20 Grafiken für alle, die glauben, dass die Welt immer schlechter wird
Gewalt, Krieg und Terror sind in den (sozialen) Medien allgegenwärtig. Doch der Eindruck täuscht. Wir leben heute in der besten Epoche, seit unsere Spezies existiert. Eine Übersicht in 20 leicht verständlichen Grafiken.
Die Welt ist schlecht. Und sie wird immer schlechter. Das scheint zumindest die überwiegende Mehrheit der Weltbevölkerung zu denken. 18'000 Menschen aus 17 Ländern wurden Ende 2015 gefragt:
Wird die Welt besser, bleibt alles gleich oder wirds immer schlimmer?
Nur in China und Indonesien glaubt eine Mehrheit der Menschen, dass sich die Welt zum Besseren verändert. grafik: yougov
Sonderfall China. Nur im Reich der Mitte schauen immerhin 41 Prozent der Menschen positiv in die Zukunft. In den USA sind es 6 und in Deutschland 4 Prozent. Besonders skeptisch bewerten Australier und Franzosen die Zukunft.
Warum glauben so viele Menschen, dass alles den Bach hinunter geht? Vermutlich, weil wir uns auf negative Ereignisse wie verheerende Anschläge, Katastrophen und Unglücke fokussieren. Solche negativen Schlagzeilen bleiben uns auch viel länger in Erinnerung als positive Berichte wie «Die Jugendgewalt hat abgenommen» oder «Das Ozonloch wird kleiner».
Wird wirklich alles immer schlimmer? Von wegen! Wir leben in der besten Epoche der Menschheit. Diese verblüffende These vertritt zumindest der renommierte Evolutionspsychologe und Bestseller-Autor Steven Pinker. Natürlich ist längst nicht alles gut auf der Welt. Betrachtet man die Entwicklung unserer Lebensbedingungen aber in einer historischen Perspektive, dann möchte wohl niemand mit unseren Vorfahren tauschen. Ein paar Beispiele:
So hat sich die Welt von 1820 bis heute verändert
Seit 1820 leben immer weniger Menschen in extremer Armut. Die allermeisten Menschen erhalten heute Schutzimpfungen, die Kindersterblichkeit ist drastisch gesunken, mehr Kinder denn je können die Schule besuchen, so dass heute die überwiegende Mehrheit der Weltbevölkerung lesen kann. Dies ist wiederum eine Voraussetzung dafür, dass sich die Demokratie als Staatsform ausbreiten kann.grafik: ourworldindata
Immer weniger Menschen leben in extremer Armut (1820 bis 2015)
1820 lebten 94 von 100 Menschen in extremer Armut, heute sind es noch 10 von 100. Insbesondere seit 1950 nimmt die extreme Armut ab, allerdings müssen weiterhin viele Menschen mit wenig Geld auskommen und hat sich die Schere zwischen arm und reich stark vergrössert.grafik: ourworldindata
Wo die Reichen leben – und wo die Armen
Wer in extremer Armut lebt, hat per Definition weniger als 1.90 US-Dollar pro Tag zur Verfügung. In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara leben in absoluten Zahlen – entgegen dem weltweiten Trend – immer mehr Menschen in extremer Armut.grafik: ourworldindata
Die Kindersterblichkeit sinkt weltweit (1800 bis 2015)
1820 starben 43 von 100 Kindern, bevor sie 5 Jahre alt waren. Seit etwa 1920 nimmt die Kindersterblichkeit massiv ab. Heute sterben noch 4 von 100 Kindern, bevor sie 5 Jahre alt sind.grafik: ourworldindata
Die Kindersterblichkeit sinkt in allen Weltregionen
Die Kindersterblichkeit hat sich seit 1990 in allen Weltregionen halbiert. Darunter fallen Todesfälle je 1000 Lebendgeburten von Kindern unter fünf Jahren.bild: statista
Die wöchentlichen Arbeitszeiten in Europa waren noch nie kürzer (1870 bis 2000)
Seit 1870 ist die wöchentliche Arbeitszeit in Europa um 20 bis 30 Stunden gesunken. (Handy-Nutzer können die Grafik antippen, um sie zu vergrössern.)grafik: ourworldindata
Die Menschen wurden noch nie älter als heute (1770 bis 2015)
Wer heute in Europa geboren wird, kann mit 80 Lebensjahren rechnen. Vor 100 Jahren betrug die Lebenserwartung in Europa nur 45 Jahre. In Afrika hat sich die Lebenserwartung von knapp 30 auf 60 Jahre mehr als verdoppelt.grafik: ourworldindata
Es gibt immer weniger Analphabeten (1800 bis 2014)
1800 konnten 85 Prozent der Menschen weder lesen noch schreiben, heute sind noch 12 Prozent der Weltbevölkerung Analphabeten.grafik: ourworldindata
Die Alphabetisierung begünstigt den wirtschaftlichen Aufstieg von Nationen und die Demokratisierung.
