenzsichernd sind, wird die Sozialhilfe diese Aufgabe übernehmen müssen. Dies wird mancherorts ein Umdenken bedingen: Nicht die schnelle Ablösung von der Sozialhilfe in einen prekären Job ist dann das Ziel, sondern die nachhaltige Bekämpfung von Armut dank Ausbildung. Denn fehlende Bildung ist nach wie vor eines der grössten Sozialhilferisiken.

Abnahme in fünf Städten

Die Anzahl der Sozialhilfefälle habe mit durchschnittlich 1,6 Prozent deutlich weniger stark zugenommen als in den fünf vorangegangenen Jahren, hiess es an einer Medienkonferenz der Städteinitiative Sozialpolitik vom Dienstag in Bern. Der Fallanstieg sei in den mittelgrossen Städten am höchsten gewesen. Auch sei das Sozialhilferisiko in den Städten im westlichen Landesteil sowie in den grösseren Deutschschweizer Städten mit Zentrumsfunktion höher als in kleineren Städten der Deutschschweiz.

In fünf Städten hat die Fallzahl abgenommen. Es sind dies Basel, Bern, Biel BE, Chur und Schlieren ZH. Mit Ausnahme von Schlieren sei die Fallabnahme eher gering, sodass eher von einer Stagnation auszugehen sei. In Wädenswil ZH haben die Fallzahlen stagniert. In den anderen acht Städten habe die Fallzahl zugenommen, besonders deutlich in Winterthur ZH, Luzern, Schaffhausen und Uster ZH. In Zürich sei nach einer längeren Phase von stagnierenden Fallzahlen bereits das zweite Jahr in Folge eine leichte Fallzunahme zu beobachten.

Nach wie vor am höchsten ist die Sozialhilfequote mit 11,5 Prozent in der Stadt Biel, gefolgt von Lausanne mit 8,7 Prozent und Basel mit 6,6 Prozent. Am tiefsten war die Sozialhilfequote in Uster und Zug mit je 1,7 Prozent. (whr/sda)

Auf einen Joint mit Hanf-Papst Bernard Rappaz

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