Zumindest keine neue Gewalt: Das ist zu Wochenbeginn eine gute Nachricht aus den USA. Die Lage bleibt nach den Protesten gegen Polizeigewalt aber höchst angespannt. US-Präsident Obama will nun nach Dallas reisen und die Wogen glätten.
Dallas bereitet sich nach den tödlichen Schüssen auf fünf Polizisten während einer Demonstration gegen Polizeigewalt auf eine grosse Gedenkfeier vor. Zu dieser werden am Dienstag US-Präsident Barack Obama zusammen mit seinem Vorgänger George W. Bush erwartet.
Dieser gemeinsame Auftritt ist ungewöhnlich. Er unterstreicht die Bemühungen, ein Land zu beruhigen, das nach den Polizistenmorden und ihnen vorangegangenen tödlichen Polizeischüssen auf zwei Schwarze sehr aufgewühlt ist.
Obama, der von Vizepräsident Joe Biden begleitet wird, wird auf der überkonfessionellen Veranstaltung eine Ansprache halten. Der Präsident will zudem Angehörige der vom Heckenschützen verletzten und getöteten Beamten treffen.
Hass auf Weisse
Der Heckenschütze, ein 25-jähriger Afroamerikaner namens Micah Johnson, erschoss am Donnerstag fünf Polizisten und verletzte neun weitere Polizisten und zwei Zivilisten während einer friedlichen Demonstration gegen Polizeigewalt. Als Motiv gilt Hass auf Weisse. Zuvor waren binnen 48 Stunden zwei Schwarze bei Polizeieinsätzen in den Bundesstaaten Minnesota und Louisiana getötet worden.
Nach Angaben der Polizei plante Johnson eine noch grössere Attacke. Darauf deuteten unter anderem Einträge in einem Tagebuch und der in seiner Wohnung entdeckte Sprengstoff hin. Bei den weiteren Ermittlungen würden nun auch 170 Stunden Material aus den Körperkameras aller eingesetzten Polizisten ausgewertet, sagte Polizeichef David Brown am Montag in Dallas vor Medien.
Die Suche nach dem Heckenschützen wurde in der Nacht der Tat auch durch die Folgen des in Texas' sehr freizügigen Waffenrechts erschwert. Nach Angaben der «New York Times» und anderer US-Medien trugen etwa zwei Dutzend der Demonstranten Gewehre. Das offene Tragen von Waffen ist hier erlaubt und wird von der Waffenlobby auch in anderen US-Staaten propagiert.
Tausende demonstrieren
In Texas kam es am Wochenende bereits zu einem weiteren Fall von Polizeigewalt: In Houston schossen Polizisten am Samstag einen Afroamerikaner nieder, später erlag dieser seinen Verletzungen. Es gibt widersprüchliche Angaben dazu, ob der Mann eine Waffe trug oder unbewaffnet die Hände hob, als er erschossen wurde. Im Fall wird nun ermittelt.
In zahlreichen Städten des Landes demonstrieren Tausende seit Tagen meist friedlich gegen Polizeigewalt gegen Schwarze. In einigen Städten gab es am Wochenende jedoch gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei.
Unter diesen Städten waren auch St. Paul im Bundesstaat Minnesota, wo ein Polizist am Mittwoch den Schwarzen Philando Castile in dessen Auto erschossen hatte, sowie in Baton Rouge im Bundesstaat Louisiana, wo der CD-Verkäufer Alton Sterlin am Dienstag durch Polizeischüsse getötet worden war.
Die Polizei nahm landesweit rund 300 Demonstranten fest, wie der Fernsehsender CNN berichtete. Zu den Festgenommenen in Baton Rouge zählte auch der bekannte Aktivist DeRay McKesson von der Bewegung Black Lives Matter. Polizisten nahmen McKesson fest, während er die Demonstration filmte und das Verhalten der Polizei kommentierte.
McKesson kam am Sonntag gegen eine Kaution von 500 Dollar wieder frei. Er sagte am Montag, er sei in Baton Rouge wie viele andere grundlos festgenommen worden. (sda/dpa/afp)