Immer mehr Menschen leben in Demokratien
Über vier Milliarden Menschen leben in demokratisch regierten Ländern und können somit ihre Politik mehr oder weniger mitbestimmen.grafik: ourworldindata
1816 lebte 1 Prozent der Menschen in einer Demokratie, heute sind es 56 Prozent. Allerdings leben immer noch sehr viele Menschen in Autokratien, sprich sie können nicht selbst mitentscheiden.grafik: ourworldindata
Demokratische Staaten lösen Konflikte eher diplomatisch als mit Krieg, was unsere Zeit – auch wenn man es nicht denken würde – zur wohl friedlichsten Epoche der Menschheitsgeschichte macht.
Konflikte fordern weniger Opfer (1945 bis 2015)
Kriege und Terror in Syrien, Afghanistan oder dem Irak fordern Zehntausende Tote. Doch die Jahrzehnte und Jahrhunderte davor waren weit blutiger.bild: amnesty international quelle: uppsala conflict data project program
Im Zweiten Weltkrieg starben 65 Millionen Menschen, im Ersten Weltkrieg 17 Millionen, im Vietnamkrieg gegen 4 Millionen und im Koreakrieg geschätzt rund 3 Millionen. Und aktuell?
Die Kriege der jüngsten Zeit fordern im Vergleich zu früheren Epochen einen weit geringeren Blutzoll: Anfang der 90er-Jahre forderte der Bosnienkrieg etwa 100'000 Opfer, der Kroatienkrieg geschätzt 25'000 und der Zweite Golfkrieg rund 30'000. Im extrem blutigen Dritten Golfkrieg im Irak starben von 2003 bis zum Ende der Besatzung 2011 zwischen 150'000 und 600'000 Menschen. Zum Vergleich: Dem Sezessionskrieg (Amerikanischer Bürgerkrieg) fielen zwischen 1861 und 1865 rund eine Million Menschen zum Opfer.
Die Opferzahlen sinken, da heute immer mehr Konflikte auf diplomatischem Weg gelöst werden. Bestes Beispiel ist das Atomabkommen mit dem Iran oder die Versöhnung zwischen den USA und Kuba.
