Die Ergebnisse eidgenössischer Abstimmungen werden künftig nicht mehr von der Forschungsgemeinschaft VOX-Analysen durchgeführt. Die Bundeskanzlei hat den Auftrag für die nächsten vier Jahre an die Stiftung für die Forschung in den Sozialwissenschaften FORS vergeben.
Diese wird die wissenschaftlichen Nachbefragungen und Analysen mit dem Zentrum für Demokratie Aarau und dem Befragungsinstitut LINK durchführen, wie es in einer Mitteilung vom Donnerstag heisst. Die erste Analyse wird das neue Team voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2016 vorlegen. Die Vergabe ist noch nicht rechtskräftig, sie kann innerhalb von zwanzig Tagen angefochten werden.
Das Auftragsvolumen beträgt 1.8 Millionen Franken. Darin enthalten sind die Kosten für die Analyse von 15 Abstimmungen mit insgesamt 50 Vorlagen. Pro Vorlage werden jeweils 1500 Stimmberechtigte telefonisch befragt. Mit den systematischen und repräsentativen Nachbefragungen und Analysen informiert sich der Bundesrat über die in der öffentlichen Diskussion vorgebrachten Meinungen und über die Gründe einer Stimmabgabe.
Der Bund beteiligt sich seit 1987 finanziell an den Analysen der Forschungsgemeinschaft VOX-Analysen. Bisher hat die Bundeskanzlei den Auftrag freihändig vergeben. Letztes Jahr beschloss der Bundesrat, die Abstimmungsanalysen öffentlich auszuschreiben.
Kein Kommentar der Verlierer
Heute erhebt das Forschungsinstitut gfs.bern die Daten für die VOX-Analysen, welche im Turnus von den politikwissenschaftlichen Instituten der Universitäten Zürich, Bern und Genf ausgewertet und interpretiert werden.
Weder gfs.bern-Chef Claude Longchamp noch Vertreter der drei politologischen Institute wollten am Donnerstag die Neuvergabe der Bundeskanzlei kommentieren. Auf Nachfrage der Nachrichtenagentur sda teilte die VOX-Partnerschaft lediglich mit, dass sie den Entscheid zur Kenntnis genommen habe. Sie sei am Donnerstagmorgen informiert worden und werde die Lage ausführlich analysieren.
Umstrittene Analysen
Um die VOX-Analyse ist nach der Abstimmung über die Masseneinwanderungsinitiative ein Streit entbrannt. Politologen zweifelten an der angeblich ausserordentlich tiefen Stimmbeteiligung der jungen Generation. So sollen nur 17 Prozent der Befragten unter 30 Jahren im vergangenen Februar abgestimmt haben. Die drei politikwissenschaftlichen Institute nahmen die Affäre zum Anlass, künftig eine neue Methodik anzuwenden.
Die VOX-Analyse ist nicht zu verwechseln mit den Trendumfragen vor den Abstimmungen. Diese wird von gfs.bern im Auftrag der SRG durchgeführt und bietet ebenfalls regelmässig Anlass für Kontroversen. (sda)