An der Käsefront läuft es nicht so gut. Diese Europäer wollen uns Schweizerinnen und Schweizern den Emmentaler stehlen, diese Gessler-Söhne und -Töchter. Jede Käserei europaweit solle Emmentaler herstellen dürfen – und ihn vor allem auch so nennen können. Emmentaler from Netherlands, France und Italy. Nix mehr: made in Switzerland. Made everywhere. Bestenfalls zählt noch «Wer hät’s erfunde?». Aber davon kann sich niemand etwas kaufen. Deshalb klagt nun der Branchenverband.
Jetzt kämpfen auch noch die Österreicher gegen uns. Angeschlossen haben sie sich als Streithelfer. Zusammen mit Deutschland, Frankreich, Polen und den Niederlanden wollen sie uns den Emmentaler abspenstig machen. Die EU-Kommission verweigert den Namensschutz. Das, weil der Name «Emmentaler», jetzt kommt’s, «historisch und kulturell mit einem grösseren geografischen Gebiet als nur der Schweiz verbunden sei». Als gäbe es etwas Grösseres als das Emmental!
Geht es nach den Brüsseler Bürokraten, ist der Emmentaler einfach eine «Gattungsbezeichnung». Das Emmental ist laut der EU also überall – oder nirgends. Kulturelle Käse-Aneignung. Fremde Richter entscheiden über unser Alpengold. Ein Unterwerfungsvertrag erster Güte. Wo bleibt die SVP mit ihren Hellebarden, wenn sie dringend gebraucht wird?
In Österreich weibelt sogar der Landwirtschaftsminister himself für den Emmen-Östertaler. «Emmentaler ist in Österreich seit Jahrzehnten ein Begriff für eine Käsesorte – nicht für eine Herkunft. Ein Verbot, diesen Namen weiterhin zu verwenden, wäre ein massiver Schaden für unsere heimische Käsewirtschaft», sagt Norbert Totschnig. «Wir kämpfen jetzt auf dem Rechtsweg für unsere bäuerlichen Betriebe und unsere Verarbeitungsbetriebe.»
Da fragt sich die geknechtete Eidgenossenschaft zwangsläufig: Was macht unser Bundesrat? Von Landwirtschaftsminister Guy Parmelin bisher: Funkstille. Kollege Albert Rösti war zwar grad eben erst publikumswirksam im Emmental wandern, hatte aber auch keine tröstenden Nachrichten für die geschundene Region im Gepäck. Zu seiner Verteidigung: Rösti ist bekennender Kartoffel-Fan. Hätte die EU uns an die Gschwellti und den Stock gewollt, hätte er sicher sofort reagiert.
Vielleicht erklärt sich das laute Schweigen der Regierung ja auch damit, dass der Emmentaler ein mögliches Verhandlungspfand ist. «Yes, Mr. Trump, you can make the Emmentaler great again, if you not make too great Zoll-Tarifs for us.» Oder wir brauchen das Käselabel als Druckmittel bei einem Rüstungsgeschäft: löchriger Käse gegen Lücken in der Flugabwehr. Die Schweiz hat viele Baustellen, bei denen Emmentaler helfen könnte.
Gegen innen signalisiert die Branche aber trotzig Durchhaltewillen. Durch Bern kurvt seit wenigen Tagen ein Emmentaler-Tram «im ikonischen Lochdesign». Also in jenem Design, mit dem unsere Skicracks in den 1990er-Jahren ihre Konkurrenten herausforderten – auch und vor allem in geschmackstechnischer Hinsicht. Das Tram fährt, da Bern im Oktober zur «Käsehauptstadt» wird. Die «World Cheese Awards», einer der laut Mitteilung «weltweit bedeutendsten Events der Käsebranche», finden statt. Sozusagen die Frauen-EM des Käses.
Mit dem Tram beginne «die Reise durch ein Jahr im Zeichen des Käses – sichtbar, erlebbar, sympathisch und typisch schweizerisch». Nur, was ist typisch schweizerisch, wenn es nicht mal der Emmentaler mehr ist? Das kann uns in eine mittlere patriotische Sinnkrise stürzen.
Aber gerade vor dem 1. August ist es ja nicht verboten, mal wieder über die Schweiz nachzudenken. Weil alles an unserem Land ist ja nun wahrlich nicht Käse.
Also hier die EU Verträge anzuklagen ist Polemik. Das Problem besteht auch schon viel länger als die Verträge mit der EU. Es gibt auch amerikanischen Emmentaler