RhB-Unglück «unvorhersehbar» - Probleme beim Alarm

RhB-Unglück «unvorhersehbar» - Probleme beim Alarm

16.03.2017, 16:00

Das Zugunglück der Rhätischen Bahn (RhB) im August 2014 bei Tiefencastel ist nicht vorhersehbar gewesen. Der Unfall, einer der schwersten in der RhB-Geschichte, deckte aber einen Mangel im Alarmierungssystem auf, wie die Unfalluntersuchung ergab.

Am 13. August 2014 war zwischen Tiefencastel und Thusis ein Personenzug der Rhätischen Bahn von einem Erdrutsch getroffen worden und entgleist. Einer der sieben Wagen stürzte 20 Meter den Steilhang hinunter, wurde aber von Bäumen gestoppt. Von 150 Reisenden verletzten sich acht schwer und ebenso viele leicht. Eine Person erlag den Verletzungen neun Tage nach dem Unglück.

Die Bahnverantwortlichen trifft keine Schuld: Das Ereignis war auf «einen unvorhersehbaren Erdrutsch zurückzuführen, der während der Durchfahrt des Zuges erfolgte», wie es in dem am Donnerstag publizierten Schlussbericht der Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST heisst. Eine halbe Stunde vorher hatte ein anderer Zug die Unglücksstelle passiert, ohne dass jemand Auffälligkeiten bemerkt hätte.

Telefonverbindung nach Fussmarsch

Unmittelbar nach dem Unfall gab es Schwierigkeiten mit der Alarmierung. Der Lokführer versuchte es zuerst erfolglos per Funk, danach per Mobiltelefon, was auch nicht klappte. Eine telefonische Verbindung herstellen konnte er erst, nachdem er 150 Meter Richtung Thusis marschiert war.

Die SUST empfiehlt dem Bündner Bahnunternehmen deshalb sicherzustellen, dass die Möglichkeit einer Alarmierung in Notfällen von allen Stellen des knapp 400 Kilometer langen Streckennetzes möglich ist - und das zu jeder Zeit.

Sicherheitsdefizit im Wagen

Weiter deckte der Unfall ein Sicherheitsdefizit am Material auf. Im entgleisten Wagen, der im Steilhang von Bäumen gestoppt wurde, lagen Teile der Deckenverschalung am Boden. Diese Teile aus Aluminium wiegen sechs Kilogramm, weisen scharfe Kanten auf und können Passagiere verletzen.

Die SUST schreibt, das Bundesamt für Verkehr solle die Vorgaben für solche Verschalungen überprüfen. Das Material soll sich auch bei grösseren Erschütterungen nicht mehr lösen können.

Das Unglück bei Tiefencastel ist eines der grössten der letzten Jahrzehnte für das Bahnunternehmen. Es überschattete die Feiern des 125-jährigen Bestehens. Die RhB-Rechnung belastete der Unfall mit 1.1 Millionen Franken. Im Betrag enthalten sind Aufwendungen für Rettungskosten sowie für die Instandsetzungen von Infrastruktur und Rollmaterial. (sda)

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