Der Tessiner Autor Alberto Nessi hat am Donnerstagabend mit dem Grand Prix Literatur die höchste Literaturauszeichnung der Schweiz erhalten. Der 75-jährige Nessi, der Lyrik und Prosa schreibt, durfte den Preis von Bundesrat Alain Berset entgegennehmen.
Nessis «unaufdringliche Lyrik und die träumerische und doch realistische Tonalität seiner Prosa» haben die Jury überzeugt, wie das Bundesamt für Kultur (BAK) am Donnerstag in seinem Communiqué mitteilte.
In seiner Laudatio ergänzte Kulturminister Berset, der Autor wisse, dass sich das Grosse überhaupt erst im Kleinen zeige - das sei besonders wertvoll in einer Zeit, die «nach grossen Narrativen und Welterklärungen» dürste.
Nessi befasse sich mit dem Leben der gewöhnlichen Menschen, die im Schatten bleiben, ausgeschlossen von der Geschichte, «getilgt aus dem kollektiven Gedächtnis», umschreibt das BAK in seiner Mitteilung die Literatur des Preisträgers.
Der Tessiner, dessen Vorlass sich im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern befindet, zählt zu den am häufigsten in die anderen Landessprachen übersetzten Autoren. In der Deutschschweiz verlegt der Limmat Verlag seine Werke, zuletzt den Prosaband «Miló».
Nessi wuchs in Chiasso auf, wo er nach seiner Ausbildung zum Primarlehrer und dem Studium an der Universität Freiburg als Dozent für italienische Literatur tätig war. Der Autor arbeitete zudem als Journalist für verschiedene Medien.
Spezialpreis an Übersetzer Hartmut Fähndrich
Ausgezeichnet wurde am Donnerstagabend in der Nationalbibliothek auch der Übersetzer Hartmut Fähndrich. Er erhielt den ebenfalls mit 40'000 Franken dotierten Spezialpreis Übersetzung. Der gebürtige Deutsche übersetzt vom Arabischen ins Deutsche und zeichnet sich als Vermittler arabischer Literaturen aus. Er übersetzte etwa Werke von Sonallah Ibrahim, Nagib Machfus oder Ibrahim al-Koni.
Bereits seit Dezember bekannt waren die Preisträger und Preisträgerinnen der Schweizer Literaturpreise. Es sind in diesem Jahr Giovanni Fontana, Massimo Gezzi, Yves Laplace, Antoinette Rychner, Ruth Schweikert, Monique Schwitter und Leta Semadeni.
Letzter Grand Prix Literatur ging an Muschg
Der Grand Prix Literatur ging im vergangenen Jahr an Adolf Muschg, er war der erste, der die Auszeichnung des Bundes alleine bekam. 2014 erhielten den Preis zu gleichen Teilen Paul Nizon und Philippe Jaccottet, ein Jahr zuvor teilten sich mit Erica Pedretti, Fabio Pusterla und Jean-Marc Lovay drei Schreibende aus drei Landesteilen die Auszeichnung.
Erst seit letzten Jahr werden der Grand Prix Literatur sowie die «kleinen» Schweizer Literaturpreise an einer gemeinsamen Veranstaltung übergeben. (sda)