Facebook will nach Mordvideo Umgang mit Gewaltbeiträgen überprüfen

Facebook will nach Mordvideo Umgang mit Gewaltbeiträgen überprüfen

18.04.2017, 14:32

Facebook hat eine Überprüfung des Umgangs mit Gewaltvideos angekündigt. Die Verfahren müssten verbessert werden, teilte das soziale Netzwerk am Montag mit.

Nutzern müsse es künftig möglich sein, «so einfach und schnell wie möglich» Beiträge zu melden, «die unsere Standards verletzen», erklärte Vize-Chef Justin Osofsky am Montag. Zuvor war ein Video von einem Mord in Cleveland im US-Bundesstaat Ohio erst nach zwei Stunden gelöscht worden.

Das Video zeigt, wie ein 74-Jähriger aus nächster Nähe erschossen wird - der mutmassliche Täter hatte sein Opfer offensichtlich rein zufällig ausgewählt. Nach der Tat am Sonntag postete der Schütze die Aufnahmen selbst auf Facebook, in einem anderen Video kündigte er weitere Taten an. Erst zwei Stunden später löschte Facebook das Video und sperrte das Konto des mutmasslichen Täters.

Tat angekündigt

Der Konzern und die Polizei veröffentlichten eine genaue Chronologie der Ereignisse. Demnach kündigte der Verdächtige am Sonntagnachmittag in einem ersten Facebook-Video an, einen Mord begehen zu wollen.

Zwei Minuten später lud er das Mordvideo hoch. In einem dritten, elf Minuten später live übertragenen Video gestand er dann die Tat und kündigte weitere Morde an.

«Ich habe 13 getötet und arbeite an der 14, während wir reden», versichert der 37-Jährige. Er fahre einfach durch die Gegend und schiesse auf Menschen: «Ich bin ausgerastet, Mann».

Laut Osofsky erhielt Facebook erst über eine Stunde und 45 Minuten nach dem Mordvideo eine Meldung. 23 Minuten später habe das Unternehmen das Konto gesperrt.

Landesweite Fahndung

Inzwischen fahndet die Polizei landesweit nach dem mutmasslichen Täter. Für Hinweise, die zu seiner Festnahme führen, setzte sie eine Belohnung von 50'000 Dollar aus. Für weitere Morde gebe es allerdings bisher keine Hinweise, erklärte sie.

Erste Hinweise führten die Polizei in den Nachbarsaat Pennsylvania, wo das Telefon des Verdächtigen ein Signal abgegeben haben soll. Mehrere Schulen im Staat wurden am Montag vorübergehend geschlossen, nachdem der Verdächtige dort gesehen worden sein soll. Nach Darstellung der Polizei gab es keine Erkenntnisse, dass er sich tatsächlich dort aufhielt.

Motiv unklar

Das Motiv war zunächt unklar. Die Mutter des Verdächtigen sagte dem Fernsehsender CNN, sie habe ihren Sohn am Sonntag angerufen, nachdem sie von dem Mord-Video erfahren habe. Er habe ihr gesagt, dass er Menschen erschiesse, weil er «wütend auf seine Freundin» sei. Laut Polizei befindet sich diese inzwischen in Sicherheit.

Ermittlern gelang es zwar zu Beginn der Fahndung, telefonischen Kontakt zu dem Mann herzustellen, doch liess er sich nicht zur freiwilligen Aufgabe bewegen.

Der Polizei zufolge arbeitete der mutmassliche Täter für die Einrichtung Beech Brook, die sich um zerrüttete Familien sowie um gefährdete Kinder und Jugendliche kümmert - unter anderem durch Programme, mit denen die Psyche der Betroffenen stabilisiert werden soll.

In seinem Video zeigt er seinen Beech-Brook-Ausweis vor. Deren Sprecherin Nancy Kortemeyer äusserte sich «entsetzt». Die Vorstellung, ein Mitarbeiter könne «so etwas getan haben, ist schrecklich», sagte sie CNN. (sda/reu/afp/dpa)

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