Opferzahl von verheerendem Brückeneinsturz in Genua steigt auf 37
Die Zahl der Toten nach dem Einsturz einer Autobahnbrücke im italienischen Genua ist auf 37 gestiegen. Es gebe 16 Verletzte, der Zustand von 12 sei kritisch, teilte die Präfektur am Mittwoch mit.
Unter den Opfern sind mindestens auch drei Minderjährige im Alter von acht, zwölf und dreizehn Jahren. Die Bergungsarbeiten an der Unglücksstelle gingen unvermindert weiter. Die Einsatzkräfte hätten in der Nacht «ohne Pause» nach Verschütteten gesucht, teilte Innenminister Matteo Salvini am Mittwoch beim Kurzbotschaftendienst Twitter mit.
Laut Ministerpräsident Giuseppe Conte konnten mindestens 16 Verletzte bereits gerettet werden, unter ihnen neun Schwerverletzte. «Man kann nicht wissen, ob es weitere Überlebende gibt», sagte ein Vertreter der Feuerwehr, Emanuele Gissi. Die Suche werde mehrere Tage andauern.
Suche geht weiter
Die leicht zugänglichen Bereiche seien bereits durchsucht werden, erläuterte Gissi. Nun würden grössere Betontrümmer verräumt, um die Suche auch auf schwer erreichbare Orte auszuweiten. Etwa 400 Mitglieder der Feuerwehr seien im Einsatz.
Nach Angaben des Zivilschutzes waren am Dienstag etwa 35 Autos und drei Lastwagen beim Einsturz der vierspurigen Morandi-Brücke im Westen von Genua etwa 45 Meter in die Tiefe gestürzt und wurden teils unter Betontrümmern begraben.
Die 1967 errichtete Brücke überspannte dutzende Bahngleise sowie ein Industriegebiet mit Gebäuden und Fabriken. Zum Unglückszeitpunkt wurden Wartungsarbeiten an der Brücke vorgenommen, überdies gab es ein Unwetter. Was genau die Unglücksursache war, war jedoch noch unklar.
«Tiefe Wunde»
Regierungschef Conte versprach nach dem Brückeneinsturz grössere Anstrengungen bei der Kontrolle der Infrastruktur. «Das, was in Genua passiert ist, ist nicht nur für die Stadt eine tiefe Wunde, sondern auch für Ligurien und ganz Italien», schrieb Conte auf Facebook.
Die Tragödie «verbrüdert alle» und dränge darauf, nach den Ursachen zu suchen, erklärte Conte. Er sagte der Bevölkerung zu, dass die Regierung einen ausserordentlichen Plan zur Kontrolle der Infrastruktur voranbringen werde. «Die Kontrollen werden sehr streng sein, denn wir können uns keine weiteren Tragödien wie diese erlauben.»
Rücktrittsforderungen an Autobahnbetreiber
Verkehrsminister Danilo Toninelli forderte derweil die Führung des Betreibers der eingestürzten Autobahnbrücke in Genua zum Rücktritt auf. Zugleich kündigte er an, dass dem Unternehmen die Lizenz zum Betrieb der Strasse entzogen werden solle und es mit Strafzahlungen von bis zu 150 Millionen Euro belegt werden könnte.
«Autostrade per l'Italia war nicht in der Lage, die Verpflichtungen aus dem Vertrag zur Verwaltung der Infrastruktur zu erfüllen», sagte Toninelli dem staatlichen Sender RAI 1. «Als erstes muss das Top-Management von Autostrade per l'Italia zurücktreten», forderte er in einem Facebook-Eintrag.
Autostrade gehört zur Atlantia Gruppe. Beide Unternehmen konnten zunächst nicht erreicht werden. (sda/dpa/afp/reu)
