Spanien: Proteste gegen Entlassung von mutmasslichen Vergewaltigern

Spanien: Proteste gegen Entlassung von mutmasslichen Vergewaltigern

22.06.2018, 15:40

Die bevorstehende Freilassung von fünf mutmasslichen Sexualstraftätern hat in Spanien für grosse Empörung gesorgt. In Pamplona und Barcelona gingen bereits am Donnerstagabend zahlreiche Menschen auf die Strasse, für Freitagabend waren Proteste im ganzen Land geplant.

Die Männer aus Sevilla, die sich selbst als «La Manada» («Das Rudel») bezeichneten, waren im April zu jeweils neun Jahren Haft verurteilt worden. Sie sollen im Sommer 2016 eine 18-jährige Frau beim San-Fermín-Fest in Pamplona missbraucht haben. Seither sassen sie in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft hatte gegen das Urteil Revision eingelegt.

Das Gericht entschied nun, die Männer vorläufig bis zu ihrem Berufungsurteil freizulassen - der soziale Druck mache einen Rückfall «praktisch undenkbar», hiess es. Sie müssen ihre Reisepässe abgeben und dürfen Spanien nicht verlassen. Nach Madrid, wo ihr Opfer lebt, dürfen die Männer ebenfalls nicht reisen. Ausserdem müssen sie sich dreimal in der Woche bei Gericht an ihrem jeweiligen Wohnort melden.

Nach ersten Medienberichten über die Entscheidung hatte es am Donnerstag in mehreren spanischen Städten Proteste gegeben: «Es ist eine Schande, dass diese Taugenichtse so einfach davonkommen», sagte ein 66-jährige Demonstrantin in Barcelona der Nachrichtenagentur AFP. Für Freitagabend riefen Frauenorganisationen unter anderem zu Demonstrationen in Madrid, Valencia, Sevilla und Bilbao auf.

Das Bürgermeisteramt in Pamplona kündigte an, als Zivilpartei in dem Verfahren Berufung gegen die Freilassung einzulegen. Die neue Justizministerin Dolores Delgado nannte die im Prozess ans Licht gebrachten Tatsachen «schwerwiegend» und forderte einen «Mentalitätswandel».

Bereits die Gerichtsentscheidung vom April hatte für Proteste gesorgt, da die Männer nicht wegen «Vergewaltigung» verurteilt wurden, sondern wegen «sexuellen Missbrauchs» - obwohl «La Manada» die Tat gefilmt hatte. (sda/afp)

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