10 Landkarten, die den Ursprung von Wörtern zeigen, die wir dauernd benutzen

Von Schwöschter bis Sestra: Woher stammen die Wörter, die wir ständig verwenden? (Handy-Nutzer können die Grafik durch Antippen vergrössern.)
Von Schwöschter bis Sestra: Woher stammen die Wörter, die wir ständig verwenden? (Handy-Nutzer können die Grafik durch Antippen vergrössern.)bild: reddit

10 spannende Landkarten, die den Ursprung von Wörtern zeigen, die wir dauernd nutzen

Wo haben ganz alltägliche Wörter wie Bier, Ananas oder Schwester ihren Ursprung? Diese Karten geben teils unerwartete Antworten.
21.09.2018, 15:28
oliver wietlisbach
«Die Sprache zeichnet die Karte der Kulturen. Sie erzählt dir, woher die Menschen stammen und wohin sie gehen.»
Rita Mae Brown, Schriftstelleringoodreads

Die folgenden Landkarten erzählen davon, wie verschiedene Wörter unserer alltäglichen Sprache in ganz Europa klingen – und woher sie stammen.

Das Wort Tee entstammt einem chinesischen Dialekt

In allen gelb gefärbten Ländern hat sich die chinesische Herkunft «Te» aus dem Amoy-Dialekt eingebürgert.
In allen gelb gefärbten Ländern hat sich die chinesische Herkunft «Te» aus dem Amoy-Dialekt eingebürgert.bild: imgur / Bezbojnicul

Deutschschweizer trinken Tee, Franzosen Thé und in England wird am Tea genippt. Im Norden schreiben die Norweger Te und im Süden verwenden die Spanier mit Té fasst die selbe Schreibweise. In allen gelb gefärbten Ländern hat sich die chinesische Herkunft Te aus dem Amoy-Dialekt durchgesetzt. 

In Portugal (Chá) und Osteuropa (Čai) ist hingegen die Verwandschaft mit dem kantonesischen Wort Chá offensichtlich. Kantonesisch ist ein chinesischer Dialekt und wird vor allem in Südchina gesprochen. Kantonesisch ist also quasi das Pendant zu Schwäbisch oder Bayerisch in Süddeutschland.

Nur in Polen (Herbata), Weissrussland (Harbáta) und Litauen (Arbata) findet sich der Ursprung des Wortes im lateinischen Begriff Herba Thea. 

Die Herkunft des Wortes Bier ist umstritten

Wer in Schweden ein Bier bestellt, sagt: «En öl, tack!»
Wer in Schweden ein Bier bestellt, sagt: «En öl, tack!»imgur / bezbojnicul

Die Etymologie, also der Ursprung des heutigen Wortes Bier, bleibt ein Mysterium. Der Name könnte ursprünglich aus der indogermanischen Sprache (auch: Proto-Indoeuropäisch, kurz: PIE) kommen und sich von bher, bhreu (wallen, sieden) ableiten. 

Als gesichert gilt nur, dass die Menschen im Althochdeutschen (von 750 bis 1050 n. Chr.) Bior sagten, aus dem später das heutige Wort Bier wurde.

Auf jeden Fall weisst du nun, was du in den verschiedenen Ländern Europas sagen musst, wenn du ein Bierchen bestellen möchtest. Etwa ein Öl in Schweden, ein Olut in Finnland oder Sör in Ungarn. In Osteuropa wird dich der Kellner verstehen, wenn du Pivo oder Piva sagst. Die Vorsilbe Pi steht übrigens nicht nur in zahlreichen osteuropäischen Ländern im Wort Bier, sondern findet sich auch im chinesischen Begriff für Bier (Píjiǔ).

Das deutsche Wort Gurke kommt vermutlich aus der griechischen Sprache

Die Gurke entstammt wohl dem Wort Angourion, das im byzantinischen Griechisch (Mittelgriechisch) von 600 bis 1453 n. Chr. für kleine Gurken gebraucht wurde. Angourion lässt sich mit unr ...
Die Gurke entstammt wohl dem Wort Angourion, das im byzantinischen Griechisch (Mittelgriechisch) von 600 bis 1453 n. Chr. für kleine Gurken gebraucht wurde. Angourion lässt sich mit unreif oder grün übersetzen.imgur / bezbojnicul

Auch die norwegische Agurk, polnische Ogórek und russische Oguréc haben einen griechischen Ursprung, während sich die englischen und französischen Wörter Cucumber und Concombre wohl aus dem lateinischen Cucumerem ableiten.

Interessant ist, dass sich auch slavische (etwa Krastavac in Kroatien) und persische Wurzeln (Xiyar) in Europa finden lassen. Der Begriff Gurke ist somit sprachlich äusserst vielfältig.

Der Bär hiess früher Përo

Im deutschen Sprachraum hat das Wort Bär seine Wurzeln im Urgermanischen, das auch in Teilen Skandinaviens (Björn) und Grossbritanniens (Bear) seine Spuren hinterlassen hat.
Im deutschen Sprachraum hat das Wort Bär seine Wurzeln im Urgermanischen, das auch in Teilen Skandinaviens (Björn) und Grossbritanniens (Bear) seine Spuren hinterlassen hat.imgur / bezbojnicul

Das frühere Berǒ (braun, glänzend) dürfte auf das Fell des Tieres Bezug genommen haben. In der althochdeutschen Sprache (von 750 bis 1050 n. Chr.) schrieben unsere Vorfahren nicht Bär, sondern Përo. Im Mittelhochdeutschen (von etwa 1050 bis 1350 n. Chr.) wandelte sich das Wort zu Bër.

Im Urslavischen hiess Medvêd wörtlich übersetzt Honig-Esser. Von diesem Wortstamm wurden alle in Grün gefärbten Länder Osteuropas beeinflusst.

