Mutmasslicher Islamist greift vor Louvre Soldaten mit Macheten an

Mutmasslicher Islamist greift vor Louvre Soldaten mit Macheten an

03.02.2017, 21:48

Ein mit zwei Macheten bewaffneter mutmasslicher Islamist hat am Freitag beim Pariser Louvre-Museum patrouillierende Soldaten angegriffen. Er verletzte einen Soldaten und wurde dann durch Schüsse selbst schwer verletzt.

Die Attacke ereignete sich gegen 10.00 Uhr vormittags in der Einkaufsgalerie Carrousel du Louvre, in der es auch einen Zugang zum Museum gibt. Der mit zwei Macheten bewaffnete Angreifer rannte auf vier patrouillierende Soldaten zu und schrie dabei «Drohungen» und «Allahu Akbar» (Gott ist gross), wie der Pariser Polizeipräfekt Michel Cadot mitteilte.

Einer der Soldaten gab fünf Schüsse auf den Angreifer ab und verletzte ihn lebensgefährlich, unter anderem am Bauch. Der Angreifer wurde in ein Spital gebracht und notoperiert. Er schwebte am Freitag in höchster Lebensgefahr. Ein Soldat wurde leicht am Kopf verletzt.

Ein Militärsprecher sagte, zunächst hätten die Soldaten versucht, den Angreifer mit Nahkampf-Techniken zu überwältigen. Weil dies nicht gelang, habe ein Soldat dann geschossen.

Die Äusserungen des Mannes während der Attacke liessen darauf schliessen, dass er seinen Angriff in einem «terroristischen Rahmen» habe ausüben wollen, sagte Cadot.

«Terroristischer Charakter»

Premierminister Bernard Cazeneuve sagte bei einem Besuch im nordfranzösischen Bayeux, es habe sich «offensichtlich» um einen «Anschlagsversuch mit terroristischem Charakter» gehandelt.

Ähnlich äusserte sich Staatschef François Hollande am Rande des EU-Gipfels in Malta. Es gebe «kaum Zweifel» am «terroristischen Charakter» der Attacke. Hollande würdigte in einer Erklärung «den Mut und die Entschlossenheit» der Militärs. Er betonte, die Regierung sei «entschlossen, ohne Unterlass die Sicherheit unserer Bürger zu schützen und gegen den Terrorismus zu kämpfen».

Die Pariser Anti-Terror-Staatsanwaltschaft übernahm umgehend die Ermittlungen. Ermittelt wird unter anderem wegen versuchten Mordes im Zusammenhang mit einem terroristischen Unterfangen. Am Freitagnachmittag führten Ermittler mehrere Durchsuchungen durch. Genauere Angaben wurden nicht gemacht

Kein Sprengstoff gefunden

Der Angreifer hatte auch zwei Rucksäcke bei sich, wie Polizeipräfekt Cadot sagte. In ihnen wurde kein Sprengstoff gefunden. Wegen «verdächtigen Verhaltens» wurde eine zweite Person festgenommen. Unklar war aber, ob diese irgendwie in den Anschlag verwickelt war.

Der Louvre wurde nach dem Angriff weiträumig abgesperrt. Rund 250 Besucher, die sich zum Zeitpunkt der Attacke in dem Museum aufhielten, mussten zunächst an einem sicheren Ort ausharren und wurden dann aus dem Museum gebracht. Der Louvre blieb geschlossen. Er soll am Samstag wieder öffnen.

Vermutlich 29-jähriger Ägypter

Der Macheten-Angreifer ist vermutlich ein 29-jähriger Ägypter. Die Identität des Mannes sei aber noch nicht formell bestätigt, sagte der Pariser Staatsanwalt François Molins am Freitagabend vor den Medien.

Demnach flog der Mann am 26. Januar von Dubai aus zum Pariser Flughafen Charles de Gaulle. In der französischen Hauptstadt habe er sich zwei Tage später die zwei Macheten gekauft, sagte Molins. Mit den 40 Zentimeter langen Waffen führte er am Freitag seinen Angriff durch.

Mit den Schüssen auf ihn sei sei eine «terroristische Aktion» eines «sehr entschlossenen» Angreifers gestoppt worden, sagte Molins. Die Ermittlungen müssten nun zeigen, ob der Mann allein gehandelt habe oder womöglich einen Auftrag ausführte, sagte Staatsanwalt Molins.

Trump: «Islamistischer Terrorist»

US-Präsident Donald Trump sprach auf Twitter von einem «radikalen islamistischen Terroristen», der den Louvre attackiert habe. Worauf er diese Formulierung stützte, blieb unklar. Die USA müssten «schlau» werden - offenbar ein Verweis auf seine Einreiseverbote für Bewohner von sieben mehrheitlich muslimischen Staaten.

Ein US-Regierungsvertreter hat diese Einreiseverbote unter anderem damit begründet, dass die USA keine Situation wie «in Teilen Frankreichs, Deutschlands, Belgiens» wollten, wo es eine «grosse und dauerhafte inländische Terrorbedrohung» gebe.

Ausnahmezustand seit November 2015

Frankreich wurde seit Anfang 2015 von einer Reihe islamistischer Anschläge getroffen, bei denen insgesamt 238 Menschen getötet wurden. Immer wieder werden auch Soldaten oder Polizisten zum Ziel von Islamisten.

Wegen der Anschlagsgefahr patrouillieren in der französischen Hauptstadt an vielen Orten Soldaten, unter anderem an Touristenattraktionen wie dem Louvre und dem Eiffelturm. Seit den Anschlägen vom 13. November 2015 gilt in Frankreich zudem der Ausnahmezustand.

In der Hauptstadtregion sind im Rahmen der Anti-Terror-Mission «Sentinelle» (Wächter) 3500 Soldaten im Einsatz. Unter den Folgen der Attacken hatte gerade in Paris auch die Tourismusbranche gelitten. Der Louvre verzeichnete im vergangenen Jahr 15 Prozent weniger Besucher als im Vorjahr. (sda/afp/dpa)

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