Der frühere US-Präsident Barack Obama hat am Dienstag in Mailand die Hauptrede bei «Seeds&Chips», einem Kongress für Lebensmittelinnovationen, gehalten und viel Beifall erhalten. Es handelte sich um seine erste Rede im Ausland seit dem Ende der Amtszeit am 20. Januar.
Obama warnte auf dem Kongress, bei dem es um neue Technologien für die Ernährungssicherheit geht, dass weltweit 800 Millionen Menschen an Unterernährung litten. Unterernährung und Klimawandel würden zu den Ursache der massiven Flüchtlingswelle zählen.
«Viele Flüchtlinge sind in Europa eingetroffen, weil sie nicht nur vor Kriegen, sondern auch vor den Folgen des Klimawandels geflohen sind. Die Lage wird sich verschärfen, wenn wir keine Massnahmen ergreifen», sagte Obama vor rund 200 Rednern aus aller Welt, darunter mehrere italienische Minister sowie der ehemalige Regierungschef Matteo Renzi.
Obama lobte das Pariser Abkommen zum Klimaschutz. Er warnte vor der Gefahr, dass die Flüchtlings- und Migrationskrise Europas politisches System weiterhin unter Druck setzen könnte.
850 Euro für Eintritt zur Rede
Obama hob in seinen Anmerkungen die Rolle der Migranten in der US-Geschichte hervor. «Ohne den Beitrag vieler italienischer Einwanderer wären die USA heute nicht das, was sie sind», betonte der ehemalige US-Präsident. Die Tickets für seine Rede kosteten 850 Euro, wie die Organisatoren bestätigten, und waren schnell ausverkauft.
Auch an einer Diskussion mit Sam Kass nahm Obama teil. Der frühere Koch des Weissen Hauses war Obamas Berater für gesunde Ernährung. Auch Michelle Obama hatte als First Lady für ausgewogene Ernährung geworben.
Barack Obama, der am 20. Januar dieses Jahres aus dem Amt geschieden war, hatte vor Beginn der Ernährungskonferenz vom Mailänder Bürgermeister Giuseppe Sala die Schlüssel der Stadt erhalten.
Optimistisch trotz Trump
«Ich und meine Frau Michelle werden öfters Italien besuchen», erklärte Obama. In Zukunft wolle er sich um die Ausbildung von Generationen junger Leader engagieren. Roberto Maroni, der Präsident der Region Lombardei, äusserte die Hoffnung, dass Obamas Nachfolger Donald Trump an den nächsten Ausgaben der Konferenz teilnehmen werde.
Er sei zuversichtlich, dass die USA auch unter Trump Fortschritte im Kampf gegen den Klimawandel machen werden. Es sei offenkundig, dass es Unterschiede in der Energiepolitik der neuen und der vergangenen US-Regierung gebe, sagte Obama. Er sei aber «zuversichtlich, dass sich die Vereinigten Staaten weiter in die richtige Richtung bewegen werden». Trump hatte öffentlich angezweifelt, dass der Klimawandel menschengemacht ist.
«Wie in einem netten Gefängnis»
Der 55-jährige Obama vermisst an seinem früheren Leben als US-Präsident am wenigsten den Sicherheitsapparat um ihn herum. «Es ist wie in einem sehr netten Gefängnis, du hast nicht die Bewegungsfreiheit, um einfach einen Spaziergang zu machen oder einfach in einem Café zu sitzen», sagte Obama am Dienstag in Mailand. Stets sei da die Sorge um die Sicherheit.
Das Leben an der Spitze der Vereinigten Staaten komme dem in einer Blase gleich. Nun werde er nur noch von Selfies bedroht. «Was fast genauso schlimm ist», fügte Obama hinzu.
Am 25. Mai wird der ehemalige US-Präsident auch in Berlin erwartet. Anlässlich des 500-Jahr-Jubiläums der Reformation diskutiert er an diesem Tag öffentlich mit Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Evangelischen Kirchentag. (sda/apa/dpa)