Der durchschnittliche Gehalt von Zucker in Joghurts und Frühstücksflocken soll weiter sinken. Bundesrat Alain Berset hat mit den Schweizer Lebensmittelproduzenten und Detailhändlern neue Ziele vereinbart.
Der freiwillige Ansatz funktioniere sehr gut, sagte Berset am Dienstag vor den Medien in Bern. Er stosse auch in anderen Ländern auf Interesse. Vor zwei Jahren hatten der Bund und mehrere Unternehmen an der Expo in Mailand vereinbart, den Zucker zu reduzieren.
Seither ist der durchschnittliche Gehalt an zugesetztem Zucker in Joghurts um rund 3 Prozent gesunken, in Frühstückscerealien um rund 5 Prozent. Das ergab eine Erhebung des Bundes von diesem Sommer. Es handelt sich um einen Durchschnittswert über alle Produkte, wobei der Marktanteil der einzelnen Produkte mit mehr oder weniger Zucker nicht berücksichtigt ist.
Die Entwicklung sei sehr erfreulich, sagte Berset. Bis Ende 2018 soll der Zuckergehalt bei den Joghurts nun um weitere 2.5 Prozent reduziert werden, bei den Frühstückscerealien um 5 Prozent. Zudem haben weitere Unternehmen die «Erklärung von Mailand» unterzeichnet. Inzwischen sind laut Berset alle grossen Hersteller und Detailhändler an Bord.
Konsumenten haben die Wahl
Marc Heim, Leiter der Division Schweiz von Emmi, hob vor den Medien die Wahlfreiheit der Konsumentinnen und Konsumenten hervor. Diese könnten weiterhin Produkte mit viel Zucker kaufen. Sie könnten sich aber auch für ein Produkt mit wenig Zucker entscheiden. Wichtig sei, dass diese Produkte angeboten würden. Zudem sei es wegen der Gewohnheiten der Konsumenten sinnvoll, den Zuckergehalt in kleinen Schritten zu senken.
Vor zwei Jahren enthielten Joghurts im Durchschnitt 17 Gramm Zucker pro Becher, was rund 5 Würfelzuckern entspricht. Frühstückscerealien enthielten 18 Gramm Zucker pro 100 Gramm. Das Joghurt mit dem geringsten Zuckergehalt enthielt 10 Gramm, jenes mit dem höchsten über 30 Gramm. Bei manchen Frühstückscerealien machte der Zuckeranteil fast 50 Prozent aus.
Weitere Lebensmittel folgen
Die «Erklärung von Mailand» wird nach 2018 im Rahmen des Aktionsplans der Schweizer Ernährungsstrategie bis 2024 weitergeführt. Dabei sollen weitere Lebensmittelgruppen einbezogen werden. Die laufenden Arbeiten zu Salz und Fetten sollen zudem intensiviert werden.
Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) hat zum Thema auch Forschungsaufträge ausgeschrieben. Die Arbeiten sollen Erkenntnisse bringen, um wie viel der Zuckergehalt reduziert werden kann, ohne dass dies wahrgenommen wird.
Hohe Gesundheitskosten
Der Grund für all diese Bemühungen: Wir bewegen uns zu wenig, essen zu energiereich, zu süss, zu salzig und zu fett. Das führt zu einer Zunahme von Fettleibigkeit und nichtübertragbaren Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Folgekosten solcher Krankheiten für die Schweiz werden auf 52 Milliarden Franken pro Jahr beziffert.
Die Krankheiten seien damit für 80 Prozent der direkten Gesundheitskosten in der Schweiz verantwortlich, heisst es in der «Erklärung von Mailand». Damit stellten sie nicht nur für unsere Gesundheits- und Sozialsysteme eine grosse Herausforderung dar, sondern für die gesamte Volkswirtschaft.
Der Bund und die Unternehmen sind sich einig, dass Innovationen in der Lebensmittelproduktion dazu beitragen können, die Herausforderungen zu meistern. Verarbeitete Lebensmittel machen einen bedeutenden Teil der täglichen Ernährung aus. Ihre Zusammensetzung hat somit einen grossen Einfluss auf die tägliche Aufnahme von Energie, Salz, Fett und Zucker. (sda)