Hunderte Journalisten aus fast 80 Ländern haben Finanzgeschäfte über Briefkastenfirmen auf Panama und in anderen Steueroasen recherchiert. Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und der Sportwelt könnten in Erklärungsnot kommen.
Spitzenpolitiker, Sportstars und Kriminelle sind nach Recherchen der «Süddeutsche Zeitung» und anderer Medien in Geschäfte mit Briefkastenfirmen in mehreren Steueroasen verwickelt. Ein enormes Datenleck habe die Geschäfte von 215'000 Briefkastenfirmen offengelegt, berichtete die Zeitung am Sonntagabend.
NDR und WDR sind in einem Rechercheverbund mit der «Süddeutschen». Weltweit veröffentlichten zeitgleich viele Medien, darunter zum Beispiel «Le Monde» und Tagesanzeiger.ch/Newsnet die Informationen. Der Enthüller des NSA-Skandals, Edward Snowden, sprach auf Twitter vom «grössten Leck in der Geschichte des Daten-Journalismus».
Artikel-Serie in kommenden Tagen
Tagesanzeiger.ch/Newsnet und die «SonntagsZeitung» werden in den kommenden Tagen und Wochen eine Serie von Artikeln zu den Panama-Papieren publizieren, wie der «Tages-Anzeiger» auf seiner Webseite schrieb.
Die Ethikkommission des Fussball-Weltverbandes FIFA bestätigte der Nachrichtenagentur dpa bereits am Abend interne Vorermittlungen gegen ihr eigenes Mitglied Juan Pedro Damiani aus Uruguay. «Ja, der Bericht ist richtig. Ich kann bestätigen, dass wir eine sogenannte Voruntersuchung in die Wege geleitet haben», sagte der Sprecher der ermittelnden Kammer der Ethikkommission, Roman Geiser. Weitere Details nannte er nicht.
Laut ARD umfassen die ausgewerteten Unterlagen "E-Mails, Urkunden, Kontoauszüge, Passkopien und weitere Dokumente zu rund 215'000 Offshore-Firmen.
Datenleck einer Anwaltskanzlei
Zu den Profiteuren der Offshore-Dienste zählen zwölf Staatsoberhäupter und 128 weitere Politiker, aber auch internationale Finanzinstitute. Die Recherchen der «Panama Papers» basieren auf einem Datenleck bei der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca", teilte die ARD mit.
Die Daten legen laut NDR die Offshore-Geschäfte von insgesamt 140 Politikern und hohen Amtsträgern aus aller Welt offen. Insgesamt fänden sich in den Unterlagen die Namen von zwölf amtierenden und ehemaligen Staats- und Regierungschefs. In den Unterlagen tauchten aber auch Namen von Spionen, Drogenhändlern und anderen Kriminellen auf. Zudem hätten zahlreiche Sportstars und Prominente Offshore-Firmen genutzt.
Verschleierung
«Generell gilt: Der Besitz einer solchen Offshore-Firma ist für sich nicht illegal», schreibt die «Süddeutsche». «Aber wer sich in den Panama Papers umsieht, stellt sehr schnell fest, dass es in der überwältigen Zahl der Fälle vor allem um eines geht: zu verschleiern, wem die Firma in Wahrheit gehört.»
Die Daten belegten, wie die globale Offshore-Industrie im Verbund mit grossen Banken, Anwaltskanzleien und Vermögensverwaltern, in aller Verschwiegenheit die Besitztümer von Politikern, Funktionären, Drogenschmugglern, aber auch von Milliardären, Prominenten oder Sport-Stars verwalte.
Igor Angelini, Chef der Finanzermittlungseinheit von Europol, erklärt dem Bericht zufolge, dass Briefkastenfirmen auch eine «wichtige Rolle bei Geldwäsche-Aktivitäten im grossen Massstab» spielen. Gleiches gelte für Korruption: Offshore-Firmen würden besonders genutzt, «um die Bestechungsgelder weiterzuleiten». (sda/dpa)