US-Präsident Donald Trump hat zum Ende einer Parade vom Kapitol das Weisse Haus erreicht. Kurz zuvor stieg er am Freitag am Ende der etwa drei Kilometer langen Strecke aus dem Fahrzeug und ging an der Seite seiner Frau Melania eine Weile zu Fuss.
Er war bereits zuvor kurz ausgestiegen, nahe seinem unweit vom Weissen Haus gelegenen Hotel. Zehntausende Menschen säumten die Strecke, die Trump und seine Entourage in rund 90 Minuten bewältigten. Der Zug hatte sich mit rund einstündiger Verspätung in Bewegung gesetzt.
Der 70-Jährige war am Mittag (Ortszeit) als 45. Präsident der USA vereidigt worden. In seiner Antrittsrede kündigte Trump einen radikalen Kurswechsel an, mit dem absoluten Vorrang für US-Interessen. Die «Vergessenen» in den USA würden nicht länger vergessen werden, versprach Trump.
Mit diesem Tag werde nicht nur die Macht von einer Regierung an die nächste weitergegeben. Vielmehr werde die Macht aus der Hauptstadt an die Bevölkerung zurückgereicht. Politiker hätten zu lange im Wohlstand gelebt, während Jobs verloren gingen und Fabriken schliessen mussten.
Fortan gälten zwei einfache Regeln: «buy american and hire american» («kauft amerikanisch und stellt Amerikaner an»). Die Zeit von leerem Gerede sei nun zu Ende. Jetzt folge die Zeit des Handelns. «Wir haben andere Länder reich gemacht», sagte er, während eine Fabrik nach der anderen in den USA geschlossen habe.
«America first»
In jedem Teil des Landes solle nun eine neue Vision das Land regieren: «America first - America first» («Amerika zuerst - Amerika zuerst»). Jede Entscheidung werde dieser Maxime gehorchen, ob in der Wirtschaft oder der Aussenpolitik. «Ich werde mit jeder Faser meines Herzens kämpfen. Ich werde Euch niemals im Stich lassen.»
Auch die Kriminalität in den USA wolle er bekämpfen. Die USA hätten viel zu lange unter Verbrechen, Drogen und Bandenkriminalität gelitten. «Dieses amerikanische Gemetzel hört heute auf.» Dasselbe versprach er im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus: Dieser werde «völlig vom Antlitz der Erde verschwinden».
Mit Hillary Clinton
An der Vereidigung von Trump und dessen Vize Mike Pence nahm zahlreiche US-Politprominenz teil, darunter die Ex-Präsidenten Jimmy Carter, George W. Bush und Bill Clinton. Dieser kam mit seiner Frau Hillary Clinton, die bei den Wahlen Trump unterlegen war. Sie nehme aus Respekt vor der Demokratie und deren Werte an der Amtseinführung teil, teilte sie mit.
Der Tag der Amtseinführung folgte einem strengen Protokoll. Donald und Melania Trump begannen den offiziellen Teil ihres Tages mit einem Kirchgang. Anschliessend wurden sie von Barack und Michelle Obama im Weissen Haus zum Tee empfangen.
Obamas in den Ferien
Kurz davor hatte Obama ein letztes Mal das Oval Office aufgesucht, Büro und Machtzentrum des US-Präsidenten. Dort hinterlegte er einen Brief auf dem Schreibtisch. Es gehört zur Tradition, dass der scheidende US-Präsident eine Notiz für seinen Nachfolger hinterlässt.
Die Obamas begleiteten dann die Trumps zum Kapitol, wo die Vereidigung stattfand. Nach der Zeremonie trennten sich ihre Wege. Begleitet vom neuen Präsidentenpaar verabschiedeten sich Barack und Michelle Obama bestiegen einen Helikopter und reisten in die Ferien nach Palm Springs in Kalifornien.
Kurz vor Trumps Vereidigung gab es friedliche und auch gewaltsame Proteste. Mehrere hundert schwarz gekleidete und vermummte Demonstranten zogen randalierend durch das Zentrum der US-Hauptstadt. Die Polizei nahm 95 Personen fest. (sda/afp/dpa/reu)