Mehr Menschen sind gegen Diphtherie, Starrkrampf und Keuchhusten geimpft
Erst seit Mitte des letzten Jahrhunderts werden Menschen grossflächig geimpft. Heute erhalten 86 von 100 Menschen wichtige Schutzimpfungen.grafik: ourworldindata
Mehr Menschen haben mindestens die Primarschule besucht
1820 gingen 17 von 100 Menschen zur Schule (meist nur wenige Jahre), heute sind es 86 von 100 Kindern, die mindestens die Primarschule besuchen können.grafik: ourworldindata
In Europa werden historisch gesehen immer weniger Menschen ermordet (1300 bis 2000)
Die Wahrscheinlichkeit, ermordet zu werden, war im Mittelalter und in der frühen Neuzeit um ein Vielfaches höher als heute.grafik: amnesty international Quelle: Eisner 2003
Seit Beginn der amerikanischen Kolonialzeit wurden in den USA über 15'000 Menschen hingerichtet, Tendenz seit dem 17. Jahrhundert stark abnehmend.bild: amnesty international
Auch Gewalt in der Partnerschaft, Vergewaltigung und sexuelle Gewalt nimmt seit 20 Jahren ab.bild: amnesty international
Einst verboten, heute vor allem in westlichen Ländern legal und normal: Seit 1960 wird Homosexualität mehr und mehr entkriminalisiert.bild: amnesty international
Die Jugendkriminalität in der Schweiz hat von 2009 bis 2014 um 40 Prozent abgenommen. 2015 war die Jugendgewalt weiter rückläufig.bild: bundesamt für statistik
Terroropfer in Westeuropa nach Ländern von 1970 bis 2016
Europa wurde von 1970 bis Mitte der 90er-Jahre wiederholt von Terrorwellen heimgesucht. Aktuell gilt in einigen EU-Staaten wieder erhöhte Terrorgefahr. Doch das subjektive Gefühl täuscht, dass der Terror in Europa mehr Opfer als früher fordert.bild: statista
Die meisten europäischen Terrororganisationen des letzten Jahrhunderts haben sich aufgelöst oder den bewaffneten Kampf aufgeben. Das widerspiegelt sich in den Opferzahlen, die in Europa seit den 90ern stark gesunken sind.
Terroristische Vorfälle in der Schweiz von 1970 bis 2015
Wie in Europa nehmen auch in der Schweiz als terroristisch eingestufte Vorfälle ab. Nach einem Hoch um 1980 gibt es inzwischen null bis drei nicht-tödliche Ereignisse jährlich.bild: global terrorism database
In der Schweiz forderte der Terrorismus seit 1898 60 Tote, was statistisch gesehen 0,5 Opfern pro Jahr entspricht. Eine Übersicht über den Terror in der Schweiz hat die Berner Zeitung publiziert.
Steven Pinker, 61, zählt zu den massgeblichen Intellektuellen der USA. Seit 2003 ist er Professor für Psychologie an der Universität Harvard. Seine Forschungen zur Evolution von Sprache und Denken machten ihn Anfang der 90er-Jahre weltberühmt. Pinker ist Autor mehrerer Bestseller und schreibt regelmässig für die «New York Times». Sein Werk «Gewalt. Eine neue Geschichte der Menschheit» ist 2011 im Fischer-Verlag erschienen.
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Die beliebtesten Kommentare
Tom Garret
18.01.2017 08:40registriert Juli 2014
Schuld für dieses Gefühl sind hauptsächlich die Medien. Es wird zu 80% über negatives berichtet und seit das Thema Klimawandel populär ist wird selbst beim Wetter ein negatives Gefühl vermittelt. Einfach den Medien die Schuld zu geben wäre aber auch unfair, denn weshalb berichten diese so? Weil die meisten Konsumenten darauf stehen. Es ist halt für viele Spannender über Krieg und Not zu lesen als über positive Dinge, die dann eher langweilig sind... Dazu kommt noch eine Motzgesellschaft die immer weniger Positives annimmt ohne sich ab irgendwas zu enervieren...
Eigentlich positive Entwicklungen. Was mir jedoch Angst macht, dass auf der ganzen Welt ein Klima geschaffen wird, in dem weder Statistiken noch Fakten zählen. Im Gegenteil beides ist verpönt und gilt mehr oder weniger als Verschwörung der Eliten gegen das "Volk". Ich habe schon das Gefühl - nur ein Gefühl, keine Fakten - das in unserer westlichen Welt der Ton rauer und undifferenzierter wird. Es werden politische Entscheidungen getroffen die rational absolut unverständlich sind. Aber es kann natürlich sein, dass dies wirklich ein individuelles Gefühl ist.
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