Eine Ausnahme bildet das Baskenland. Dort sagt man dem Bären Hartz. Der Begriff ist dem keltischen Artos entlehnt.

Rose: Kaum ein Wort ist universeller als die Blume der Liebe

Bei der Blume der Liebe greift fast ganz Europa auf die indogermanische Ursprache zurück.
Bei der Blume der Liebe greift fast ganz Europa auf die indogermanische Ursprache zurück.imgur / bezbojnicul

Ob Norweger, Engländer, Franzose oder Schweizer, alle schreiben Rose. In Spanien und Italien sind es Rosa und in Russland Róza. Isländer sagen Rós und Finnen verschenken Ruusu. Der griechische Ursprung findet nur noch in Albanien, dem Kosovo, Rumänien, Moldawien und der Ukraine Verwendung.

Das Wort Kirche hat in Europa primär griechische Wurzeln

In den grün und lila gefärbten Länder finden sich die Wurzeln des Wortes Kirche im Griechischen, allerdings stammen sie unterschiedlichen Begriffen ab. 
In den grün und lila gefärbten Länder finden sich die Wurzeln des Wortes Kirche im Griechischen, allerdings stammen sie unterschiedlichen Begriffen ab. imgur / bezbojnicul

In der Deutschschweiz und in allen anderen lila gefärbten Ländern stammt das Wort Kirche vom griechischen Kyriakon ab, das so viel wie «Das Haus Gottes» bedeutet. In den grün gefärbten Ländern liegen die Wurzeln des Wortes Kirche ebenfalls im Griechischen (Ekklesia). In der griechischen Antike wurde damit eine Volksversammlung bezeichnet.

Nur in Polen (Kościół), Tschechien (Kostel) und der Slowakei (Kostol) hat sich der lateinische Begriff Castellum (Kastell, Fort) als Begriff für Kirche durchgesetzt.

Der vielseitige Apfel

Das Wort Apfel entstammt bei uns und in weiten Teilen Europas aus der indogermanischen Ursprache (lila gefärbte Länder).
Das Wort Apfel entstammt bei uns und in weiten Teilen Europas aus der indogermanischen Ursprache (lila gefärbte Länder).imgur / bezbojnicul

Isländer sagen Epli, Schweden Äpple und Russen Jabloko. Der lateinische Ursprung Poma (Frucht) konnte sich nur in Frankreich (Pomme), kleinen Teilen Spaniens (Poma) und auf Sizilien (Pumu) durchsetzen. 

Eine Ausnahme bilden Finnland (Omena) und Estland (Õun), die das Wort Apfel vermutlich aus der indoiranischen Sprache entlehnt haben.

Die Ananas entstammt der kaum bekannten Guaraní-Sprache

Wenns um die Ananas geht, tanzen nur Briten, Iren und Spanier aus der Reihe.
Wenns um die Ananas geht, tanzen nur Briten, Iren und Spanier aus der Reihe.imgur / bezbojnicul

Das Wort Ananas entstammt dem Begriff Naná (Frucht) in der Guaraní-Sprache, eine der indigenen Sprachen Südamerikas, wo eben auch die Ananas herkommt. Guaraní wird bis heute von noch geschätzt vier bis fünf Millionen Menschen in Paraguay, im nordöstlichen Argentinien, Teilen Boliviens und im südwestlichen Brasilien gesprochen. Obwohl die Sprache wenig verbreitet ist, hat sich das Wort Ananas in fast allen europäischen Sprachen etabliert: Ob Isländer, Franzosen, Serben oder  Türken, fast alle sagen Ananas. 

Nur die Spanier beziehen ihr Wort für Ananas (Piña) aus dem Lateinischen und die englische Pineapple geht auf das Urgermanische zurück.

Orange: Der Apfel aus China

In den grün gefärbten Ländern ist die Orange nach Portugal benannt, da portugiesische Kaufleute vermutlich die ersten waren, welche die süsse Frucht nach Europa brachten. Türken sagen daher Portakal.
In den grün gefärbten Ländern ist die Orange nach Portugal benannt, da portugiesische Kaufleute vermutlich die ersten waren, welche die süsse Frucht nach Europa brachten. Türken sagen daher Portakal.imgur / bezbojnicul

Die Orange stammt aus China oder Südostasien, wo sie aus einer Kreuzung von Mandarine und Pampelmuse entstanden ist. In Skandinavien, den baltischen Ländern und Russland bedeutet die Frucht denn auch «Apfel aus China». Norweger sagen Appelsin und in Norddeutschland ist nebst Orange auch der Begriff Apfelsine zu hören.

Von Portugal bis Ungarn entstammt der Begriff Orange dem altindischen Wort Nāraṅga, was so viel wie Bitterorangenbaum heisst. So sagen Spanier Naranja, Kroaten Naranča und Ungarn Narancs. 

Eine Ausnahme bildet eine Region in Südrussland am kaspischen Meer, wo die heutige autonome Republik Kalmückien liegt: Dort sagt man Zürj, wenn man von einer Orange spricht.

Übrigens: Das Wort Schwester aus der Karte ganz oben stammt bei uns aus der indogermanischen Sprache (Su̯esor) und geht auf das 8. Jahrhundert oder früher zurück. In der althochdeutschen Sprache (von 750 bis 1050 n. Chr.) veränderte sich die Schreibweise zu Swester.

Eine Ausnahme bilden wie so oft das Finnische, Estnische und Ungarische, die anders als die meisten europäischen Sprachen nicht zur indogermanischen Sprachfamilie gehören. Finnen sagen daher Sisko, Esten Ôde und Ungarn ganz einfach Lánytestvér.

(oli via business insider)

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